Blick auf den Bergfried vom Stauweiher in Ortenberg-Lißberg (c) HESSENMAGAZIN.de
Idyllisches Ortenberg
[Wetterau - Vogelsberg] Von der Landschaft her besteht für Ortenberg und seine Ortsteile kein Zweifel, es liegt im Mittelgebirge Vogelsberg trotzdem befindet man sich hier im Landkreis Wetterau. Rechts und links der Bundestraße B 275 stecken die bis über 300 Meter hohen Hänge des Niddertales voller Basalt. Auf Detailkarten findet man Steinbrüche eingezeichnet, die heute grün überwuchert und kaum noch zu erkennen sind. Bei einem Blick von oben über das Tal glaubt man fast, an den Rhein versetzt zu sein.
Lißberg, eine alte Stadt und gleichermaßen Stadtteil von Ortenberg, hat für Besucher etwas Besonderes im alten Ortkern zu bieten: An der Kirche thronen auf einem Hügel die Reste einer mittelalterliche Burgruine mit einem 27 Meter hohen Turm, einem so genannten Bergfried. Er hat einen Durchmesser von neun Metern und eine Mauerdicke von 3,6 Metern. Zu seinem Eingang in schwindelerregender Höhe von neun Metern kann man außen am Turm eine Treppe hochklettern - bis zu einer geschlossenen Tür, durch die man früher vom Obergeschoss eines Burggebäudes per Zugbrücke Zugang hatte. Hinter der Kirche findet man in einem rechteckigen, weißen Backsteingebäude das in der Region bekannte "Musikinstrumenten-Museum".
Kalter Markt in Ortenberg (c) HESSENMAGAZIN.de
Der "Kalte Markt" im Herbst in Ortenberg ist eins der größten und bekanntesten Volksfeste in der ganzen Region - ein Fest mit überlieferter Tradition aus bäuerlichen Zeiten. Bei den Bauern der Umgebung war damals wie heute das Jungvieh bis zum Herbst herangewachsen und die Ernte eingebracht. Noch einmal konnte man vor dem Winter in die Stadt fahren, bevor die Wege durch Eis und Schnee zu beschwerlich wurden - die richtige Zeit, aus den Erlösen der Landwirtschaft Nötiges für Haus und Hof und Schönes für das kommende Weihnachtsfest zu besorgen. Während der nächsten Monate lagen die Felder brach, die Zeit im Haus begann, die tägliche Feldarbeit ruhte bis zum Frühjahr. Das war auch vor mehr als siebenhundert Jahren schon ein Grund zu feiern.
Zum Programm gehören bis in die heutige Gegenwart ein Vieh- und Krämermarkt sowie eine Landmaschinen-Ausstellung. Historisch mutet das heute nicht mehr an. Am Eröffnungsabend trifft man sich mit Freunden und Bekannten auf dem Marktplatz zum feierlichem Bieranstich. Nach einem Fackelumzug durch die Altstadt isst, redet und lacht man zwischen Rummelbuden und bunten Fahrgeschäften. Später sitzt man bei Musik und Tanz im Festzelt oder im Bürgerhaus.
Ortenberger Gassen (c) HESSENMAGAZIN.de
An den meisten anderen Tagen geht es in den steilen Gassen unterhalb der Marienkirche geruhsamer zu. Durch das hoch aufragende Obertor kann man von Osten aus Richtung Bergheim in die Altstadt gelangen. Beim Anblick des dicken "Diebesturmes" aus dem 13. Jahrhundert, ist man froh, keinen Grund geliefert zu haben, hier eingekerkert zu werden. Das ehemalige Gefängnis, nicht weit davon entfernt, stammt aus dem Jahr 1840, einer Zeit der Missernten, Hungersnöte und Bauernaufstände im Vogelsberg und der Wetterau.
Ein Besuch der Stadt lohnt sich auch per Rad. Der Vulkanradweg führt durch das Niddertal direkt daran vorbei - genauso wie der Wander- und Pilgerweg Bonifatiusroute. Folgt mandem weißen Schild "Freibad", gelangt man nach den Sportplätzen zum Minigolfplatz hinter dem Schwimmbad.
Bei schönem Wetter kann man hier zu einem Cappuccino oder einem Snack unter luftigem Dach vorbeikommen. Wer mag, kann sich auch zwischen Wiesen und Hecken die Zeit mit "Golfen" vertreiben. Ein öffentliches WC-Haus, hübsch bemalt, steht kostenlos zur Verfügung. Von diesem Weg im Niddertal aus kann man hinüberschauen zu der kleinen, sonnigen Altstadt von Ortenberg. Ein paar Häuser am Berg, der Turm des Obertores, die Spitze der Marienkirche und das Schloss lugen hervor.
Quelle: Brigitta Möllermann - Auszüge aus VulTOUR Band 1 <-KLICK
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