Rückblick ist doof. Man will alten Müll nicht noch einmal aufwühlen, sich an Mißerfolgen weiden oder sich mit Selbstmitleid bekleckern. Gut dagegen sind die Erkenntnisse, die man gewonnen hat im letzten Jahr. Allerdings schwingt dabei vielleicht auch ein Bedauern mit über eine Fehlentscheidung, die trotz aller Überlegungen nicht vorhersehbar war. Aus einem klein eingeschätzten Abenteuer ist eine halbe Katastrophe entstanden, gegen die man sich jetzt vehement zur Wehr setzen muss. Nun steht ein Rechtsstreit an, weil das Gegenüber selbstüberzeugt und dadurch überaus siegesgewiss seinen Irrtum in aller Starrsinnigkeit verteidigt.
"Am Leben krankt nur, wer gescheit. Gesunde Dummheit bringt es weit," hat schon Eugen Roth fabuliert. Das ist sarkastisch gemeint, ebenso wie dieser Satz von Albert Einstein: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
Und doch kombinieren manche Leute im Zuge einer gewissen "kognitiven Verzerrung" ihre Inkompetenz mit der Unfähigkeit objektiv zu bleiben. Das heißt, je weniger ihr Wissen auf Fakten oder Erfahrung beruht, desto mehr überschätzen sie es. WEIA, das nennt man auch "Dunning-Kruger-Effekt" <-KLICK und ist unsere Erkenntnis Nr. 1.
Der Glauben an das Gute auf dem Teller gerät ins Schwanken
Einst hat jede Hausfrau für die Familie täglich selbst gekocht. Das Gemüse kam aus dem Garten, der Sonntagsbraten vom örtlichen Metzger. Vati bekam natürlich keine Rouladen aus der Dose vorgesetzt, und im Laden um die Ecke lockten nie und nimmer halbfertige Nudelgerichte und übersüßte Fast-Frucht-Joghurts in einem Kühlregal.
Doch im Laufe der letzten Jahre wandelte sich das Angebot von der einfachen Tütensoße zu Bergen von Convenience-Produkten. Nun ist die moderne Familienmanagerin schon supergut drauf, wenn sie ihr Pesto selbst zusammenmixt und das eine oder andere Frischeprodukt auf dem Wochenmarkt einkauft. Allein die Tatsache, dass sie es eigenhändig in der wiederverwendbaren Tasche nach Hause trägt oder auf dem Rad transportiert, simuliert heile Welt. Selbst wenn der frische Kaninchenrücken aus einer Qualzucht anstatt vom Öko-Bauernhof stammt.
Die zweite Erkenntnis dieses Jahres ist also: Was selbst gekocht ist und gut schmeckt, kann nicht schlecht sein, glauben leider zu viele Menschen. Weder für die Umwelt noch für den Magen soll etwas schädlich sein, wenn es aus dem eigenen Kochtopf, dem Thermomix oder der Mikrowelle kommt. Trotzdem ereilt diese Mitbürger irgendwann Diabetes, hoher Blutdruck, Allergie und / oder Fettleibigkeit plus Reizdarm mit Flatulenz.
Schließlich gewöhnen sie sich daran, am Ende des Jahres die Medikamenten-Zuzahlung mit der Krankenversicherung abzurechnen. Immehin ist man ja chronisch krank.
Was hilft: Beim Blick in die Zukunft die Hoffnung nicht zu verlieren
Die puppenkleine elektrische Nähmaschine auf unserem Foto oben, steht für die hoffnungsvolle Absicht, kleine Risse damit schnell und unkompliziert zunähen zu können. Sie kann vorwärts und rückwärts, verheddert aber bei hastiger Bedienung den Faden, wenn man nicht aufpasst. So what. Es gibt noch ein kleineres Modell bei Westfalia <-KLICK, sowie ein größeres, recht teures Spielzeug bei Lidl <-KLICK. Zu denen könnte man denken: Die Hoffnung stirbt zuletzt :-)
Erkenntnis Nr. 3: Die philosophische Betrachtung "kleiner Risse" bringt uns zur Überzeugung, es doch lieber "oldschool" mit Nadel und Faden und per Hand zu versuchen. So kann man seine Probleme genauer von der Nähe betrachten und sie eventuell nachhaltig lösen. Dabei verheddert sich nichts und keiner schneidet einem ungefragt den Faden ab.
Quelle: Brigitta Möllemann, HESSENMAGAZIN.de