[Hessen - Deutschland] Ende Oktober, wenn sich in den Geisternächten die Schleier zwischen dem Hier und der Anderswelt lüfteten, öffneten sich für die Kelten die Elfenhügel. Auch die alten Römer fürchteten Anfang November das offene Tor zur Unterwelt. Viele Menschen glaubten in früheren Zeiten, wenn die Ernte eingebracht war, die Spätherbsttage kürzer wurden und das Vieh zurück in die Ställe getrieben worden war, dass die Seelen der Verstorbenen zurück auf die Erde kehrten. Um das Schicksal milde zu stimmen, feierte man deswegen ein Fest für die Toten, betete für ihre Seelen, die im Fegefeuer gereinigt wurden und buk ihnen Hefezöpfe als Gabe.
So mancher tanzte zum Vertreiben böser Geister um ein symbolisches Feuer. Andere schnitzten Rübengeister mit dämonischen Spukfratzen und beleuchtete sie mit Kerzen von innen, um sie als abschreckende Wache auf dem Hof aufzustellen. Wer konnte, versuchte sich mittels Wahrsagerei gegen übernatürliche Kräfte zu wappnen. Auf dem Kirchhof wurden die Gräber gesegnet und Lichter darauf angezündet.
Viele der heidnischen Riten übernahmen die Katholiken in Irland. Einige wanderten im 18. Jahrhundert nach Amerika aus und nahmen ihre Bräuche in die neue Welt mit. Und wie die Amerikaner so sind, die sogar unserem Weihnachtsmann als ihrem Santa Claus einen roten Anzug verpasst haben, gaben sie der Nacht vor Allerheiligen mit einer ausgehöhlten Kürbislaterne ein Gesicht. Damit wurde aus dem kirchlichen Feiertag ein kommerziell-weltlicher, für den heute man herrlich gruselige Kostüme und Dekorationen kaufen kann.
Süßes oder Saures - Trick or Treat
Was zu einem richtigen Volksfest in den USA geworden ist, macht auch den Europäern seit den 1990er Jahren Spaß. Wir lieben ebenfalls den schaurig schönen Schabernack und ausgelassene Halloween-Partys. Als Gespenster, Teufel, Hexen, Geister, Monster und Vampire, Zauberer, Feen, Fledermäuse, Skelette, Zombies feiern wir eine Art Kostümfest. Kinder ziehen abends in der Nachbarschaft umher und verlangen an den Haustüren Süßigkeiten, damit sie die Streiche unterlassen. Wer freigiebig ist, wird verschont.
Große und kleine Partygäste kommen gruselig verkleidet und geschminkt zu den Events, die überall um den 31. Oktober herum gefeiert werden. Masken, Perücken, falsche Monsterzähne und Theaterblut sind zu dieser Zeit in jedem Supermarkt oder Kaufhaus zu bekommen. Natürlich kann man auch selbst kreativ werden und sich eine Verkleidung oder "erschreckende" Dekorationen selbst basteln. Niemand muss nähen können. Stoffe werden schlichtweg mit Schere und Kleber bearbeitet und dann zünftig mit Farbe bepinselt.
Glühende Augen, die im Dunklen hängen, stellt man ganz einfach aus leeren Küchenpapierrollen her. In die Pappe werden mehrere Löcher geschnitten oder hinein gebohrt. Ins Innere klebt man Leucht-Knickstäbe und hängt das Ganze an einem Faden auf. Ähnlich Gespenstisches kann man aus Luftballons anfertigen. Schrille Zierden bekommt man z. B. durch mit Licht "aufgeladene" Steine, Pappgesichter und Hölzer, die mit vorher Leuchtfarbe aus dem Bastelgeschäft (NighTec) angemalt wurden.
Auch das Essen und Trinken kann monsterartig angerichtet werden. Kleine Tierchen stehen auf dem Tisch: Halbierte Bananen, mit Kokosstreuseln unkenntlich gemacht. Muffins bekommen Vampirzähne aus Mandeln, schwarze Sepianudeln treffen auf rotes Ketchup, und Würstchen werden als "Fingerfood" zurecht gelegt. Im Gummihandschuh Gefrorenes schwimmt in der Bowle. Rezepte gibt es reichlich im Internet, in Zeitschriften und längst sogar als E-Book und App.
Eines der größten Spektakel in Deutschland ist das Halloween Festival auf Burg Frankenstein in Darmstadt. Bis zu 20.000 Besucher kommen jedes Jahr in die Burgruine, die schon seit den 1970ern Treffpunkt für Freunde des organisierten Grusels ist. Dutzende Laiendarsteller werden extra für dieses Fest gecastet, um als Henkersknechte, Vampire, Zombis und Werwölfe auf der Burg ihr Unwesen zu treiben.
Quelle: Brigitta Möllermann (bm) HESSENMAGAZIN.de
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