Modellprojekt des Hessischen Sozialministeriums und des Landkreises Fulda
[Fulda] Die junge Frau, die auf dem Nachhauseweg überfallen und vergewaltigt wurde, der Jugendliche, der tätlich angegriffen wurde oder der jähzornige Familienvater, dem immer wieder „die Hand ausrutscht“. Das sind nur einige Beispiele, die den fünf Mitarbeiterinnen der Schutzambulanz in ihrer täglichen Arbeit begegnen.
Seit genau einem Jahr gibt es die Schutzambulanz Fulda. Sie als Modellprojekt eine geschützte Anlaufstelle für Opfer von Gewalt. Kernaufgabe ist die Erstellung einer gerichtsverwertbaren Fotodokumentation von sichtbaren Verletzungsfolgen sowie die Weitervermittlung an Hilfe- und Beratungsstellen. Weit mehr als 200 Betroffene haben bisher Kontakt zur Schutzambulanz aufgenommen. 78 Personen haben sich für eine Fotodokumentation entschieden.
„Die Betroffenen berichten uns, was passiert ist, und wir informieren über unser Angebot“, erklären die Mitarbeiterinnen. „Und wir vermitteln Kontakte zu passenden Institutionen wie beispielsweise Opferschutzorganisationen, Beratungsstellen, Frauenhäuser und Gesundheitseinrichtungen.“ Wenn Hilfesuchende Verletzungen aufweisen, die auf eine äußere Gewalteinwirkung zurückzuführen sind, besteht die Möglichkeit, eine gerichtsverwertbare Fotodokumentation anzufertigen. Dies kann in der Schutzambulanz selbst oder bei Bedarf im Krankenhaus erfolgen. Die Unterlagen und Asservate werden in der Ambulanz aufbewahrt und können im Falle einer Anzeige von Polizei oder Staatsanwaltschaft angefordert werden.
„In der Schutzambulanz geschieht grundsätzlich nichts ohne Absprache und das ausdrückliche Einverständnis der Hilfesuchenden, die sich darauf verlassen können, dass die Mitarbeiterinnen der Schweigepflicht unterliegen und alle Angebote der Schutzambulanz kostenfrei sind.“ Das Team der Schutzambulanz, das von zwei Ärzten des Kreisgesundheitsamtes unterstützt wird, ist an sieben Tagen in der Woche von jeweils 9 bis 18 Uhr über eine Notrufnummer erreichbar.
Zum Versorgungsgebiet der Schutzambulanz, die in ein weitreichendes Netzwerk eingebunden ist, gehören die drei Landkreise Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Vogelsberg. Der Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Fulda, Dr. Heiko Wingenfeld, betont: „Die Schutzambulanz trägt in ihrer Organisationsform und als Modellprojekt zur Schließung einer Versorgungslücke im Gesundheitsschutz bei. Sie unterstützt die Opfer interpersoneller Gewalt dabei, strafrechtliche, zivilrechtliche oder sozialrechtliche Schritte einzuleiten - wenn sie dies möchten.“
Um zu erforschen, wie Interventions- und Präventionsprogramme dauerhaft ins Gesundheitswesen integriert werden können, wird das Projekt von der Hochschule Fulda wissenschaftlich begleitet. Träger des Projektes, das noch bis zum 31. Dezember 2012 läuft, sind das Hessische Sozialministerium und der Landkreis Fulda. Betreut und supervidiert wird das Projekt durch die Rechtsmedizinischen Institute an den Universitätskliniken Gießen und Hamburg-Eppendorf. Ziel des Modellprojektes ist es, Regionen ohne rechtsmedizinische Institute als Multiplikator mit einem ähnlichen Versorgungsmodell auszustatten.
Info
Die Schutzambulanz ist täglich von 9 bis 18 Uhr (auch am Wochenende) unter der Telefonnummer 0661/6006-1200 erreichbar. Außerhalb dieser Anrufzeiten kann unter der gleichen Nummer eine Nachricht hinterlassen werden. Nur wenn ausdrücklich um Rückruf gebeten wird, erfolgt dieser zeitnah. Mehr dazu auf: www.schutzambulanz-fulda.de
Quelle Text: Fulda, Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de