[Internet] Es gibt Leute, die können gar nicht mehr anders, als mindestens halb- bis viertelstündlich den kostenlosen Messengerdienst WhatsApp auf ihrem Smartphone aufzurufen. Sie wollen wissen: Ist ihre Nachricht ("hallo bin jetzt zuhause") gelesen worden oder hat es schon eine Antwort auf ihre Frage ("Hast du gerade angerufen?") gegeben? Dazu muss unbedingt ständig nachgeschaut werden, was Freunde / Verwandte eben frisch im Status gepostet haben, um es eifrig zu kommentieren.
All das funktioniert sogar mit einem ollen Prepaidhandy, das eigentlich gar nicht mehr als Telefon genutzt wird. Sogar bei Menschen im Rentenalter. WhatsApp ist nämlich für jede/n sehr leicht erlern- und nutzbar. Im Laufe der Zeit kann es dann zu einem tollen Spielzeug werden, mit dem man Kontakt hält, ohne die warme Stube verlassen zu müssen.
Sehr verführerisch für Oma, die nur noch den Daumen heben muss :-)
Das Absetzen und Empfangen von Textschnipseln, Fotos / Bildern oder Hinweisen ("bei uns schneit es") geht faszinierend schnell. Auch auf die Reaktion von geposteten Kommentaren ("xyz ist bei Aldi gerade im Angebot") muss meistens niemand lange warten.
Kommas, Rechtschreibung oder geistiger Anspruch treten in der Regel sanktionsfrei in den Hintergrund. Und: Falls man mal seine Meinung oder die momentane Stimmung ausdrücken will, klaut man einfach etwas Passendes aus dem Internet...
Alles gut und schön, so lange niemand auf die Idee kommt, sensible Unterlagen (in Daumennagelgröße) jemandem über WhatsApp zukommen zu lassen. Bloß, weil so etwas ganz einfach funktioniert, heißt das nicht, dass das klug bzw. sinnvoll ist!
Auch endlose Sprachnachrichten zu schicken, kann höchst nervtötend für den/die Empfänger/in sein. Ebenso wie das Bestücken mit selbst aufgenommenen, speicherfressenden Videos und das Antelefonieren direkt über die App. Mit einem Klick wird hierbei eine VoIP-Verbindung hergestellt, die beim Gegenüber nicht als reguläre Telefonverbindung angezeigt wird und nie auf der Mailbox landet!
Den Fans dieses smarten Nachrichtendienstes beizubringen, dass seine Nutzung mit Risiken behaftet ist, kann Nerven kosten. Denn sie sehen / hören und registrieren die Lauschangriffe auf Mikrofon, Kamera und Speicher nicht - oder wenn persönliche Daten an den META-Konzern hinterrücks weitergegeben werden, wie z. B. Telefonnummern, Profilbilder und Nutzerinformationen.
Mehr dazu: www.schau-hin.info/sicherheit-risiken/kein-reines-chat-vergnuegen-die-risiken-bei-whatsapp/ <-KLICK
Die Krux ist, als emsiger Benutzer von WhatsApp verliert man die Begeisterung an langen Texten, die man zwecks Aufklärung über solche Probleme lesen müsste. Nein, man verblödet nicht automatisch, hat nur irgendwann keine Lust mehr aufs Nachdenken.
Da fetzt ja nix, es ist nicht unterhaltsam und raubt einem letztendlich den Spaß an der Freude
Doch Menschen, die sich nicht digitalisiert reduziert auf eine vorgegebene App fühlen möchten, wenden sich lieber echten Gespächen zu - mit allem, was dazu gehört: Blickkontakt plus Gestik, Mimik und Körperhaltung, das unmittelbare Spiegeln von Gefühlen und sichtbare Reaktionen schaffen eine authentische Atmosphäre.
Und am Ende ist Oma dann doch wieder alleine mit ihrem alten Telefon und ihrer WhatsApp-Sucht... *pffft*
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de