[Hanau - Welt] Faszinierend musikalisch aufbereitet zeigt hier ein Amerikaner, was man aus einem tonnenschweren "Musikinstrument" mit 35 Bronzeglocken herausholen kann. Bei seinen Liveauftritten als "Geist der Glocken" lädt Frank DellaPenna auf einem rund 40 Jahre alten Nachbau eines Carillon zu einer Fantasiereise für Augen und Ohren ein. Maskiert und schwarz bekleidet ist er ähnlich unsichtbar wie die Spieler früherer Jahrhunderte, die ihre Musikstücke von den Türmen erklingen ließen.
Musik vom Turm wie vor rund 500 Jahren
Wenn so ein Instrument mit mehr als 23 Glocken ausgestattet sind, nennt man es Carillon. Der aufeinander abgestimmte Klang wird in eigens arrangierten Musikstücken mittels einer Walze oder wie bei DellaPenna von einem Spieler - und manchmal auch per elektronischer Steuerung - intoniert. Für das direkte Anschlagen der Glocken ist eine Menge Kraft nötig, die Instrumente werden mit der Faust und zusätzlich mit Fußpedalen gespielt.
Hinter der Uhr im Turm wird Hanaus guter Ton angeschlagen
[Hanau] Das Glockenspiel im Rathausturm am Neustädter Markt in der Innenstadt ist bereits das zweite - ein Nachbau. Das erste entstand im Jahr 1755 und ist im Siebenjährigen Krieg auf ungeklärte Weise abhanden gekommen.
Das neue Glockenspiel wurde nach dem letzten Krieg 1977 installiert. Es erklingt per Lochband-Walze und Zeitschaltuhr heute täglich um 8 Uhr, um 9 Uhr, um 10 Uhr, um 12 und 16 Uhr sowie 18 Uhr mit verschiedenen Weisen. Die Stadt Hanau beauftragte Ludwig Sommer (†2012), Stücke dafür zu arrangieren und und in gewissen Zeitabständen Konzerte vom Turm zu geben. Nachdem er das 26 Jahre lang getan hatte, trat sein Sohn Andreas 2006 das künstlerische Erbe an. Er gibt an einigen Samstagen im Jahr Live-Konzerte, die um 11 Uhr beginnen und etwa eine halbe Stunde lang auf dem Marktplatz und im Hof auf der Rückseite des Rathauses zu hören sind. Das Gerät, dem die Töne entlockt werden, ähnelt in seiner modernen Form einem elektrischen Klavier, das keinen Kraftaufwand beim Spielen mehr erfordert.
Selbst mal reinhören und dem Pianisten zusehen:
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