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Die Natur im Zugriff des Menschen

Die Geschichte im Schnelldurchlauf

Am Anfang war die Natur (c) HESSENMAGAZIN.de
Am Anfang war die Natur - Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de

Vom Homo erectus zum Neandertaler und zum Homo sapiens

Viele tausend Jahrhunderte schlugen die Menschen der Urzeit sich als nomadische Jäger und Sammler durch, bis sie sesshaft werden konnten. Eine wichtige Voraussetzung dafür war ein Ackerstück - einerseits zur laufenden Nahrungsproduktion und andererseits für die Herstellung von Essensvorräten. Um mehrere Felder anlegen zu können, musste meistens Platz durch Rodung des Waldes geschaffen werden. Mit den gewonnenen Stämmen und Ästen konnte zweckmäßigerweise gleich der Unterschlupf gebaut werden.

Ein Jungsteinzeitmensch, der vor rund 5.000 Jahren für die Ernährung seiner Sippe im späteren Europa einen Acker anlegte, registrierte bestimmte Gesetzmäßigkeiten der Natur. Es brauchte passende Komponenten, um Verwertbares zu ernten: gute Erde, ausreichend Wasser und besondere Pflanzenkeime sowie entsprechende Temperaturen, Wind, Licht oder Sonne. Dazu war noch ein Quantum eigene Geduld vonnöten, um warten zu können, bis alles reif war. Über den Sommer kam man mit dem Sammeln von Kräutern, Beeren, Nüssen und Pilzen zurecht. Den Rest musste die Menschen sich erjagen. Doch wovon lebte die Familie während der Wintermonate?

Der Beginn der menschlichen Herrschaft über Pflanzen und Tiere

Noch hielten sich die Eingriffe der Menschen in die Natur in engen Grenzen. Die Sippe bearbeitete lediglich den Boden hinter der Hütte oder vor ihrer Höhle. Ihre geernteten Pflanzen, gesammelten Samen und Wurzeln stapelten die Menschen in ihrem direkten Umfeld. Hinzu kamen eventuell getrocknete Früchte, Honigwaben und Vogeleier, Schnecken, Muscheln, Schildkröten und Fisch. Das Wasser trank man aus dem nahen Bach. Wer sich weit von der Siedlung entfernte, riskierte ausgeraubt zu werden oder Opfer von wilden Tieren und Naturgewalten zu werden.

Hütte im Sumpf  - Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de
Hütte im Sumpf  - Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de

Mit der Beherrschung des Feuers und dem Schmieden eiserner Waffen begann der Siegeszug des Allesfressers Mensch auf der Erde. Körperliches Wohlbefinden und Zufriedenheit waren nun besser zu steuern. Da lohnte es sich, effektivere Kauwerkzeuge, ein größeres Gehirn und gute Ideen zu entwickeln. Von den Nachkommen überlebten ab jetzt immer mehr, die Menge der Zweibeiner auf der Erde wuchs.

Die Entwicklung

Nützliche Informationen zur Herstellung von Werkzeugen, Geschirr und Waffen wurden in sesshaften Sippen normalerweise mündlich zwischen den Generationen weitergegeben. Vieles davon, das sich als vorteilhaft erwies, wurde weiter ausgebaut. Irgendwann kamen Techniken und Kunstfertigkeiten auf, die als Grundstein für die spätere Industrialisierung angesehen werden können.

Auch durch den Ackerbau veränderte sich die Lebensweise der Menschen tiefgreifend. Zum Urbarmachen von Land gehörte das Errichten von Zäunen und Mauern, eine Notwendigkeit, da Diebe und Räuber in allen Jahrhunderten zahlreich unterwegs waren. Zugleich ermöglichte ein Pferch die Haltung von domestizierten Tieren am Haus. Bis zum Mittelalter standen dann auf dem Speiseplan geräucherter Schinken vom Wildbret neben allerlei Gesottenem und Gebratenem vom Hausgeflügel, Rind, Schaf und Schwein. Dazu trank man auch nicht mehr nur Wasser aus dem Brunnen, sondern leerte Krüge voll Wein, Bier und Met.

Als Gemüse kamen aus dem Hausgarten Löwenzahn, Sellerie, Zwiebeln, Rüben und Kohl in den Topf. Zum Würzen verwendeten die einfachen Menschen meistens Kräuter. Keltengruppen der Eisenzeit hatten zuvor untertage abgebautes Salz zur Haltbarmachung genutzt. Dazu kamen nun weitere Methoden des Trocknens und Garens, die der Konservierung von Lebensmitteln für die Vorratshaltung dienten.

Die Produktion

Bauern und Viehzüchter entdeckten, wie sie mit der Einrichtung von Kornspeichern und Ställen Produktivität und Wirtschaftlichkeit ihrer Arbeit steigern konnten. Der Anbau von Viehfutter und Dung zur Wachstumsförderung ergänzten sich auf wunderbare Weise. Daher war man in der Lage, Pflanzgebiete zu erweitern und bessere Erträge zu erzielen. Die Land-Wirtschaft war geboren.

Kuhstall - Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de
Kuhstall - Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de

Dessen ungeachtet blieb vorerst noch jeder ein Alleskönner, der seine Hütte selbst reparierte, Hirsche ausweidete, Kuhfelle gerbte und wusste, wie gepflügt und Wolle gesponnen wird. Tausch und Handel konnte man inzwischen mit allem treiben, was übrig war und Entfernung oder einen Transport überstand. Seit der Hallstattzeit war der Wagenbau durch die Kelten schon auf einem hohen Stand. Die Römer hatten die Straßen dazu gebaut.

Aufbruch in die moderne Welt

Was nicht zur Eigenversorgung gebraucht wurde, hätte jeder bäuerliche Produzent in den darauf folgenden Jahrhunderten einfach verkaufen und möglicherweise dabei sein "Auskommen haben"  können, wenn nicht gewisse Machtverhältnisse dagegen gesprochen hätten. Die Bauern standen unter dem Schutz von adeligen Grundherren oder Kirchenfürsten und mussten bis in das 19. Jahrhundert an sie Abgaben leisten. Diese saßen aber auf einem "hohen Ross" und waren nicht selten machtgierig - oft bis zur Unersättlichkeit.

Anstatt ökologisch in die Zukunft zu schauen und dementsprechend zu handeln, wurden seit dem Mittelalter in fürstlichem Auftrag reihenweise Wälder abgeholzt, um z. B. Flottenschiffe zu bauen. Eine große weite Welt wollte erobert werden. Das Wort Nachhaltigkeit existierte noch nicht. Per "Kultivierung von Ödland", das heißt Rodung, Entwässerung von Mooren und Trockenlegung von Sümpfen, gewannen ganze Seefahrernationen bis in ihre Übersee-Kolonien Ackerboden für riesige Plantagen. Dort produzierte man jedoch nicht für die Ernährung der Bevölkerung sondern für den weltweiten Handel.

In einem unbeeinflussten Ökosystem ist die Anzahl der Verbraucher limitiert

Nach einigen sinnlosen Kriegen, in denen nicht nur Kanonen sondern auch Hunger die Menschheit dezimierten, galt der anstrengende Beruf des Bauern im Zeitalter der Industrialisierung nicht mehr als erstrebenswert. Wer konnte, wählte die Fabrikarbeit in der Stadt, sofern er kein geerbtes Stück Land besaß. Oder er wich auf einen Handwerksberuf aus. So bestellten mit der Zeit immer weniger Bauern immer mehr Land. Hinzu kam, dass der Einsatz von Maschinen sowie die Anwendung von Mineraldünger, oft Kunstdünger genannt, in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln diese Umkehrung ermöglichte.

Biene und Schmetterling in einem gut funktionierenden Ökosystem - Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de
Biene und Schmetterling in einem gut funktionierenden Ökosystem - Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de

Das Problem der Winterfütterung von Tieren war längst mittels steigender Pflanzenproduktion und besserer Lagermöglichkeiten gelöst, und Milchbauern plus Tierzüchter waren auf dem Vormarsch - um u. a. Fleisch- und Butterberge zu produzieren. Infolgedessen war eine Marktsättigung zur Mitte des 20. Jahrhunderts erreicht. Neue Lösungsansätze wurden erforderlich. Seither wird diskutiert und erprobt mit "Flächenstilllegung", Beschränkung per "Milchquote" und "extensiven" Maßnahmen.

Schädliche Monokulturwende für nachwachsende Rohstoffe

Wohin mit den riesigen Maschinen, fragt sich heute der um seine Existenz ringende Bauer. Seit der Energiewende des 21. Jahrhunderts hat er neuerdings die Möglichkeit, seine Felder komplett mit Raps (für Biokraftstoff) und Mais (zur Energiegewinnung in Biogasanlagen) mit finanziellen Vorteilen zu bewirtschaften. Nachteile dieser Methode zeigen sich in der ausgelaugten Erde. Die muss künstlich mit Dünger und durch Versprühen von Pestiziden aufgepeppt werden, weil sie nichts mehr "hergibt". Grundwasser und Boden verschmutzen, Bienen, Vögel, Mäuse und andere Wildtiere ergreifen die Flucht. Das Okösystem bricht zusammen.

Selbst der Wald, der einst einen großen Teil unseres Landes ausmachte, ist betroffen. Bevor die Briketts aus Steinkohle in Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden wurden, heizte die europäische Menschheit mit Holz ihre Fachwerkhäuser, die ebenfalls aus diesem Baustoff errichtet wurden. Auf der anderen Seite dienten die Samen der Bäume, wie Eicheln und Bucheckern, lange Zeit der Schweinemast. Zusätzlich weideten Kühe im Wald und beschädigten Baumrinden, so dass die Bäume mit der Zeit eingingen und immer weniger nachwuchs. Die Folge dieser Übernutzung war die starke Entwaldung rund um die Siedlungsgebiete.

Wald im Hohen Vogelsberg - Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de
Wald im Hohen Vogelsberg - Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de

Hilfe versprach man sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Regeln einer ganz neuen Forst-Wirtschaft. Die erstbeste Lösung hieß Aufforstung in Monokultur. Schnell wachsende Nadelbäume wurden in Reih und Glied in rentablen Plantagen angepflanzt, um baldmöglichst wieder an den begehrten Rohstoff Holz gelangen zu können. Dabei berücksichtigte man jedoch nicht die Konsequenzen für nachfolgende Generationen, sondern zerstörte das spezielle Ökosystem wie auch die Klimafunktion des Waldes.

Qualität für die Gestaltung von Lebensräumen: Optimieren statt maximieren

Das Zauberwort "Permakultur", verankert im Jahr 2006 im UNO-Dekadeprogramm, beinhaltet dagegen ein völlig anderes Konzept. Naturnahe Kreisläufe sollen jetzt wieder dauerhaft ein nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen. Was eigentlich nichts anderes bedeutet als: Zurück zur Natur, zu unserem einstmals funktionierenden Ökosystem mit all seiner Vielfalt - und zwar ohne ständig auf einen möglichen Ertrag zu schielen. Am Ende klingt es fast wie Hohn, wenn in der Definition solch "neuer" Lebensräume bedingt wird, dass sie sich zum Teil sogar zwecks Regeneration selbst regulieren dürfen.

Weiterhin soll "Permakultur" einen achtsamen Umgang mit unserer natürlichen Lebensgrundlage beinhalten und dazu soziale Gerechtigkeit unter die Menschen bringen. Das bedeutet Verteilung, Nutzung oder Rückführung von Überschüssen. Damit ist ebenfalls die Speicherung von Sonnenenergie und das effiziente Verwenden von Regenwasser gemeint.


Neue Chancen für Natur und Menschen

Natur- und Landschaftsschutz: National hervorheben und international dokumentieren

Seit 1979 unterstützt die Bundesregierung mit ihrem Programm "chance.natur" den Schutz und die Sicherung wichtiger Naturräume in Deutschland. Hierdurch können wertvolle und herausragende Lebensraumtypen unseres Landes dauerhaft erhalten werden. 76 Großprojekte mit mehr als 3.500 Quadratkilometern wurden bislang in Angriff genommen. Wichtigstes Ziel ist, am Ende ihrer langjährigen Förderzeit sie zum Naturschutzgebiet zu erklären.

Blick vom
Blick vom "Schönen Stein" zum Hoherodskopf im Hohen Vogelsberg - Foto: (bm) HESSENMAGAZIN.de

Zur Sicherung unseres nationalen Naturerbes werden Maßnahmen von privaten und kommunalen Naturschutzinitiativen in Deutschland vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit bis zu 75 % bezuschusst. Voraussetzung für die Förderung ist: Das Vorhaben muss großräumig für ein besonders repräsentatives Stück Natur verwirklicht werden. Dabei sollen auch wild lebende Tier- und Pflanzenarten erhalten werden. Auf diese Weise leistet die BRD einen wichtigen Beitrag zum internationalen Naturschutzübereinkommen.

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Quelle: Brigitta Möllermann, www.HESSENMAGAZIN.de


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