[Muttertag 2024] Alle kleinen und großen Kinder schenken heute ihrer Erzeugerin Blumen und laden sie zum Essen ein. Das ist brav, und gibt allen Muttis ein wenig Dank zurück fürs viele Wäschewaschen, Schularbeitenhelfen, nachts am Bett wachen in Fieberzeiten, Fahrrad-Moped-Auto-kaufen, Taschengeldzahlen, Führerscheinbezahlen, Frühstücksbrotschmieren und Mittagessenkochen ... usw. Alles gut soweit, bis das groß gewordene Kind eine andere feste Dauer-Beziehung eingeht und die Mutter möglicherweise als lästig empfindet, wenn sie sich einmal pro Woche nach dem werten Befinden erkundigt.
Ja, es ist der Lauf der Dinge, dass Nesthocker irgendwann aus dem Kinderzimmer ausziehen, um sich ein eigenes Zuhause - oft mit farbigen Ikeamöbeln und stoßfestem Geschirr ohne Goldrand - einzurichten. Dabei kann es durchaus auch passieren, dass zurückliegende Regeln und Gewohnheiten als DOOF abgewertet werden und Mutti nur noch als störendes Fossil für den Raketenstart ins eigene Leben angesehen wird. Zwischendurch aber dringend gebraucht wird, wenn die Girocard mal wieder vom Bankautomaten einbehalten wurde bzw. der neue eigene Hund wegen einer Auslandsreise zwei Wochen lang untergebracht werden muss.
Muttis Tür steht immer offen... oder etwa nicht?
Nächstes Jahr ist ein Vierteljahrhundert vergangen. Alle Kinder, die 2000 geboren wurden, sind dann 25 Jahre alt und gelten offiziell als vernünftig und richtig erwachsen, denn bis dahin sollte der präfrontale Cortex ausgewachsen sein. Dieser Teil des Großhirns, der Frontallappen, ist zuständig für die Bewegungssteuerung sowie das kognitive, vorausschauendes Denken und Planen.
Jetzt kann Mutti aufatmen, das Kind wird hoffentlich gute Entscheidungen treffen und seine Wünsche und Bedürfnisse besser als je zuvor aufeinander abstimmen. Auch Aufmerksamkeit und Konzentration sollen kein vernachlässigtes Thema mehr sein: ihr Job ist damit erledigt.
Trotzdem ist es schön, wenn Respekt und Achtung in dieser langjährigen Beziehung übrigbleiben. Und zwar auf Augenhöhe und nicht herabschauend!
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de