Provinz-Campingplatz: Während der Mittagspause bis 14:30 Uhr geschlossen (c) HESSENMAGAZIN.de
[Deutschland] Wer seine Ruhe braucht und sich in den Ferien nicht am Flughafen mit anderen Leuten stundenlang in der Schlange an Schaltern und vor Anzeigetafeln drängeln will, bleibt im Land. Sinnvoll - und anstatt in brütend aufgeheizten Städten unterwegs zu sein, fährt man hoffnungsfroh hinaus auf Land... um dann leider letztendlich in der Provinz zu landen. (So bezeichnete die adelige Obrigkeit früher ihre Ländereien - weit entfernt von ihrem hochkultivierem Leben im Schloss.) Dort draußen, so glaubt man, ist die Welt bestimmt noch in schönster Ordnung, die Wirte freundlich und das Essen besonders gut und reichlich.
Fehl gedacht. Viele Wirte wissen längst, wie man zu Geld kommt. Auch, wie man es einspart, indem man z. B. fertig eingekaufte Schnitzel in der Friteuse "brät". Denn den schlimmsten unter ihnen sind die selten vorhandenen Gäste ziemlich "wurscht": Sie kommen ja eh' nicht wieder! Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Doch da ist die Hütte immer so voll, dass man seinen Tisch vorbestellen muss.
Was die Servicezeiten anbelangt, herrscht beim Landvolk die Überzeugung vor: Mittagspausen müssen lang und breit sein, am Samstag endet die Öffnungszeit in den Läden bereits nachmittags, Montag plus Dienstag ist Ruhetag für die Kneipe. Und wenn das Wetter schlecht ist, wird erst gar nicht aufgemacht. Sie glauben es nicht? Dann testen Sie es doch mal und versuchen Sie ein warmes Mittagessen am Mittwoch um 13:30 Uhr in einer einsam gelegenen Landgaststätte zu bekommen :-)
So ist es kein Wunder, dass Reisewillige sich entschließen, lieber mit kleinen Häusern auf Rädern durchs Land zu bummeln. In den Kühlschrank stapeln sie fertiges leckeres Essen für alle Fälle, am Abend steuern sie einen der vielen Wohnmobil-Parkplätze an, bezahlen 5 bis 10 Euro für die Nacht und stellen die Pfanne auf den Gaskocher. Nach dem Abendessen unternimmt man vielleicht noch einen kleinen Spaziergang, hält einen Schwatz mit Gleichgesinnten auf dem Stellplatz, um dann wohlig und in der Gemeinschaft sicher in seiner eigenen Bettwäsche im Alkoven zu schlafen.
Es war ein Lernprozess
Angefangen hat dieser Trend im Anfang der Coronzeit. Damals, als die Grenzen dicht gemacht wurden und alle Angst hatten, dewegen vielleicht wochenlang nicht mehr nach Hause zu kommen: Flüge wurden ad hoc gestrichen, Quarantänen in "Abschiebehotels" verhängt.
Den zweiten Schub für die Entwicklung gab es mit der von oben zwangsweise verordneten Schließung von Gaststätten. Ohne nötige Kreativität (Rutsche am Küchenfenster für telefonisch vorbestelltes Essen), gingen viele Wirte letztendlich wegen fehlender Einnahmen schlicht und einfach pleite. Jene, die überlebten, müssen nun versuchen, das Loch in der Kasse aufzufüllen und wieder Personal zu finden.
In der Folge kaufte sich jeder mobilitätswillige Bürger, der es sich leisten konnte, ein Wohnmobil. Damit konnte man (und frau :-) unterwegs sein und musste nicht zu Hause rumsitzen. Schlussendlich waren während der Coronazeit alle auf Entdeckungsreisen in Klein-Deutschland und parkten jeden freien Platz zu, der nicht geschlossen war. Sie fielen ein "wie die Heuschrecken": Rückblick <-KLICK.
Wanderparkplatz an der Herchenhainer Höhe im Hohen Vogelsberg (c) HESSENMAGAZIN.de
So what: Am Ende reagiert die Obrigkeit - wie üblich mit Verbot :-)
TROTZDEM gibt es hier Tipps
Ferien auf dem Land - urig, historisch, erholsam
[Hessen] Es geht in diesem Jahr zur Abwechslung vielleicht einmal zu hessischen Landquartieren. Zur Auswahl stehen nicht weit entfernt: Gutshöfe mit Zirkuswagen, Reiterhöfe mit Bioflair und sogar ein Märchen-Bauernhof speziell für Kinder. 55 und mehr davon sind über die Seite hwww.landreise.de/suche?page=1&state=235 zu finden.
Die Preise sind sehr unterschiedlich - je nachdem, ob man mit dem Zelt anreist (ab 10 € pro Nacht) oder ein Ferienhaus mietet bzw. in einem edlen Landhotel wohnt. Geboten werden in der Regel für die Kleinen Spielplätze, für die Großen ein Platz fürs Lagerfeuer oder zum Grillen, Streicheltiere, Fahrräder zum Ausleihen und Planwagenfahrten. Sogar für Senioren macht man sich Gedanken und lässt oft auch das Mithelfen in der aktiven Landwirtschaft zu.
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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