Märchenhafte Stationen im Kinzigtal
[Main-Kinzig-Kreis] Zwischen den Mittelgebirgen Vogelsberg und Spessart windet sich das Flüsschen Kinzig durch das gleichnamige Tal. Schon zu Zeiten der alten Römer soll es dort einen Verkehrsweg gegeben haben. Seine eigentliche Bedeutung erlangte die Strecke doch erst ab dem Mittelalter als Verbindungsweg für den Handel. Heute legt man die rund 90 Kilometer von der Kinzigmündung am Main bei Hanau bis nach Fulda bequem auf der Autobahn A66 zurück. Das Tal der Kinzig beginnt hinter Schlüchtern am Naturpark Rhön. Südöstlich davon befindet sich die Kinzigquelle in Sinntal-Sterbfritz im Bergwinkel.
Burgenromantik im Bergwinkel
Ein bekannter Wanderweg, der Hessenweg 5, kreuzt die "Bergwinkel" genannte Gegend, in der drei Mittelgebirge mit ihren Naturparks aufeinander treffen: Die Rhön im Norden, der Vogelsberg im Westen und der Spessart im Süden und Osten. Ein Teilstück des "H 5" ist vom Rhön-Klub als Drei-Burgen-Weg ausgewiesen. Er verläuft auf rund 20 Kilometern von der Burg Brandenstein über die Ruine Steckelsburg bis zur Burg Schwarzenfels in Sinntal.
Bei Festen und am Tag des offenen Denkmals im September kann man im Schlüchterner Ortsteil Elm die private Burg Brandenstein besuchen. Eine kleine Straße führt hinauf, der Weg ist gut ausgeschildert. Im rustikalen Ambiente genießt man an solchen Tagen hausgemachte, ländliche Köstlichkeiten. Viel Wert wird darauf gelegt, das historische Leben und Arbeiten zu zeigen. Bis zu 20 Teilnehmer können in Gruppenseminaren Bierbrauen lernen oder Flechtzäune bauen. Kurse finden das ganze Jahr über statt. Wer sich beim Burgvogt Uwe Kretschmann anmeldet, erfährt in seinen zweistündigen Entdeckungstouren auch Interessantes zur Geschichte der Burg.
Schloss Ramholz bei Schlüchtern (c) HESSENMAGAZIN.de
Schloss Ramholz im Stadtteil Schlüchtern-Vollmerz gilt als Kulturdenkmal und bedeutendes Zeugnis des Historismus. Es war bis vor kurzem noch privat bewohnt. Ein Hauch Geschichte umweht die Besucher, wenn sie an den kostenlosen Parkführungen des Förderkreises in der Zeit von Mai bis Oktober teilnehmen. (Ohne imerwährende Gewähr: Jeden ersten Sonntag, jeweils um 14 Uhr geht es vom Treffpunkt unterhalb des Restaurant in der Orangerie zum Rosengarten und zu einer Familiengruft. Etwa zwei Stunden verbringt man im Park.) Das ganze Gelände umfasst knapp 80 ha und ist bis auf den schlossnahen Bereich öffentlich zugänglich.
Zu dem imposanten Komplex mit ehemaligem Gutshof und Försterei gehört auch die Ruine Steckelsburg. Sie thront auf einer Anhöhe im Wald, verschiedene Fußwege führen hinauf. Während des Mittelalters diente sie dem Schutz der Verkehrswege, im 14. Jahrhundert kam sie in den Besitz der Familie von Hutten. Danach verfiel die Burg. Erst 1883 wurden ihre Reste zusammen mit Schloss Ramholz von einer Industriellenfamilie erworben. Diese rettete die Steckelsburg vor dem totalen Verfall, indem sie Teile des historischen Gemäuers sanierte sowie den Turm und die Ringmauer sichern ließ.
Enge Auffahrt zur Burg Schwarzenfels (c) HESSENMAGAZIN.de
Schon von weitem bezaubert der Anblick der Burg Schwarzenfels in Sinntal. Romantisch auf einer einzelnen Bergkuppe gelegen, erinnert sie an Raubritterzeiten. Oben, vom restaurierten Turm der Ruine, hat man einen atemberaubenden Ausblick über die Bergwinkelregion in alle Himmelsrichtungen. Im ehemaligen Pferdestall, dem Marstallgebäude, ist eine einfache Herberge für Selbstversorger untergebracht. Sie kann von Gruppen bis zu 44 Personen gebucht werden. Das untere Stockwerk mit Gewölbe und Bühne dient zum Feiern für Hochzeitsgesellschaften oder Wander- bzw. Weinfeste. Bei einem Rundgang über das Gelände begeistert ein riesiger Grillplatz, auf den bis zum späten Abend die Sonne scheint. An den Wochenenden, zwischen Ende April und Oktober, wird das Gelände von 10 bis 18 Uhr kostenlos der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Verein der "Ritter Schwarzenfels" bittet lediglich um Spenden. Während dieser Zeit offeriert ein Café in der Burganlage leckeren hausgebackenen Kuchen.
Historisches Steinau
Im Steinauer Amtshaus ist heute ein Museum untergebracht (c) HESSENMAGAZIN.de
In Steinau an der Straße verbrachten die berühmten Brüder Jacob und Wilhelm Grimm von 1791 bis 1798 ihre Kinderzeit. Das Amtshaus, der ehemalige Wohnsitz der Familie, wurde als "Brüder-Grimm-Haus" zu einem Museum ausgebaut. Bei Stadtführungen oder durch Erzählungen und Ausstellungen im Steinauer Schloss lassen sich kleine und große Besucher immer gerne von der Märchenwelt der Brüder Grimm unterhalten.
Seit beinahe 90 Jahren spielen "Die "Holzköppe" in Steinau nicht nur Stücke aus Grimms Märchen. Mit anspruchsvollem Marionettentheater ist die Familie Magersuppe weit über die Region hinaus bekannt geworden. Wer durch die historischen Gässchen der Altstadt bummelt, kommt an ihrer Spielstätte beim Schloss vorbei.
Vieles in Steinau dreht sich um die Märchen der Brüder Grimm (c) HESSENMAGAZIN.de
Der Teufel soll mit im Spiel gewesen sein gewesen sein, als die einzige Tropfsteinhöhle Hessens drei Kilometer von Steinau entfernt, Richtung Freiensteinau, unter der Erde gefunden wurde. Einige Millionen Jahre ist diese geologische Kostbarkeit alt. Ihre Gewölbe erstrecken sich über 2,5 Kilometer Länge. Richtig warm wird es dort unten in der "Teufelshöhle" nie, bei konstanten 8 Grad Celsius bleibt es dauerhaft kühl. Von April bis Oktober kann die Höhle besichtigt werden: In der Woche ist sie nachmittags geöffnet, an Sonn- und Feiertagen schon ab 10 Uhr.
Vitalisierendes Bad Soden-Salmünster
Das Kurstädtchen liegt idyllisch am Rande des Vogelsberges. Es hat sich ganz der Gesundheit mit einem reichhaltigen Angebot für Wellness verschrieben. Außer einem Besuch im Thermalsole-Bad mit Saunalandschaft gilt in Bad Soden als neustes Highlight die "Totes-Meer-Salzgrotte". Zu vielen Fitnessthemen werden auch für Tagesgäste interessante Pauschalen angeboten.
Naturliebhaber lassen sich überzeugen von Touren durch die reizvolle Mittelgebirgslandschaft oder beim Radeln auf dem Fernradweg R3 entlang der Kinzig. Nordic Walker sind angetan von Wegen durch die natürlichen Kinzigauen, und ganz entspannt kann man auf einem Spaziergang den Wildpark im Stadtwald erkunden. Der Eintritt ist frei.
Die Wohnmobil-Stellplätze werden rege genutzt (c) HESSENMAGAZIN.de
Für einen spontanen Schnupperurlaub bietet man das ganze Jahr über einen Platz für 25 Wohnmobile an. Nicht weit vom Kurpark in Bad Soden entfernt ist in wenigen Schritten das Thermalbad mit seinem Bistro erreicht.
Seen und Auen
Entlang der knapp 90 km langen Kinzig wurde in den letzten Jahrzehnten viel für den Naturschutz getan. Die Natur hat sich weite Strecken zurückerobert. Wer mit der Bahn von Fulda nach Hanau reist, hat unterwegs einen schönen Blick auf den Fluss. Dicht daneben verläuft der abwechslungsreiche Hessische Fernradweg R3 mit wenigen Steigungen.
An schönen Sonntagen kann man auf der Talsperre Tretboot fahren (c) HESSENMAGAZIN.de
Im Tal des Flusses, das oft von Hochwasser geprägt ist, wurde 1982 die Kinzigtalsperre zwischen Steinau und Ahl als Rückhaltebecken gebaut. Zuerst war sie neben Zwecken zur Stromerzeugung und dem Hochwasserschutz als Naherholungsgebiet gedacht. Heute dient der knapp vier Kilometer lange See aus Naturschutzgründen lediglich zu schönen Spaziergängen auf einem Rundweg.
Ein See, der nicht direkt von der Kinzig durchflossen wird, aber mit seinem Namen auf die räumliche Nähe zur Kinzig hinweist, ist der Kinzigsee bei Langenselbold. Neben einem Surf- und Segelareal hat die Stadt Langenselbold dort ein großzügiges Strandbad an dem ehemaligen Baggersee angelegt. Von Juni bis September herrscht munterer Badebetrieb, an allen anderen Tagen ist der Zutritt frei zum Flanieren und Sonnenbaden. Der nebenan gelegene Campingplatz ist als Freizeitanlage mit 410 Dauerplätzen eingerichtet. In einem italienischen Restaurant mit Aussicht auf den See kehrt man gerne ein.
Zu einem besonderen Naturparadies wurde der Ruhlsee ganz in der Nähe ausgebaut. Er entstand ebenfalls beim Bau der Autobahn am Langenselbolder Dreieck. Außer den schwimmenden Inseln kann nun eine abgeschirmte Flachwasserzone Vögeln ungestörten Aufenthalt ermöglichen. Per Fußweg lenkt die Untere Naturschutzbehörde die Besucher über einen Damm, der den See vom Kinzigsee trennt.
In Rodenbach befindet sich nicht weit von einem Supermarkt eine Dauercamperanlage sowie ein öffentliches Strandbad. An einem kleinen Sandstrand kommt von Mitte Mai bis September echtes Feriengefühl auf. Die nahe Eisenbahnstrecke stört nur wenig. Auf der gegenüberliegenden Uferseite gehört das Reich den Anglern, am Ende des Sees steht das "Bemalte Haus". Es dient vielen Radlern als Rast- und Ausflugsgaststätte.
Auf vielen der ehemaligen Kiesgruben wird schon früh im Jahr gesurft (c) HESSENMAGAZIN.de
Nach aufwendigen Renaturierungsmaßnahmen sind weitere Kiesgruben in der Nähe von Hanau zu gut besuchten Freizeitgebieten geworden. So öffnet zum Beispiel der eingezäunte Birkensee Mitte Mai seine Tore für Angelsportler und zum Baden und Surfen. Dank einer strikten Aufsicht ist die private Einrichtung auch für Ruhebedürftige geeignet. Ballspiele und Radio sind auf der Liegewiese untersagt. Badeboote, Tauchen und Angeln sind erlaubt. Auf der anderen Seite des Wassers liegt eine Fischzucht, von wo das spanische Restaurant herübergezogen ist. Nun genießt man die Abendsonne auf der Terrasse.
Seit langer Zeit bekannt ist der Bruchköbeler Bärensee. Nördlich von Hanau findet man ihn in einem ausgedehnten Waldstück. Um seine beiden Ufer reihen sich Wohnwagen und Sommerhüttchen auf dem städtischen Campingplatz. Tages-Stellplätze sind vorhanden, auch mit direktem Zugang zum Wasser. Ein Restaurant am Strand lädt zum längeren Verweilen ein, von dort hat man die spielenden Kinder am Wasser gut im Blick.
Glückstreffer: Wunderschöner Regenbogen über den Kinzigtal (c) HESSENMAGAZIN.de
In ihrem weiteren Verlauf mäandert die Kinzig durch die Hanauer Bulau, ein Natur geschütztes Auengebiet, das früher von der US Army als Übungsgelände genutzt wurde. Nach der Schneeschmelze durchziehen unzählige Wassergräben das feuchte Waldland. An überschwemmten Waldschneisen und Wanderwegen wurden Brücken errichtet, die Fußgängern und Radfahrern sichere Überquerungen ermöglichen. Die Bulau ist zu einem Lebensraum für seltene Tiere geworden - wie beispielsweise dem Eisvogel. Zu ihren Besonderheiten zählen Sumpfpflanzen und Buschwindröschen, die zu bestimmten Zeiten herrliche Blütenteppiche bilden.
Am Ende fließt die Kinzig im weiten Bogen durch den Westen der Stadt Hanau, wo sie schließlich unter der viel befahrenen Straße zum Schloss Philippsruhe hindurch in den Main mündet. An dieser Stelle hat sich ein Bootsverleih angesiedelt, bei dem man Boote ausleihen kann, um mit leisem Paddelschlag gemächlich den unteren Flusslauf zu erkunden.
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