[Hessen] Man bestellt etwas in der Provinzapotheke. Auf dem Land ist nicht immer alles vorrätig. Nicht, weil es in diesem Fall einen Lieferengpass gäbe, sondern weil sie nicht alles "auf Verdacht" rumliegen hat. Vernünftig. Zudem wurde für die Kundschaft ein 24/7 Abholschalter eingerichtet, der per QR-Code auf der Quittung auch nachts das Bestellte rausgibt. So beklagt sich niemand. Nur eins läuft nicht rund: Das Denkorgan der Mitarbeiterin.
Bei der Aufnahme der Bestellung (weiterhin durch die große Coronascheibe) werden Verstehen und Notieren des Namens zum Problem. Drei Anläufe sind nötig, bis "Möllermann" dann endlich irgend-wie ankommt :-)))
Das zweite Grauezellen-Manko zeigt sich bei der Mitarbeiterin eines Arztes am selben Tag, bei dem eine Verordnung abgeholt wird. Als erstes ist der elektronische Versicherungsnachweis im Kartenlesegerät angeblich nicht lesbar.
Sie fragt: "Haben Sie noch eine andere Karte?"
Autsch - klar 10 Stück, denkt man.
Nach der Verneinung rubbelt sie mit ihren Fingern auf dem kleinen goldenen Chip herum. Leider kann man sie daran nicht hindern (Coronascheibe!). Danach funktioniert das Teil, das in den letzten Wochen unbewegt in der ledernen Brieftasche gesteckt hat, natürlich immer noch nicht.
Sie: "Gehen Sie zur Krankenkasse und holen Sie einen X-Schein."
Klar, hab ja sonst nix zu tun, denkt man.
Man schlägt vor, es noch einmal an einem anderen Lesegerät zu versuchen.
Sie: "Dann setzen Sie sich."
Doch man steht lieber...
Sie: "Dann warten Sie draußen."
TILT, man bleibt einfach stehen.
Inwischen kommen zwei weitere Patienten an den Schalter -> ACHTUNG: Die Erste ist in Vertretung ihres Bruders da, der Zweite bringt eine abgelaufene Karte mit.
Nach einer Weile fragt man nach, ob es geklappt hat.
Sie: "Die Karte ist abgelaufen."
AHA, trotz Gültigkeit bis Ende des Jahres???? Und wie konnte das Kartenlesegerät es herausfinden?
Bei Nachfrage, was da zu tun wäre, geht "es" (?) dann auch per Fax... (X-Schein von der Krankenkasse). Und man bekommt ein unübersichtliches Formular unter der Coronascheibe durchgeschoben.
Sie: "Unterschreiben Sie da." WO ??????????
Man bekommt ein kleines Feld gezeigt, in dem steht: "Ich bin Mitglied bei der Krankenkasse."
Sie: "Schreiben Sie in Vertretung."
Hä, ?????????? - Ich bins doch selbst!
KRICKEL... und hörbar: "Mit Ihnen ist heute etwas nicht in Ordnung."
Sie wiederholt gottergeben den Satz...
Und TSCHÜSS!
Hinweis: Da man seit Jahren ein bekannter Patient in dieser Praxis ist und die noch mehr als 2 Monate lang gültige Karte vorgelegt hat, hätten die Daten auch einfach per Hand eingetragen werden können. Siehe dazu bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung nach: www.kbv.de/html/egk.php
Abrechnungsschein - Formular für das Ersatzverfahren
Versicherte haben im Ersatzverfahren durch die Unterschrift auf dem Abrechnungsschein (Vordruckmuster 5) zu bestätigen, dass sie gesetzlich krankenversichert sind.
"Das Ersatzverfahren kommt zur Anwendung, wenn eine gültige elektronische Gesundheitskarte (eGK) vorgelegt wird, diese aber aus technischen Gründen nicht eingelesen werden kann, z.B. wenn die Karte oder das Terminal defekt ist... " Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Doch möglicherweise kann man die Angelegeheit wirklich besser mit der Krankenkasse klären, die rubbelt hoffentlich nicht mit fettigen Fingern auf der elektronischen Gesundheitskarte rum. UND NEIN, wir haben kein Verständnis für die Leute in der Branche, der nach langen Gutverdienerjahren nun die Medikamente und Mitarbeter ausgehen. WEIL wir Patienten nicht nur deren Stress aushalten mussen, sondern auch letztendlich die "Leidtragenden" sind... und die "Suppe auslöffeln" müssen, die uns die Branche einbrockt.
PS: Die Praxis war an diesem Tag keineswegs "überlaufen", das Wartezimmer so gut wie leer.
Quelle: Brigitta M-ö-l-l-e-r-M-a-n-n, HESSENMAGAZIN.de