[Hanau] Wenige Leute wissen die Ufer der Kinzig zu schätzen. Ihr braunes Wasser wirkt ja auch nicht wirklich reizvoll. (Was aber einige Angler nicht davon abhält, sich dort ihr Mittagessen zu besorgen.) Penner benutzen die grünen Randstreifen für Trinkgelage und werfen ihre leeren Flaschen den Abhang hinunter. (Zwei Bänke in der Nähe eines Supermarktes scheinen ausschließlich dafür aufgestellt worden zu sein.) Andere, die vom Nordbahnhof in die Stadt hetzen oder mit dem Bus neben der Kinzig ankommen, entsorgen Kaffeebecher und Brötchentüten an dieser Stelle.
Was aber das Schlimmste ist: Jedes Jahr einmal rasiert der städtische Bauhof die Ufer bis auf die Erdkrume ab. Und das gnadenlos - mit schwerem Gerät - ohne Rücksicht auf Verluste!
Hummel auf einer Löwenzahnblüte am Kinzigufer (c) HESSENMAGAZIN.de
Während anderswo öffentlich Blumensamen für Blühflächen verteilt werden, um den Bestäubern, wie z. B. Bienen in der Stadt Futter zu bieten, werden die natürlich bewachsenen Ufer der krummen Kinzig nicht wert geschätzt. Zurzeit summt und flattert es im hochgewachsenen Gras. Man sieht Bienen, Schmetterlinge und Singvögel neben den üblichen Bewohnern: Enten, Reiher, manchmal Nutrias, leider auch Ratten und hin und wieder Kormorane. Selbst Libellen wurden an der Kinzig bereits gesichtet.
Im Frühjahr blüht hier Bärlauch, bald der Holunder und die Brombeeren (c) HESSENMAGAZIN.de
Ganz früh im Jahr stehen am Ufer der Kinzig Krokusse. Im April riecht es dann nach Knoblauch: Der Bärlauch hat sich unter den Uferbäumen angesiedelt. Ihn zu ernten, ist wegen der Autoabgase von der nahen Straße nicht wirklich empfehlenswert.
Idealer Standort für die Nachtviole: Wenn man sie nicht beseitigt, blüht sie von April bis Juli neben dem Flüsschen (c) HESSENMAGAZIN.de
Den Halbschatten und den feuchten Boden genießt auch eine alte Bauerngartenpflanze. Sie ist ein bisschen giftig, aber in der Dämmerung duftet sie wundervoll nach Veilchen. Die Raupen der Schmetterlinge brauchen sie zum "Futtern". Im Gartenhandel bezahlen Sie für eine dieser Pflanzen mehr als 3 Euro. Ein Tütchen Samen kostet ca. 1,50 Euro und reicht für mehrere und viele Jahre, da sie sich selbst weiter aussät.
Kormoran an der Kinzig: Ein eleganter Taucher, der seine Flügel trocknen muss (c) HESSENMAGAZIN.de
Angler sehen unseren einheimischen Kormoran als Konkurrenten, weil er ihnen angeblich die Fische wegfrisst. Doch in Wahrheit ist er ihnen vielleicht nur unheimlich wegen seines blauschwarzen Gefieders?! Zumindest hat man Vorbehalte gegen ihn - mit dem Ergebnis: Mitte des 19. Jahrhunderts war er schließlich ausgerottet. Nun ist er wieder da und wurde sogar 2010 zum Vogel des Jahres gekürt.
Eine Staustufe in der Kinzig (c) HESSENMAGAZIN.de
An der Staustufe, bis zu der man von der Mündung der Kinzig in den Main mit den Tretbooten gelangen kann, sprudelt das Wasser seitlich auch über einen sogenannten Fischaufstieg. Gut geplant... nur wissen davon die Fische?
Blühende Kastanien am Hang neben der Kinzig (c) HESSENMAGAZIN.de
Sehr früh in diesem Jahr sind die Ross-Kastanien-Bäume erblüht. Noch wirken sie gesund. Letztes Jahr (2017) wurden sie nach einem sehr trockenen Frühjahr von Schädlingen befallen und dann gnadenlos eingegiftet, äh, gespritzt. Rund um jeden Baum zog sich danach als sichtbarer Beleg ein Kreis aus rotem (!) Gras.
Mit ein wenig Pflege könnte so etwas vermieden werden: In langen Trockenphasen mit nicht-kalkhaltigem Wasser gießen, dazu düngen mit phosphor- und kaliumhaltigen oder organischen Dünger, wie Kompost oder Guano. Die Bäume nur vorsichtig beschneiden und von abgestorbenen bzw. geschädigten Ästen befreien, damit die sie nicht krankheitsanfällig werden. Gegen die "Miniermotten" können übrigens Vögel helfen, die sie einfach auffressen :-)
Gräser, Blumen am Kinzigufer in großer Vielfalt (c) HESSENMAGAZIN.de
Wie eine kleine grüne Oase wirkt das Kinzigufer im Frühjahr, bevor die Stadt mit "Tabula rasa" dort wieder für eine zweifelhafte "Ordnung" sorgt = ein grober Fehler, wie Sie einfach nachlesen können, wenn Sie im HESSENMAGAZIN.de nach Biodiversität suchen: HIER <-KLICK.
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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