[Moderne Welt] In früheren Zeiten sorgte man mit der Familie grundsätzlich für Nachwuchs, also Kinder. Die sollten einen später am Leben halten, wenn man alt und kaputtgeschuftet hinter dem Ofen oder auf dem Altenteil landete. Da wir uns heute jedoch nicht mehr alle unbedingt bei der Arbeit körperlich zugrunde richten müssen, brauchen wir Nachwuchs eigentlich nur, damit er in die Rentenkasse einzahlt. Und weil frau zudem gerne arbeiten geht, anstatt Kinder großzuziehen, ist die Spezies Mann = Familienernährer so gut wie ausgestorben.
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Fazit: Es ist keine "Schande" mehr, sich zu verpaaren und NICHT für Nachwuchs zu sorgen. Die Gesellschaft hat "Kinderlosigkeit" akzeptiert, kaum jemand spricht noch von "Egoismus zu zweit".
Im Gegensatz zum Singledasein hat man darüber hinaus den Vorteil, jemanden an der Seite zu haben, der beim Einkaufen, Hausputz und Geldherbeischaffen mitmacht. Und wird man sich in puncto Urlaub einig, verreist man in diesem Jahr zusammen ans Meer und im nächsten in die Berge. Motto: Ich liebe das, was du liebst. Und wenn nicht, lerne ich es zu lieben und stelle meine Bedürfnisse / Wünsche / Vorlieben hintenan.
Symbiotisch vereint oder wundervolle Zweisamkeit...?
Einerseits ist es herrlich, nicht alleine auf der Welt herumzustolpern und schöne Erlebnisse nicht immer "nur" mit Freunden / Zufallsbekanntschaften oder Teilnehmern einer Gruppe bzw. Mitgliedern seines Vereins teilen zu können. Andererseits zeigt eine Symbiose (Wikipedia: Vergesellschaftung von Individuen zweier unterschiedlicher Arten, die für beide Partner vorteilhaft ist ;-) mit der Zeit oft auffällige Tendenzen zur Abhängigkeit.
Wie Pech und Schwefel
Anfänglich wirkt ein Paar, das zusammengefunden hat, wie eine ideale Beziehung. Als Doppelverdiener leistet man sich zudem mehr Luxus als jene Menschen, die Geld sowie Zeit mit Hosenmatzen teilen müssen. Irgendwann aber darf man(n) vielleicht nicht mehr ohne die Liebste seinem Hobby frönen... Oder SIE bekommt beleidigte Reaktionen, wenn sie sich mit Freundinnen zum Stadtbummel ohne ihn (!) verabreden möchte.
Dann darf oder kann Schwefel nicht mehr ohne Pech... oder andersherum: Pech geht nicht ohne Schwefel....
Sogar Wikipedia sieht Symbioseformen kritisch:
- Protokooperation (Allianz): Lockerste Form einer Symbiose: Beide Arten ziehen zwar einen Vorteil aus dem Zusammenleben, sind aber ohne einander gleichwohl lebensfähig.
- Mutualismus: Regelmäßige, aber nicht lebensnotwendige Beziehung der Symbionten.
- Eusymbiose: Die Partner sind alleine nicht mehr lebensfähig.
Beispiel: So kultivieren Blattschneiderameisen in ihrem Bau Pilze, von denen sie sich ernähren; die Pilze wiederum können sich ohne die Ameisen nicht vermehren...
"Die Liebe mit dem Fuß um den Hals" nannte unsere Oma Erna erdrückende Beziehungen, bei denen möglicherweise sogar Außenstehende eifersüchtig weggedrängt werden. Der Psychoanalytiker Erich Fromm, der den Bestseller "Die Kunst des Liebens" geschrieben hat, erklärte alles etwas umständlicher, aber auf der sozialen Ebene durchaus verständlich.
Wikipedia Zitate dazu:
"Fromm unterscheidet verschiedene Formen der unreifen Liebe, die er als symbiotische Bindung kennzeichnet: Neben der biologischen Symbiose von Mutter und Fötus unterscheidet er den Masochismus, den er als passive Unterwerfung unter einen Menschen oder eine Sache definiert, die den Charakter eines Götzen hat, und den Sadismus als aktive komplementäre Variante. Nur die Liebe eines reifen Menschen wahrt die eigene Integrität und Individualität. Eine solche echte Liebe kann niemals auf der Leidenschaft als treibender Kraft beruhen, sondern muss auf freiem Willen und Einsicht basieren. Diese Liebe ist außerdem primär gebend, nicht nehmend."
"Krankhafte Unterformen sind die neurotische Liebe (Übertragung von Gefühlen auf die geliebte Person, meist mit Erwartungen und Befürchtungen verbunden), vergötzende Liebe (extreme Idealisierung einer Person, oft mit Unterwerfung und Hörigkeit verbunden), die sentimentale Liebe (Erfahrung der Liebe in der Phantasie, Lust am Gefühlszustand der Verliebtheit), die abstrakte Liebe als Gedanken, aber ohne Zeit aufzuwenden für den anderen und die projektive Liebe als Beschäftigung mit den Fehlern und Schwächen der geliebten Person, während man seinen eigenen Problemen aus dem Weg geht."
Last but not least: "Liebe ist eine Aktivität, in der sich eine Beziehung entwickelt, kein passiver Affekt, dem man verfällt."
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Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de