Im Hanauer Wald verborgen: Reste des Klosters St. Wolfgang (c) HESSENMAGAZIN.de
[Hanau-Wolfgang / Main-Kinzig-Kreis] Nicht weit vom Hanauer Forstamt entfernt liegt die Klosterruine St. Wolfgang. Bekannt ist sie unter Wanderern und Hanauer Bürgern als Grillplatz der Bulau bzw. des Naturparks Hessischer Spessart. Im Zuge einer "Inwertsetzung" des alten Gemäuers aus dem 15. Jahrhundert wurde nach dem Freiräumen der Feuerwehr im September 2013 durch Dr. Guntram Schwitalla vom Landesamt für Denkmalpflege von Hessen, Wiesbaden, u. a. eine sechswöchige archäologische Grabung veranlasst.
Neben dem Säubern und Neuverfugen des historischen Sakristeigebäudes zur Sicherung der Bausubstanz war die Freilegung eines halbmondförmigen Hügels zwischen Brunnen und Kirche von besonderen Interesse. Archäologe Michael Müller als Grabungsleiter, ein Student und ehrenamtliche Helfer haben erwartungsgemäß interessante Funde gemacht.
Ausgrabungen am Kloster: Bald wird alles wieder zugeschüttet (c) HESSENMAGAZIN.de
"Möglicherweise sind es die Mauern des Refektoriums (Speisesaal) des Klosters aus dem späten Mittelalter, die wir freigelegt haben. Das Fundmaterial (Keramikscherben, Ofenkacheln und Tierknochen) lassen das vermuten," meint Müller, der nicht nur dem Hanauer Geschichtsverein sondern auch dem Denkmalbeirat der Stadt angehört. Für weitergehende Grabungen fehlen die Gelder. So werden am Ende die Ausgrabungsschnitte zwecks späterer Erforschung vorerst mit Erde erneut abgedeckt werden. "Dem ganzen Projekt wurden knapp 20.000 Euro bewilligt. Für eine gründlichere Erforschung bräuchten wir zusätzliche Sponsoren."
Neben der Sakristei: Ein freigelegter Treppenturm mit Scheinquadern gibt Rätsel auf (c) HESSENMAGAZIN.de
Als spannend empfindet er, dass sich durch die Ausgrabungen das bisherige Bild des Klosters verändert hat. Bis zu rund 80 cm dicke Wände umgeben einen großen Raum wenige Schritte neben der noch stehenden Sakristei, dem Nebenraum der Kirche. Der Fußboden ist mit Steinplatten belegt. Man fragt sich: Wurden in diesem "Klösterlein", in dem vier oder fünf Servitenmönche* etwa 40 Jahre lang lebten und arbeiteten, auch Reisende, die auf einer nahen Handelsstraße durch den Spessart zogen, bewirtet?
Archäologe Müller vermutet, dass hier möglicherweise auch eine Herberge stand (c) HESSENMAGAZIN.de
Das Gotteshaus des Klosters könnte dreischiffig gewesen sein
An dieser Stelle im Wald hat wahrscheinlich nicht nur eine Kapelle sondern eine Kirche mit mehreren parallel angeordneten Bereichen im Langhaus - Schiffe genannt - gestanden. Abgetrennt durch Säulen oder Pfeiler war den Besuchern des Gottesdienstes der breiteste und längste Raum, das Mittel- bzw. Hauptschiff, vorbehalten. Wie üblich ist auch hier der halbrunde Abschluss, die Apsis des Langhauses, hinter dem Chor nach Osten ausgerichtet. Zwischen den denkmalgeschützten, teilweise gut sichtbaren Grundmauern der Kirche befindet sich der Grillplatz. Ausführliches zum Kloster St. Wolfgang findet man bei Wikipedia: Hier <-KLICK.
Blick von innen in den abseits stehenden Turm (c) HESSENMAGAZIN.de
Der innen entkernte Turm, der mit seinen mehr als 10 Metern Höhe den ganzen Platz überragt, könnte nach heutigen Erkenntnissen eventuell Wohnzwecken gedient haben. Sitznischen an den Fenstern und Reste eines Kamins deuten darauf hin. Eine zugeschüttete Grube im Boden lässt einen Kellerraum vermuten, der noch untersucht werden soll. Am Ende werden nach ihrer Auswertung alle Erkenntnisse der Untersuchung zusammengefasst veröffentlicht und zudem auf einer neuen, zeitgemäßen Informationstafel vor Ort für Besucher des Platzes präsentiert werden.
Lichteinfall von Südwesten: Nachmittags erhellt ein magisches Licht den Turm (c) HESSENMAGAZIN.de
An der Aktion beteiligt sind neben der Stadt Hanau der Hanauer Geschichtsverein, das Landesamt für Denkmalpflege, Hessen-Forst sowie die hessenARCHÄOLOGIE. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt vom Bezirksarchäologen Guntram Schwitalla, der sich in der Vergangenheit bereits ausführlich mit der Klosterruine St. Wolfgang beschäftigt hat.
Mehr darüber bei Wikipedia: HIER <-KLICK
Gut zu wissen
Die Servitenmönche, Diener Marias, gehören zu einem in Florenz 1233 gegründeten katholischen Orden der "sieben heiligen Väter". Im 14. Jahrhundert erfuhr der Orden eine starke Verbreitung. In Folge entstanden in Deutschland dreizehn Klöster. Am Ende des 15. Jahrhunderts lebten rund 300 Serviten in siebzehn Klöstern. Nach einigen Ups and Downs wurden im Jahr 1888 alle sieben Ordensgründer heiliggesprochen. Danach wuchs die Zahl der Mönche weiter an, und in der ganzen Welt wurden Missionsstützpunkte errichtet. Mit dem Selbstverständnis des Ordens - enge Gemeinschaft, Dienst an den Mitmenschen, Hinwendung zu Maria - leben die Mitglieder des Bettelordens, die sich um die Ärmsten der Gesellschaft kümmern, heute auf allen Kontinenten der Welt.
Der Heilige Wolfgang ist ein volkstümlicher Heiliger. Sein Namenstag wird in der katholischen Kirche am 31. Oktober begangen. Er gilt als Patron und Schutzherr der Zimmerleute, Holzarbeiter, Schiffer, Bildhauer, Köhler, Holzfäller und Hirten sowie des Viehs, aber auch der unschuldig Gefangenen. Dargestellt wird er als Bischof mit Stab, einer kleinen Kirche, einem Buch plus einer Axt, einem Wolf oder dem Teufel, was auf seinen Missionseifer hindeutet. Wolfgang wurde um 924 im Badischen geboren und war Lehrer in Trier, bevor er in der Schweiz dem Benediktinerorden beitrat und Priester wurde. Im Jahr 972 ernannte ihn Kaiser Otto II. zum Bischof von Regensburg. Mit 70 Jahren starb er nach einem erfüllten Leben. Er reformierte die Klöster und war Zeit seines Lebens immer für Arme und Kranke da. 1052 wurde er posthum von Papst Leo IX. heilig gesprochen.
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