Herbstwald im November: Die letzten Blätter hängen an den Bäumen (c) HESSENMAGAZIN.de
Der alte Tod und die neue Kunst zu leben
[Hessen - Welt] Der Tod war in früheren Zeiten ein ständiger Begleiter der Menschheit. Krankheiten führten nicht selten zum frühen Exitus, Kriege wurden meistens bis zum bitteren Ende geführt. Vielleicht dreht sich deswegen in alten Märchen und Geschichten vieles um den Gevatter Tod, der vermag, unser Lebenslicht auszulöschen, den unheimlichen Sensenmann, der nachts an die Tür klopft, Geister und Engel auf Erden oder unsere letzte Reise - eventuell in die Hölle.
Die Kirche besaß damals große Macht und Einfluss, und der einfache Mensch fürchtete sich ihretwegen hauptsächlich vor dem Fegefeuer. Fromme Christen beteten sich besorgt um ihr Seelenheil hinauf in den Himmel. Auf unseren Friedhöfen spiegelt sich bis heute viel von dieser Kultur wieder. Betende Hände und Engelsfiguren haben immer noch Konjunktur.
Doch wo bis vor einiger Zeit Gruft und schmucke Totenkapelle zum Standard gehörten, sind nun durch sinkende Bestattungszahlen teilweise leere Grabfelder zu finden. Die "Kunden" bleiben weg, sie wandern ab zu Naturbestattungen mit biologisch abbaubaren Urnen in privaten Friedwäldern und naturnah angelegten Wäldern. In solchen speziellen Ruheforsten kann ein Platz für 99 Jahre gesichert werden. Derweil bleiben kommunale Verwaltungen auf den Kosten für die Erhaltung und Sanierung von Friedhofsgebäuden sowie den nötigen Pflegearbeiten sitzen.
Von der Geburt über die Gründung einer Familie bis hin zum Altern führt der Kreis des Lebens. Der Weg jedes Menschen auf der Erde endet mit dem Tod. Mancher von ihnen möchte sich am Ende gerne unter einem schönen, alten Baum bestatten lassen. Die Zurückgebliebenen finden dann Trost bei dem Besuch des Waldes oder im öffentlichen Park mit Friedwald.
Manche Städte grübeln deswegen bereits über die "Anforderungen eines modernen, bedarfsorientierten und wirtschaftlich tragfähigen Friedhofswesen mit geänderten Gebühren" nach - zum Beispiel die Stadt Frankfurt, die im September 2013 ein Symposium in der Trauerhalle ihres Hauptfriedhofs veranstaltete. Dabei plädierte sie für viel Transparenz im öffentlichen Dialog. In einem Projekt namens "Friedhof 2020" sollen jetzt neue Wege gefunden werden.
Zunehmend kann man als preiswerte Alternative dort jetzt Grabstätten erwerben: in einzelnen Kammern von Urnenwänden oder im Trauerhain, einer Gemeinschaftsgrabstätte mit kleinen Namensschildchen im Rasen unter Bäumen. Diese werden von den Friedhofsverwaltungen gepflegt. Großen Aufwand mit Grabschmuck und Stein muss niemand mehr betreiben. Gleichzeitig bleiben die Vorteile eines Friedhofes erhalten mit Ruhebänken, fließendem Wasser, bereit gehaltenen Gießkannen und Mülltonnen, sanitären Einrichtungen und Winterdienst.
Grabmal auf dem Frankfurter Hauptfriedhof (c) HESSENMAGAZIN.de
Der Friedhof als Erholungsraum
Einmal im Jahr wird seit 2001 am dritten Septemberwochenende in Deutschland der "Tag des Friedhofs" begangen. Ein Verbund aus Friedhofsgärtnern und Floristen, Bestattern und Steinmetzen, dazu Friedhofsverwaltungen und Religionsgemeinschaften will bei dieser Gelegenheit zeigen, dass der Friedhof "kein Ort wie jeder andere" ist.
Obwohl er schon immer ein Platz für unsere Verstorbenen und ein Ort der Trauer, des Friedens und der Erinnerung war, ist er in der Regel bewusst gestaltet als grüne Oase, abgeschottet mit Tor und Mauer. Drinnen zeigt sich anhand von Skulpturen und Grabmalen unsere Kultur und sogar ein Teil der örtlichen Lokalgeschichte. Auf dem Areal finden manche Ruhe vor der Hektik des Alltags, lesen, gehen spazieren und entspannen sich, um Kraft zu schöpfen.
Quelle: Brigitta Möllermann (bm) HESSENMAGAZIN.de
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