[Hessen / Armes Deutschland] Erinnern Sie sich noch? Als Sie klein waren und durch eine Wiese mit hohen Gras rannten, stiegen "Wolken" von Insekten auf. Und wenn früher an einem heißen Sommertag abends irgendwann mal (!) ein Gewitter aufzog, dann zischten Schwalben tief über unsere Köpfe durch die Luft. Sie jagten Insekten, die durch den gesunkenen Luftdruck ganz niedrig flogen. Das ist VORBEI, es gibt diese Anblicke kaum noch, denn bald haben wir Insekten und Vögel ausgerottet!
Rechts unten: Wer genau hinschaut, sieht den Tagfalter zwischen den Stängeln (c) HESSENMAGAZIN.de
Gut zu wissen: Diese Naturwiese befindet sich auf Bayerischem Hoheitsgebiet im Landkreis Aschaffenburg. Dort im weiß-blauen Ländle setzte man Anfang des Jahres 2019 mit einem Volkbegehren und mehr als 1,7 Millionen Unterschriften von 18,4 Prozent der wahlberechtigten Bayern Anhörungen für besseren Artenschutz durch. Das sollte Folgen haben. Mehr dazu lesen: Weckruf aus Bayern - HIER <-KLICK.
Schuld am Insektenschwund sind nicht allein die Bauern, sondern wir alle!
Wahlplakat im Mai 2019 mit hoffnungsmachenden Sprüchen an kahlen Straßenrändern (c) HESSENMAGAZIN.de
1. Die Regierung - genauer: Landwirtschaftsminister Christian Schmidt - hat 2017 dafür gesorgt, dass das als "Ackergift" erkannte Glyphosat in der EU erneut für fünf Jahre zugelassen wurde. Obwohl längst an Alternativen geforscht wird, gilt anscheinend chemischer "Pflanzenschutz" als das einzig Wahre - immer wieder bis auf Weiteres <-KLICK.
Blühstreifen (links): Fehlanzeige - rechts Straßenrand geputzt von Hessen Mobil (c) HESSENMAGAZIN.de
2. Landwirte bekommen Fördergelder, um niedliche, fünf Meter schmale Blühstreifchen neben ihren riesigen Feldern anzulegen... Falls sie Zeit und Lust oder einen passenden Acker haben und nicht zu viel von ihrer Produktionsfläche verlieren.
Das Schwierige an dieser Sache:
- Dort auf engem Raum sollen Wildtiere (über-)leben.
- Spritzmittel dürften auch bitte nicht auf den Streifen herüberwehen.
- Es soll ein möglichst blütenreicher Bestand etabliert werden.
- Doch: Bauern sind weder richtige Gärtner noch Wildtierkenner.
- Das auch noch: Die Maßnahmen müssen mühselig dokumentiert werden.
Ach ja, und wie bekommt man dennn (welche Sorte?) Insekten dazu, sich dort niederzulassen??? Honigbienen, die man im Kasten dort hinstellen könnte, sind keine Alleskönner.
Langenselbold: Idiyllischer Parkplatz im golfartigen Grünen (c) HESSENMAGAZIN.de
3. Hessen Mobil, das Management des hessischen Verkehrswegenetzes, legt wegen der "Verkehrssicherheit" schattenspendende Bäume um und mäht Straßenränder gnadenlos kahl.
Sinnfrei: Englischer Rasen am Nachbarschaftshaus Lamboy-Tümpelgarten in Hanau (c) HESSENMAGAZIN.de
4. Städte "rasieren" ihre Grünflächen unbedacht auf Golfplatz-Niveau herunter, sensen im Frühjahr Büsche und Hecken platzsparend zusammen, so dass Vögel keinen geschützten Brutplatz mehr finden. Sie "fegen" Spiel- und andere Plätze mit den umstrittenen Laubsaugern und besprühen übereifrig alle möglichen "Schädlinge" (plus dazu die Umwelt) mit Bioziden = Gift.
Hanau Tümpelgarten - Wohnen im Grünen (c) HESSENMAGAZIN.de
5. Grundstückeigentümer sowie Bau- und Siedlungsgesellschaften pflastern Freiflächen mit Steinen oder schütten Rindenmulch und Schotter in die Vorgärten.
6. Hundebesitzer lassen ihre Vierbeiner am See- oder Flussufer oder im freien Feld unangeleint herumlaufen, auch dort, wo eventuell Vögel brüten.
7. Gartencenter verkaufen Privatleuten Mittel gegen UN-Kraut = Gift.
Draußen in der Natur: Redaktionshund Leo ist immer angeleint unterwegs (c) HESSENMAGAZIN.de
Übrigens: Bienen fressen kein Gras
Netter Versuch, doch hier summt leider nichts (c) HESSENMAGAZIN.de
Eine ungemähte Wiese bietet nicht alleine durch ihre hohen Gräser ein Biotop für Sumsebrumm. Abgesehen davon, dass nicht nur summende Hummeln und Bienen gebraucht werden, gibt es auch weitere Bestäuber, denen Nahrung und Unterschlupf angeboten werden muss. Zum Beipiel auch den Vorstufen der Schmetterlinge = Raupen.
Schon im Mai abgemäht: Landschaftsschutzgebiet gleich neben der Autobahn A66 (c) HESSENMAGAZIN.de - Mehr dazu <-KLICK
Wir müssen jetzt ALLE lernen, die kleinen Wildtiere vor unserer Haustüre zu schützen und ihnen nicht nur ödes Grün, sondern einen echten Lebensraum und dazu passende Nistplätze zu bieten.
Hilfestellung dafür bietet der BUND <-KLICK.
Insektennahrung: Nektarhaltige heimische Wildblumen (c) HESSENMAGAZIN.de
Ein seltener Fundort für Nektarpflanzen und blühende Büsche ist in Hanau das Ufer der Kinzig.
Aber nur, bis dort die Stadt "Ordnung" schaffen lässt:
Biodiversität am Kinzigufer in Hanau in Gefahr <-KLICK
Blühendes Hanau: Und wo bleiben die Libellen und Bienen? <-KLICK?
Gewässerschutz: Bäche brauchen Entwicklungsstreifen <-KLICK
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