Redaktionshund Leo nach seinem 'Frühstück': Pille in Leberwurst, Käsewürfchelchen + 1 Kaustange (c) HESSENMAGAZIN.de
[Hessen] Wir Zweibeiner, Weltbeherrscher mit aufrechtem Gang, können es nicht lassen, unseren Haustieren menschliche Eigenschaften und Emotionen anzudichten. Tja, kaum hatten unsere Vorfahren einen hungrigen Wolf aus dem Wald auf den Hof gelockt, waren sie doch glatt der Meinung: "Der ist uns dankbar." Dabei blieb das gewitzte Tier nur in unserer Nähe, um den nächsten Happen Futter nicht zu verpassen ;-)
Schlimm verpeilt ist in diesem Sinne auch die Aussage: Wir haben einen Hund "adoptiert"
Rechtlich gesehen würde das bedeuten, dass er nun mit uns verwandt ist und uns im Zweifel sogar beerben könnte. Bis dahin wären wir für ihn verantwortlich und "zum Unterhalt verpflichtet".
So what.
Doch per Gesetz gilt der Hund lediglich als Sache. Er wird bei einer Scheidung zum Beispiel dem Hausrat zugeordnet. Und, falls er sich einmal auf seine wölfischen Wurzeln besinnt und im Wald Rehe und Hasen jagt, kann ein Jagdpächter ihn sogar erschießen. Dieser muss nur behaupten, das unangeleinte Tier hätte ohne Aufsicht gewildert - und hebelt damit unter bestimmten Voraussetzungen das Tierschutzgeschutzgesetz aus.
So what.
Trotz alledem ist ein Hund für uns Menschen als Begleiter im Leben sehr wertvoll. Da er im "Hier und Jetzt", also in der Gegenwart lebt, ist er nicht nachtragend. Er plant auch im Voraus keine Hinterlistigkeiten. Selbst das verhätscheltste Exemplar zeigt immer wieder zwischendurch den Willen, unseren Anweisungen Folge zu leisten. Und belügen kann er uns auch nicht.
Damit besitzt so ein Vierbeiner alle guten Eigenschaften, die wir uns prinzipiell von einem Freund wünschen. Auch, wenn der Hund ab und zu streng riecht, überall Haare verliert und mit nassen schmutzigen Pfoten ins Haus rennt, räumen wir ihm einen Platz in unserem Herzen ein.
Das machen sich manche Medien zunutze, um unser Mitleid für die anderen (vernachlässigten) hervorzulocken und kräftig auf die Tränendrüse zu drücken. Weil DIE (im Tierheim / auf der Straße / an der Kette) es (noch) nicht geschaftt haben, ein Zuhause (?) zu finden. Also wird eifrig Werbung für sie gemacht: im Fernsehen, online und in der Zeitung. Am liebsten werden sie emotionell weichgespült präsentiert mit weinerlichen Blick.
Ein passendes Beispiel liefert gerade das Online-Magazin Osthessen-News.de samt reißerischer Schlagzeile und einem beeindruckenden Bilderreigen sowie Verlinkung zum vorjährigen Bericht aus dem Tierheim:
https://osthessen-news.de/n11769508/bei-eisiger-kalte-in-einer-box-entsorgt-oder-als-spielzeug-ausrangiert.html
Wie wäre es, wenn wir einen ebenso anrührenden Artikel lesen könnten über einem Besuch im Altenheim?
Wir (Leo und seine Chefin) haben es "gewagt", ein Haus voller abgelieferter Senioren/innen in letzter Zeit mehrfach aufzusuchen. Dort werden alte und hilfsbedürftige Menschen ebenso gut gefüttert und gebettet wie unsere bemitleidenswerten Vierbeiner in den Tierheimen. Mittags dürfen die noch moblien Personen in ihren Rollstühlen oder mit diesen unhandlich-hakeligen Rollatoren herumwackeln bis es Abendessen gibt - oder je nach Gusto an Beschäftigungssprogrammen teilnehmen.
Vieles läuft ähnlich wie in den Auffangstationen für Tiere. Hin und wieder kommt der Arzt vorbei, ebenso wie der eine oder andere Gassigänger. Doch die Menschen stehen nicht zur Vermittlung. Die will schon jetzt keiner mehr in seinem privaten Zuhause haben. Zu schwierig wäre es, ihr Fell zu striegeln, sie Treppen hinauf zu bekommen oder ihnen die frische-kalte Winterluft - wenigstens für einen kleinen Spaziergang - schmackhaft zu machen.
Außerdem vertragen ihre alten Mägen nicht mehr jedes Futter, und die mürrisch abgerutschten Mundwinkel bekommt man garantiert nicht mehr nur mit einem Leckerli wieder in freundliche Höhen. Zudem gibt es unter den Insassen bzw. Bewohnern erfahrungsgemäß kaum welche, die noch an gravierend anderen Situationen interessiert sind. Oftmals haben sich schon lange Mutlosigkeit und Dauerfrust bei diesen, unseren MITMENSCHEN breit gemacht, die jetzt keine Aufgabe im Leben mehr haben.
Im Weiterleben hat die lebensfrohe 80-jährige Frau am sibirischen Baikalsee einen Sinn gefunden. Sie ist mitzuerleben in einer wundervoll tröstlichen und sogar wahren Story, gefilmt im Jahr 2022. Zwei Jahre zuvor berichtete die Deutsche Welle schon einmal über Lubow Morechodowa als "Die Eisläuferin vom Baikalsee" <-KLICK
Ob diese russische Babutschka, die damals ganz allein wohnte - nur in Gesellschaft von Hunden und ihren Kühen - heute noch munter ist, würden wir uns wünschen: www.arte.tv/de/videos/104026-000-A/die-alte-frau-und-der-see/ <-KLICK.
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de