[Deutschland] Wer glaubt, dass alle Bio-Produkte, die im Supermarkt als solche gekennzeichnet sind, einem Standard entsprechen, der irrt sich. Allein in Deutschland existieren mehr als 100 Bio-Siegel und Ökolabels. Alle Hersteller plädieren auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass Bio-Siegel unterschiedlichen Richtlinien folgen.
Neben den regionalen Öko-Siegeln bestimmen im Wesentlichen folgende Bio-Siegel den Markt:
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EU-Bio-Siegel: Dies ist das wohl bekannteste Bio-Siegel. Die Standards folgen der Europäischen Öko-Verordnung (EG-Öko-Verordnung). EU-weit wird sich auf faire Handelsbedingungen zwischen Händlern und Erzeugern fokussiert.
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Naturland-Siegel: Dieses Siegel existiert seit dem Jahre 1982 und kommt in 58 Ländern der Erde zur Anwendung. Die Richtlinien nehmen auf eine ökologische und sozial faire Wirtschaftspolitik weltweit Bezug. Der faire Handel wird mit der Zusatz-Zertifizierung „Naturland Fair“ bedient.
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Bioland-Siegel: Der Bioland-Verband wurde 1971 gegründet. Besonderen Wert legt die Organisation auf den Umwelt- und Naturschutz und auf das Wohl der Tiere. Gentechnik und der Einsatz chemischer Dünger und Pflanzenschutzmittel sind verboten.
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Biokreis-Siegel: Biokreis besteht seit 1979 und vergibt das Siegel „regional & fair“. Die Betriebe sind angehalten, ihre Rohstoffe aus dem näheren Umland zu beziehen. Die nachhaltige Landwirtschaft ist ein weiterer Schwerpunkt.
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Demeter-Siegel: Das älteste und strengste unter den Bio-Siegeln wurde im Jahre 1924 erstmals vergeben. Demeter-Landwirtschaft entspricht einem lebendigen Kreislauf der Natur. Kranke Tiere dürfen erst Antibiotika erhalten, wenn Naturheilverfahren nachweislich keine Wirkung gezeigt haben.
Unterschiedliche Standards
Kriterien für das weitverbreitete EU-Bio-Siegel
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Verzicht auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel
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Einhaltung einer festgelegten Anzahl an Tieren pro Quadratmeter Fläche
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artgerechte Tierhaltung
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Futtermittel aus biologischem Anbau
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Verzicht auf Gentechnik
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Einsatz von Antibiotika nur zu medizinischen Zwecken
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begrenzte Anzahl an Zusatzstoffen in verarbeiteten Lebensmitteln
Einige Unterschiede zwischen Bio-Siegeln macht folgende Übersicht deutlich:
Bio-Siegel |
Richtlinien und Vorgaben |
EU-Bio-Siegel |
20.000 Hennen pro Gebäude erlaubt 47 Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln erlaubt 14 Schweine pro Hektar Fläche erlaubt |
Demeter-Siegel |
3.000 Hennen pro Gebäude erlaubt 13 Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln erlaubt 10 Schweine pro Hektar Fläche erlaubt |
Bioland-Siegel |
6.000 Hennen pro Gebäude erlaubt 23 Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln erlaubt 10 Schweine pro Hektar Fläche erlaubt |
Folgende generelle Aussagen können getroffen werden:
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Erzeugnisse mit Bio-Siegel besitzen mindestens 95 Prozent Zutaten aus ökologischem Anbau
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Demeter-Produkte sind 100 Prozent Bio und enthalten mindestens 90 Prozent Demeter-Rohstoffe
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Produkte der Siegel von Naturland und Bioland bestehen zu 100 Prozent aus zertifizierten Zutaten
Welche Strafen drohen beim Missbrauch von Bio-Siegeln?
Tragen Lebensmittel ein Bio-Siegel ungerechtfertigt, können die Produkte umgehend aus dem Handel entfernt werden. Wer nachweislich eine Ordnungswidrigkeit mit Bio-Siegeln begeht, dem drohen Geldstrafen von bis zu 30.000 Euro.
Alle ausgezeichneten Produkte müssen den Richtlinien des ökologischen Landbaus entsprechen und werden regelmäßigen Kontrollen unterzogen. Für Missbrauchsfälle ist das Öko-Kennzeichnungsgesetz zuständig. Um das Strafmaß für die einzelnen Vergehen anzugleichen, wurde ein entsprechender Straf- und Bußgeldkatalog eingeführt. Schadensersatzansprüche werden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft als Marken-Inhaber verfolgt.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie im Ratgeber https://www.anwalt.org/bio-siegel/.
Quelle Text: Anwalt.org
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