Frühling im Vogelsberg (c) HESSENMAGAZIN.de
[Vogelsberg - Hessen] Etwas abseits vom Geschehen der hessischen Städte Gießen, Fulda, Frankfurt am Main und Hanau findet man das Mittelgebirge Vogelsberg, eingebettet zwischen vier Autobahnen - der A 45 westlich, der A 5 im Norden, der A 7 im Osten und der A 66 am südlichen Rand: Ein Mittelgebirge vulkanischen Ursprungs von etwa 60 Kilometern Durchmesser. Sein höchste Erhebung, der Taufstein mit 773 m, liegt verborgen im Wald in einem Naturschutzgebiet. Doch Höhe, Breite und Länge allein sagen nichts über die Güte eines Objektes aus. Um etwas attraktiv und interessant zu finden und Lust zu bekommen, es zu entdecken, braucht es mehr als einen höchsten Berg, die allerneuste Offerte für Touristen und eine möglichst große Ausdehnung.
Segler auf der Niddatalsperre: Ab Ostern ist Saison (c) HESSENMAGAZIN.de
Bird's Mountain, wie der Vogelsberg von seinen Einwohnern oft liebevoll genannt wird, bietet eine Menge Freizeitqualität. Die Gegend ist ideal für sportliche Aktivitäten, relativ schneesicher im Winter, windig genug für Segler auf der Niddatalsperre bei Schotten und auf dem Nieder-Mooser See. Wanderwege, Feldwege für Reiter und Radtrassen gibt es reichlich. In den Wäldern wird nordic gewalkt und gelaufen. Auch die Motorradfahrer haben den Vogelsberg entdeckt. Und im Himmel kreisen nicht nur seltene Vogelarten, sondern auch Segel- und Ultraleichtflieger, die an den Wochenenden von kleinen Flugplätzen im Vogelsberg starten.
Eine Melodie mit passenden Akkorden
Das Wetter ab 300 bis über 700 Meter ü. NN hat schon früher Besucher dazu verleitet, dieser Gegend den Namen "Hessisch Sibirien" zu geben. Einsam ist es da, meistens kühler - und sehr still, vor allem, wenn nachts die Sterne am Himmel stehen, hell und scheinbar in größerer Anzahl anderswo. Zur Schlafenszeit ist wenig los, fast hat man das Gefühl, gar nichts. Nur die Landschaft begleitet einen, und ab und zu glänzen im Scheinwerferlicht ein paar Augen aus dem Waldrand: Rehe oder Füchse.
Blick über die Mooser Seen (c) HESSENMAGAZIN.de
Am Tag ist es wunderschön, durch die Landschaft zu "cruisen", unterwegs zu sein über die Hügel und Kuppen und weit über die Hochebenen des Naturparks zu schauen. Die Sonne geht dort oben immer etwas später unter als in den Tälern. Und die Wolken bieten oft fantastische Schauspiele, gänzlich kostenlos am Himmel. Alles geht seinen eigenen Gang. Lernt man, genau hinzuschauen, bemerkt man in der ehemaligen Vulkanregion eine Menge Ungewöhnliches, Traditionelles sowie unzählige verborgene Schönheiten.
In der ganzen Region spielt die Natur die erste Geige. Sie harmonisiert und bringt das eine oder andere in uns in Einklang. Aber auch Lebensqualität und Erholungswert zählen dazu. Viele, die in den Vogelsberg gezogen sind, wollen irgendwann nicht mehr fort. Das mag daran liegen, dass es nicht schwer ist, sich in dieser Gegend mit guter Nachbarschaft und freundlichen Menschen zu Hause zu fühlen.
Entdeckungen im Oberwald
Alter Vulkanschlot: Der Bilstein ist 666 m hoch (c) HESSENMAGAZIN.de
Wer im spärlich besiedelten Vogelsberg unterwegs ist, legt viele Kilometer auf schmalen Landstraßen zurück. Dörfer und Städtchen sind verbunden durch ein Straßennetz, das an alte Wanderwege und Postkutschenstrecken erinnert. Auffällig dabei ist, wie oft die Asphaltbahnen in den Himmel zu führen scheinen. Das liegt an den langgestreckten Hochebenen, über denen sich nichts als das Firmament wölbt - ein Grund wohl auch für das strahlend helle Licht, so wie am Meer. Wenn man im Schottener Wald bei Busenborn den schroffen Bilstein-Felsen erklimmt, kann man sich dieser faszinierenden Kombination aus Höhe und Licht nicht entziehen: Von 666 Meter Höhe sieht man über die Baumwipfel hinunter bis in die Wetterau und kneift dabei entzückt und gebannt unwillkürlich die Augen zu.
Ganz oben im Vogelsberg sind keine Dörfer zu finden. Niemand wollte je dort wohnen, wo der Wind aus allen Richtungen heran pfeift, plötzlich aufkommender Nebel die Sicht versperren kann und die Böden der Kuppen besonders steinig sind. Bis heute ist die Abgeschiedenheit der unbesiedelten Höhen im Vogelsberg spürbar. Ein Gefühl der Erhabenheit erfasst einen zwischen den Bäumen des Waldes, gepaart mit leichtem Schauder, verloren zu gehen. Eventuell ließ die Magie der einsamen Höhen früher sogar geschehen, was in tiefer gelegenen Orten nicht möglich war. Bonifatius soll im Vogelsberg von einer Naturkanzel gepredigt und Heiden getauft haben. Wilde Frauen trieben überall ihr Unwesen, und sogar den Teufel will man beim Karten spielen im Wald getroffen haben.
Die Ringstrasse Hoher Vogelsberg im Oberwald (c) HESSENMAGAZIN.de
Vieles davon werden die Naturführer bei Ausflügen zu den Forellenteichen, den geheimnisvollen magnetischen Felsbrocken am Geiselstein und der klar sprudelnden Niddaquelle berichten. Und vielleicht verraten sie dann auch, warum im Moor der Breungeshainer Heide die Bäche in zwei verschiedene Himmelsrichtungen davon plätschern. Eine gute Beschreibung für eigene Erkundungungen dieser Highlights am Rundwanderweg H (Höhenweg) findet man in den VulTOUR-Reiseführern "Rund um den Hoherodskopf und Schotten". Darin wird die komplette Oberwaldregion des Hohen Vogelsbergs ausführlich vorgestellt: www.VulTour.de
Herrliche Ausflüge und Touren im hessischen Vogelsberg
Steinbruch bei Gedern: Hier wurde bis vor kurzem noch Basalt abgebaut (c) HESSENMAGAZIN.de
Das Mittelgebirge Vogelsberg ist ideal zum Wandern und Touren. Es steigt von allen Seiten bis zu seinen bewaldeten Höhen im Oberwald von ca. 600 bis über 700 Höhenmeter sanft an. An einigen Stellen schlägt das Relief erstaunlich tiefe Falten aus Basalt. Dort werden alte Steinbrüche wie "Wunden in der Landschaft" mit Erde aufgefüllt und rekultiviert, wenn sie nicht aufgelassen und als Geotop oder Biotop erhalten werden können. Solche bemerkenswerten, aber brüchigen Felslandschaften zu betreten, ist in der Regel ohne Erlaubnis der Besitzer verboten - trotzdem in den meisten Sprengungen, Lärm und Staubbelästigungen der Vergangenheit angehören. Im Rahmen spannender Führungen können sie jedoch von Zeit zu Zeit besichtigt werden. Zu verschiedenen Exkursionen in die "feurige Vergangenheit" des Vulkans laden die Deutsche Vulkanologische Gesellschaft, Fachsektion Vulkan Vogelsberg und ihre Führer ein.
Eine alte Brücke: Überrest einer historischen Straße (c) HESSENMAGAZIN.de
Nicht nur Besucher sondern auch Bewohner des Vogelsbergs nutzen gerne die Möglichkeiten für Bewegung und Sport in der Natur - in der Regel zu jeder Jahreszeit. Der Traditionswanderverein Vogelsberger Höhen-Club (VHC), der den Vogelsberg bereits zu Wandervogel-Zeiten für seine Freizeitaktivitäten entdeckte, gibt in jedem Jahr erneut einen umfangreichen Wanderkalender heraus. Gemeinsam mit der Verwaltung des Naturparks Hoher Vogelsberg und den Touristikern sind inzwischen knapp 60 Wege ausgeschildert worden. Gäste werden bei den geführten Touren mit ehrenamtlichen Natur- und Landschaftsführern immer willkommen geheißen. Tipps und Empfehlungen bekommt man kostenlos im Internet: www.vogelsberger-hoehen-club.de
Ein hoher Himmel wölbt sich über dem Grün des Vogelsbergs (c) HESSENMAGAZIN.de
Eine besonderes Naturerlebnis ist eine mehrtägige Wanderung auf dem 125 km langen Vulkanring Vogelsberg, entweder auf eigene Faust mit einem festen Quartier oder bei einer Wochenend- bzw. Siebentage-Rundtour mit Gepäcktransport. Dazu existieren unterschiedliche Pauschalangebote mit Hotels oder urigen Gasthöfen: www.vulkanring-vogelsberg.de. Wer es gemächlicher angehen lassen möchte, schaut im Vogelsberggarten in Hessens höchstgelegenem Städtchen Ulrichstein vorbei. Bei freiem Eintritt präsentiert der Naturpark rund um den Burgberg die ursprüngliche und typische Vegetation des Vogelsbergs im kleineren Spaziergang-Format. Der Aufstieg ist nicht schwer, und ab Ulrichstein ist der Weg hinauf ausgeschildert. Wer oben ist, wird mit einem abschließenden Blick von der Burgruine belohnt - über das Land, so weit das Auge reicht. Mehr dazu: HIER <-KLICK.
Unterwegs auf zwei Rädern
Neben dem Laufen ist das Radfahren eine ausgesprochen umweltfreundliche Art der Fortbewegung, die der Gesundheit dient und darüber hinaus auch Spaß macht. Mit Freunden oder mit der Familie ist man in der frischen Luft unterwegs, erlebt die Landschaft im Vorübergleiten und kann unterwegs pausieren, wo es beliebt. Freizeit- und Genussradler schwören auf das Bahntrassenradeln im Vogelsberg. Man verfährt sich nicht und braucht nicht auf der Straße unterwegs sein. Zudem werden von Mai bis Oktober am Wochenende durch den "Vulkan-Express" Freizeitbusse mit Radanhänger angeboten, die den Aktionsradius erheblich erweitern. Die einzelnen Buslinien treffen sternförmig auf dem Hoherodskopf zusammen. Einzelheiten darüber findet man auf der Internetseite der Verkehrsgesellschaft Oberhessen.
Radler unterwegs im Vogelsberg (c) HESSENMAGAZIN.de
Die bekannteste Radtrasse ist der Vulkanradweg mit 94 km feinem Asphalt von Altenstadt bis hinter Schlitz: www.vulkanradweg.de. Der 35 km lange Südbahnradweg aus Wächtersbach mündet auf dem höchsten Punkt bei Hartmannshain in den Vulkanradweg: www.vogelsberger-suedbahnradweg.de. Von dieser Stelle aus bietet dann der Hoherodskopfsteig eine rund 9 km lange Verbindung hinüber zum Hoherodskopf. Insgesamt ist sein Weg bis Schotten 26 Kilometer lang. Von dort ist es hernach möglich, auf dem Niddaradweg über Bad Vilbel zur Mündung der Nidda bei Frankfurt-Höchst in den Main oder hinauf zur Niddaquelle zu gelangen. Prospekte und weitere Informationen sind bei der Region Vogelsberg Touristik zu erhalten.
Hausberg der Vogelberger: Der Hoherodskopf nach dem Winter (c) HESSENMAGAZIN.de
Zum Start in die Saison wird in jedem Jahr am 1. Mai das Vulkanfest auf dem 764 m hohen Hausberg der Vogelsberger begangen. Das Programm vor dem Informationszentrum auf dem Hoherodskopf bietet jeweils von 10 bis 17 Uhr neben Kulinarischem und Unterhaltung auch geballte touristische Informationen plus eine ansehnliche Auswahl regionaler Produkte und Souvenirs. Dazu laden wie immer auch der spektakuläre Kletterwald, der Adventure-Minigolfplatz und die 750 Meter lange Sommerrodelbahn zum aktiven Ausprobieren ein. Sofern das es Wetter zulässt, feiert schon man am Vorabend mit einem Hexenfeuer am Rodelhang beim Kiosk "Zur schönen Aussicht" in die Walpurgisnacht hinein.
Rennrad Tagestouren von 45 bis 200 Kilometer
Es ist kein Zufall, dass Ralph Koster, Tourismuschef in Schotten, seit längerem GPS-Touren im Vogelsberg anbietet. Er und einige seiner ortsansässigen Kollegen fahren selbst gerne Rad - abends eine kleine Runde zur Entspannung, mancher von ihnen kommt an einem schönen Tag auch schon mal mit dem Zweirad zum Termin. GPS-Geräte können sich alle Gäste im Vogelsberg tageweise ausleihen, eine Tourenbeschreibung gibt es obendrein. Entsprechende Voranmeldungen werden entgegengenommen über die Kontaktadressen auf der Internetseite www.tourist-schotten.de.
Vorreiter in Hessen
Vogelsberg: Mountainbiker auf dem Singletrail unterwegs (c) GTS Schotten
Naturstrecken für ambitionierte Mountainbiker durch Wald und Flur
Seit Sommer 2011 gibt es im Naturpark Hoher Vogelsberg ein Pilotprojekt, das sich an sportliche Mountainbiker richtet, die abseits befestigter Wege unterwegs sein möchten und dabei gerne Bodenunebenheiten, wie Steine oder Wurzeln als natürliche Hindernisse in Kauf nehmen. Durch die Ausweisung mehrerer Single-Trails ist das Fahren in Wald und Flur bewusst in kontrollierte Bahnen gelenkt worden. Die Pfade wurden durch eine besondere Beschilderung extra für die sportlichen Fahrer ausgewiesen.
Wildsau- und Fuchs-Trail
Der Wildsau-Trail beginnt und endet am Parkplatz vor dem Restaurant Taufsteinhütte unterhalb des Hoherodskopfs. Hier befindet sich auch eine Infotafel mit einer Übersichtskarte der Trails sowie Geboten für naturverträgliches Mountainbike fahren. Der Trail ist 13 Kilometer lang und weist einen Höhenunterschied von 320 Metern auf. Die Strecke führt in Richtung Poppenstruth (eine Kreuzung im Wald), zweigt nach links ab und verläuft dann stark abfallend hinunter nach Rudingshain. Von da aus geht es auf dem Wildsau-Trail über einen langen Anstieg zum Gackerstein und zum Ausgangspunkt zurück.
Im Oberwald: Touren mit dem Mountainbike (c) GTS Schotten
Der 7,8 Kilometer lange Fuchs-Trail startet am Informations-Zentrum auf dem Hoherodskopf. Er schlängelt sich neben der Sommerrodelbahn abwärts, weiter über Wege und Loipen, am VHS-Denkmal im Wald auf der Herchenhainer Höhe vorbei und über die Liftschneise zum Endpunkt nach Herchenhain. Von hier ist die Rückfahrt zum Hoherodskopf möglich über verschiedene bekannte Strecken auf befestigten Wegen. Diese gehören mit einer Gesamtlänge von 160 Kilometern zur „Vogelsberg-Arena“.
Während der Wildsau-Trail mit einem Schwierigkeitsgrad von mittel bis schwer eingestuft ist, wird der Fuchs-Trail mit leicht bis mittel bewertet. Bei der Auswahl der Strecken wurde von HESSEN-Forst, dem Forstamt in Schotten, das wie die Stadt ebenfalls mit im Boot ist, darauf geachtet, dass sensible Naturschutzflächen weiträumig umfahren werden.
Stand April 2012 - Quelle: Brigitta Möllermann, www.HESSENMAGAZIN.de
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