Flugzeugstart in Jossa (bm) HESSENMAGAZIN.de
[Jossa / Hosenfeld - VOGELSBERG / Landkreis Fulda] Wer den Himmel für seine Ausflüge entdecken möchte, findet im Mittelgebirge Vogelsberg großartige Möglichkeiten dazu. Auf dem idyllisch gelegenen Vereinsflugplatz Fulda-Jossa in der Gemeinde Hosenfeld können sich Gäste am Wochenende in luftige Höhen begeben. Für ein geringes Entgelt ermöglichen Mitglieder des "Motorflug Fulda e.V." ihren Besuchern, als Passagier in einmotorigen Maschinen persönliche "Testflüge". So ist man z. B. auf einer 20-minütigen Rundtour über der Stadt Fulda gekreist oder einmal rund um den Hoherodskopf. In etwa 40 Minuten erkundet man einen Teil der Rhön. Die letzte Landung erlebt man in Jossa spätestens 1/2 Stunde nach Sonnenuntergang mit.
Über den Wolken: Der Traum vom Fliegen
Eine Maschine wird zum Tanken gerollt (bm) HESSENMAGAZIN.de
Wer der Faszination Fliegen erliegt, und sich dem Feeling, den Himmel zu erobern, öfter als einmal hingeben möchte, schnuppert in das Hobby vielleicht als Vereinsmitglied hinein. Auch ohne eigenen Flugschein bedeutet das günstige Flugbeteiligung und herrliches Urlaubsfeeling in einer der schönsten Landschaften der Region. Knapp 20 Kilometer von der Barockstadt Fulda entfernt befindet sich das Gelände des Vereins am westlichsten Punkt des Landkreises. In Einzellage auf rund 500 Höhenmetern, umgeben von Wald und Wiesen des Naturparks, wird auf einer knapp 600 m langen und 30 m breiten Graspiste von April bis Oktober gestartet und gelandet. Bei schönem Wetter ist auf dem Rasen unter den schattigen Bäumen am Holzhaus des Vereins oft Betrieb - samstags ab 12 Uhr und sonn- und feiertags von 10 Uhr morgens an.
Höher, schneller und weiter: Der Verein wünscht sich frischen Wind in seinen Reihen
Monatstreffen bei schönem Wetter vor dem Clubhaus: Gerhard (Mitte) erstattet Bericht (bm) HESSENMAGAZIN.de
Hin und wieder sitzen die Flieger in Jossa auch bis in den November hinein im Clubhaus gemütlich zusammen. Während des Sommers sind Grillabende im Schein von Fackeln keine Seltenheit. Manchmal kommt auch Besuch aus der Luft. Das Vereinsfliegen zur Sommersonnenwende am längsten Tag des Jahres ist offen für alle befreundeten Flieger. Monatlich trifft man sich zu einer Versammlung, bei der nach einem gemeinsam eingenommenen Abendessen neue Mitglieder begrüßt und zukünftige Vorhaben besprochen werden. Alle zwei - drei Jahre veranstaltet "Motorflug Fulda e.V." ein Fest, um seinen Sport bekannt zu machen und dazu Verständnis zu wecken bei den Anliegern, über deren Köpfe an nahezu jedem Wochenende gestartet und gelandet wird. Meistens kommen an solchen Tagen die Rundflüge bei den Besuchern besonders gut an: "Wir wussten bisher gar nicht, dass das Fliegen so toll ist!"
Flieger aus Überzeugung: Hans-Ulrich tankt vor seinem Checkflug (c) HESSENMAGAZIN.de
Zurzeit wirbt die Gemeinschaft um neue Mitglieder
Der Vorstand freut sich besonders auf junge und engagierte Menschen: "Unsere Maschinen müssen mehr bewegt werden." Ein attraktives reges Vereinsleben wird angestrebt: "Im Moment liegt das Durchschnittsalter jenseits der 40, und die meisten sind beruflich stark eingebunden." Trotzdem stellen sich einige für gemeinschaftliche Dienste als Fluglehrer, Flugleiter oder Helfer zur Verfügung. Entsprechend zufrieden zeigte sich bei der Versammlung nach dem Flugplatzfest und Tag der offenen Tür 2012 der Erste Vorsitzende Gerhard Wahl. Der Wettergott hätte ein Einsehen gehabt, und das Wochenende konnte schon deswegen zu einem Erfolg werden: "Alle haben prima mitgeholfen, und unsere Gäste und Zuschauer haben so viel Kuchen gegessen, dass für den Verein sogar etwas hängen geblieben ist.
Flugplatzfest: Viele Neulinge können an so einem Tag in den Sport hineinschnuppern (bm) HESSENMAGAZIN.de
Als Grund für die Entscheidung, im Verein zu fliegen, gibt jeder zuerst die Geselligkeit an. Ein begleitender Vorteil ist die gemeinschaftliche Finanzierung und Pflege des Bestandes sowie des Geländes. Vier Maschinen stehen den Vereinsmitgliedern in Jossa zur Verfügung: drei Motorsportflugzeuge - eine Fuji, eine Piper, eine Cessna 172 - und ein Motorsegler Scheibe-Falke SF-25 E. Zusätzlich im Hangar untergebracht sind noch ein dreiachsgesteuertes Ultraleicht-Trike und ein UL-Flugzeug, beide im Privatbesitz.
Der Motorsegler wird mit vereinten Kräften in die Halle geschoben (bm) HESSENMAGAZIN.de
Vereinsmitlieder mit entsprechender Flugberechtigung tätigen Reservierungen für die Maschinen über ein Internet-Chartersystem auf der Vereinsseite. Die Flugkosten für ihre Trips setzen sich zusammen aus Fixkostenanteilen zur Unterhaltung der Flugzeuge, Sprit für den Flug sowie Landegebühren. Bis zu drei Personen können gleichzeitig in den Vereinsflugzeugen bei den Piloten mitfliegen und sich die Gebühren teilen. Der Blick aus dem Cockpit entschädigt dann in der Regel mehrfach, indem er vogelgleiche Ausblicke von oben über Dörfer, Seen und Wälder der Region ermöglicht.
Michael packt sein UL für einen Kurztrip (c) HESSENMAGAZIN.de
Zurzeit besteht der Verein aus rund 65 Mitgliedern, davon sind ca. 30 aktiv dabei. Beheimatet sind die meisten von ihnen im Vogelsberg, im Raum Fulda und dem Main-Kinzig-Kreis. Ihr Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf 240 Euro im Jahr plus eine Betriebspauschale von ca. 500 Euro und Landegebührenpauschale von 60 Euro in der Saison für die Aktiven. Der Vorstand hat daneben die manchmal nicht ganz leichte Aufgabe, sich um Verwaltungsarbeiten und alle nötige Genehmigungen zu kümmern.
Fliegerurlaub mit Passion und weitere Aktionen
Richard freut sich auf den nächsten Urlaub mit dem Flugzeug (bm) HESSENMAGAZIN.de
Eine ganze Woche lang steuern Richard und Jürgen von "Motorflug Jossa e.V." jedes Jahr einmal entfernte Ziele an: "Vorbereitungen dafür zu treffen ist eine echte Herausforderung." Das Besorgen von Kartenmaterial, Informationen über Flugplätze und entsprechende Beschreibungen plus der zugehörige Papierkram sind aufwendig. "Aber es ist richtig spannend, dann live auf solche Küstenlinien hinunter zu schauen, die man nur von der Karte her kennt."
Links: To-Do-Tafel in der Flugzeughalle - Rechts: Geparkte Maschinen im Hangar (c) HESSENMAGAZIN.de
Auf diese Weise haben auch Hans-Ulrich und Ewald seit 15 Jahren ihren Ausgleich zum anstrengenden Beruf gefunden. Bis jetzt besuchten sie schon 30 Länder und über 200 Flugplätze außerhalb Deutschlands. Einen Großteil der nötigen Auskünfte tragen sie zusammen aus Fliegerzeitungen, Internetseiten und Foren (www.eddh.de) sowie den spannenden Berichten von Weltumfliegern. "Weiterhelfen kann letztendlich auch immer die Flugberatung in Frankfurt. Sie ist die offizielle Behörde für das 'große' Europa."
Hannelore hat ihrer kleinen Nichte die Welt von oben gezeigt (bm) HESSENMAGAZIN.de
Hannelore hat seit 28 Jahren ihren Flugschein. Ihrer Meinung nach kann eine Fahrt im Auto zum Flugplatz manchmal "gefährlicher" sein als das Fliegen. Zu ihren Überlandflügen verabredet sie sich regelmäßig mit Fliegerkollegen: "Was gibt es Schöneres, als einen Nachmittag an der Nordsee zu verbringen mit einem Imbiss von frischem Fisch und einem Strandspaziergang."
Endlich abheben: Sicherheit geht vor
Besuch aus Gelnhausen: Eine 'Pitts' mit mehr als 300 PS (bm) HESSENMAGAZIN.de
Jossa ist einer der wenigen Flugplätze, auf dem der Betrieb auch ohne Flugleitung möglich ist. Start- und Landegenehmigungen müssen allerdings auch dort per Telefon oder Funk eingeholt werden: Prior Permission Request / Prior Permission Required - PPR: HIER <-KLICK. Benachbarte Plätze für Motorflugzeuge befinden sich in der Rhön auf der Wasserkuppe und in der Wetterau in Reichelsheim. Hinzu kommen Gelnhausen und Bad Hersfeld, die genau so wie der Platz in Reichelsheim eine Betriebspflicht haben.
Andi und sein Flieger sind in der Szene bekannt (c) HESSENMAGAZIN.de
Viele Aktive des "Motorflug Fulda e.V." verbinden auf ideale Weise persönliche Urlaubstrips mit der Freude am Luftsport. Als Privatpilot / Flugzeugführer mit eigenem Schein bietet sich die allergrößte fliegerische Freiheit. Leidenschaft und Technikbegeisterung gehören dazu - ebenso wie die korrekte Einschätzung des eigenen Leistungsvermögens und das Verhalten in "besonderen Fällen". Der Flugunterricht für die PPL, der Private Pilot Licence, beinhaltet demzufolge neben Themen zur Technik und Wetterkunde vieles über Rechte und Pflichten.
Pilot werden: PPL-A Flugschein und andere Dokumente
Links: Vor dem Start ist für Hans-Ulrich das Studium der Flugkarte Pflicht - Rechts: Chromnase eines kultigen Doppeldeckers (c) HESSENMAGAZIN.de
Im Schnitt muss man mit 7-9000 Euro Kosten für eine Schulung zum Privatpilotenschein rechnen. Jedes Jahr hat der Verein in Jossa einige Flugschüler. Die meisten von ihnen nehmen sich zwei Saisons Zeit für die Ausbildung. Überzeugte Fluglehrer für einen Teil der mindestens 35 Stunden Praxis - sie besitzen eine dreijährige Lehr- und Ausbildungsberechtigung - stellt in der Regel der Verein. Flugstunden mit ihnen werden individuell vereinbart.
Links - Mit Motorsegler geradewegs aus der Rhön gekommen: Fluglehrer Peter aus Fulda - Rechts: Richard als Flugleiter im Tower (c) HESSENMAGAZIN.de
Daneben beinhaltet eine Motorflugschulung insgesamt 88 Unterrichtsstunden in Theoriekursen mit Themen zu Aerodynamik, Meteorologie, Luftrecht sowie Navigation / Funknavigation und Sprechfunk. Für den Erhalt der Fluglizenz müssen 15 Flugstunden pro Jahr abgeleistet werden. Ein Flugtauglichkeitszeugnis ist bis zur Vollendung des 40. Lebensjahres fünf Jahre gültig. Danach ist die ärztliche Untersuchung alle zwei Jahre - und ab dem 60 Lebensjahr jedes Jahr - fällig.
"Flieger-Latein" mit Augenzwinkern erzählt: Eine ungeplante Außenlandung
Worst Case Meldung aus dem Flugzeug per Funk an die Fluglotsen in Langen, den Fluginformationsdienst (FIS / Flight Information Service): "Ich habe zu wenig Sprit, das Wetter ist schlechter geworden. Ich weiß nicht, wo ich bin. Das GPS-Gerät ist ausgefallen, aber unten sehe ich eine schöne Wiese. Bitte helfen Sie mir, runter zu kommen."
Idyllische Lage: Flugplatz Jossa mit Blick bis in die Rhön (c) HESSENMAGAZIN.de
Kontaktaufnahme mit den Fliegern über die Vereinshomepage www.motorflug-fulda.de. - Flugplatz finden: Hier <-KLICK
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