[Main-Kinzig-Kreis] Mit und ohne Karl Lauterbach: Das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr im Main-Kinzig-Kreis warnt heute in einer Pressemeldung vor einer Zunahme der Infektionen - in diesem Fall ausnahmsweise mal nicht zum Thema Corona oder Grippe... sondern vor der Diphtherie, einer akut ansteckenden Infektionskrankheit, die insbesondere im Kindesalter auftritt. Sie wird durch Bakterien verursacht, die weltweit verbreitet sind.
Die Angstmacherei nimmt kein Ende...
Etwa ein bis fünf Tage nach einer Infektion der Atemwege bilden sich fest haftende Beläge in Nase, Rachen und/oder in der Luftröhre. Diese Membranen können die Atemwege komplett verschließen, so dass die Patienten ersticken.
Außerdem: Das Gift des Diphtherie-Bakteriums verursacht Organschäden, beispielsweise Herzversagen oder Nerven-Lähmungen. Einmal eingetretene Schäden können nicht mehr rückgängig gemacht werden, sie bleiben lebenslang bestehen. Deshalb muss bei Krankheitsverdacht sofort mit Antiserum und Antibiotikum behandelt werden.
Auch heute noch sterben trotz Intensivmedizin 5 bis 10 Prozent der Erkrankten.
Seit einigen Jahren wird eine Zunahme von Hautdiphtherie (ausgelöst durch Corynebacterium ulcerans) in Deutschland festgestellt. Auch im Main-Kinzig-Kreis wurde kürzlich bei einer ungeimpften Person eine Hautdiphtherie festgestellt, die höchstwahrscheinlich durch den Hund der Familie übertragen wurde. Die Diagnose wurde anhand eines Abstriches einer nichtverheilenden Wunde der erkrankten Person nachgewiesen. Der Hund wurde ebenfalls positiv auf den Erreger getestet.
Man vermutet seit langem, dass die Erkrankung auch von Haustieren übertragen wird. Normalerweise wird die Diphtherie im Mund- und Rachenraum nachgewiesen. In den vergangenen Jahren wurden aber vermehrt Infektionen an der Haut oder den Weichteilen beobachtet.
Als tierische Überträger konnten in der Vergangenheit überwiegend Wildschweine, Zooratten, Füchse, Bieber und Affen identifiziert werden. Eine belgische Studie, an der auch das hessische Landeslabor beteiligt war, belegte kürzlich, dass sich auch wildlebende Igel mit Diphtherie-Erreger infizieren können und somit zum Überträger dieser Krankheit werden.
Aber auch vermehrt Hunde und Katzen wurden als Überträger identifiziert. Die Haustiere sind somit als Überträger von C. ulcerans relevant. „Die Tiere müssen aber nicht zwingend selbst erkrankt sein. Dadurch werden leider nicht alle Erkrankungen erkannt“, erklärt Christoph Höhn, kommissarischer Leiter des Sachgebietes Hygiene und Umweltmedizin des Amtes für Gesundheit und Gefahrenabwehr. Sicher ist jedoch, dass die Hautdiphtherie in Deutschland vermehrt auftritt und die Übertragung höchstwahrscheinlich in vielen Fällen durch Haustiere erfolgt.
Die derzeit wirksamste Prophylaxe, um sich gegen die Diphtherie zu schützen, bietet die Schutzimpfung gegen diese Erkrankung. Sie verhindert weitgehend die Erkrankung und insbesondere schwerwiegende Krankheitsverläufe. „Bitte überprüfen Sie, ob Sie noch genügend Schutzwirkung gegenüber der Diphtherieerkrankung aufweisen“, rät Christoph Höhn.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Institutes empfiehlt die Diphtherie-Impfung als Standardimpfung für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Empfohlen wird die Grundimmunisierung im Alter von 2, 3, 4 und 11 bis 14 Monaten, gefolgt von einer Auffrischimpfung im Alter von 5 bis 6 Jahren und 9 bis 17 Jahren.
Da der Impfschutz im Laufe der Zeit nachlässt, wird im Erwachsenenalter eine Auffrischimpfung als Tetanus/Diphtherie-Impfung (bzw. einmalig in Kombination mit Keuchhusten (Pertussis)-Komponente oder bei entsprechender Indikation zusätzlich mit Polio-Komponente alle zehn Jahre empfohlen.
Personen, die regelmäßig oder auch nur gelegentlich mit Haus- und Wildtieren arbeiten, etwa Jäger, Tierärzte, Mitarbeiter von Igelstationen und Tierheimen, beziehungsweise mit ihnen in Kontakt kommen, sollten sich der Gefahr dieses bisher wenig beachteten Infektionsrisikos bewusst sein und dies im Umgang mit den Tieren berücksichtigen.
Schon nach einem kurzen Tierkontakt sind allgemeine Hygienemaßnahmen wie das gründliche Waschen mit warmem Wasser und Seife und gegebenenfalls auch die Desinfektion der Hände ratsam. Auch beim Umgang mit Igeln sollten geeignete Handschuhe getragen werden, die außerdem auch vor den Stacheln oder Bissen schützen. Um den Erreger nicht weiter zu verbreiten, ist bei der Pflege eine gründliche Desinfektion der Behausungen der Igel ebenfalls wichtig.
Weitere Informationen: www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/diphtherie.
Quelle: Pressestelle Main-Kinzig-Kreis, Ergänzungen: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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