[Hessen - Deutschland] Früher konnte man die gelben Felder erst ab Ende April bewundern - ein Traum für Fotografen bei blauem Himmel. Heuer müssen sie sich sputen, das leuchtende Gelb ist längst erschienen - so früh wie noch nie zuvor, verraten uns die Nachrichtenportale für die Landwirtschaft.
Die Blütenmeere verschönern die Landschaft vier Wochen lang, danach bilden sich Schoten, und die Blätter fallen ab. Touristen, die zu Christi Himmelfahrt im Mai auf den Inseln Fehmarn und Rügen für die Zeit der Rapsblüte gebucht haben, werden sich wundern.
Obwohl dort oben der Blühvorgang später als im Binnenland einzusetzen pflegt, posieren die Rapsblütenköniginnen dann dort schon vor kahl-grünen Feldern. Stattdessen, so haben wir gelesen, wird für das traditionelle Viertagefest seit Neustem mit gelben Schleifen geschmückt.
Die Feldpflanze Raps ist ein blühendes Kohlgewächs, das süßlich duftet. Sie wird inzwischen auf jedem zehnten deutschen Acker gesät - und zwar i. d. R. im Herbst zuvor als Winterraps. Vom Blühbeginn bis zur Reife seiner Ölfrüchte (20 millimetergroße schwarze Samen) in den Schoten braucht es rund zwei Monate. Diese enthalten am Ende knapp 40 Prozent Öl, der übrig gebliebene Rest (Schrot bzw. "Rapskuchen") dient als Viehfutter.
Rund zwei Drittel des heraus gepressten Öls wird für Ernährungszwecke verwendet, der Rest für Biodiesel, technisches Schmieröl oder für die Produktion von Lacken, Kunststoff, Seifen und Kerzen. Oder möglicherweise auch andersherum. (Anmerkung der Redaktion: Unsere Quellen im Internet widersprechen sich in diesem Punkt erheblich!)
Raps ist eine Pflanze, die Vor- und Nachteile für die Umwelt hat. Wie ein Bodendecker lässt sie einerseits anderen Pflanzen durch ihr dichtes, blattreiches Wachstum keine Chance emporzukeimen, ist jedoch andererseits - zumindest einmal alle drei bis vier Jahre - gut zur Bodenverbesserung. Durch die staatliche Förderung des Rapsanbaus als „nachwachsender Rohstoff“ sowie eine recht großzügige Verwendung von "Pflanzenschutzmitteln" besteht zudem die Gefahr von Monokulturen*. Mehr dazu: HIER <-KLICK.
Zum Thema Bestäubung und Honigbienen: Stand- und Wanderimker
Imker, die "wandern" und ihre Bienenvölker zum Bestäuben des Raps etwas weiter entfernt zur Verfügung stellen, erhalten hin und wieder ebenso wie in Obstplantagen oder in Gewächshäusern eine Prämie. Manche lassen sich darauf ein, trotzdem Rapshonig für viele nicht zu den Geschmackreichsten gehört. Vor allem dann nicht, wenn er Pestizidrückstände enthält.
Auf den Feldern sollen so genannte "Pflanzenschutzmittel" (PSM - Schädlingsgifte und Unkrautbekämpfungsmittel) übrigens erst ausgebracht werden, wenn die ausgeflogenen Bienen fertig sind mit Bestäuben und Nektarsammeln.
Ein sonderbares Ansinnen: Die Bauern als Bienenbeobachter?
Selbst über die "Rapsblütenbehandlung" nachlesen: www.rapool.de/index.cfm/nav/66/article/1091.html
Was andere Insekten und speziell Schmetterlinge anbelangt, ist man nicht ganz so konkret. Letztere bestäuben zwar auch, dürfen aber hinterher gerne tot umfallen. Das schert einen nicht so. Anschließend werden sie mühlos von Vögeln aufgepickt und verspeist. Und dann werden jene wohl irgendwann ebenfalls mit Vergiftungserscheinungen vom Himmel fallen...
Gut zu wissen
* Monokultur nennt man die Einfeldwirtschaft, eine einseitige Konzentration in der Landwirtschaft auf ein einziges Produkt, wenn nur eine Nutzpflanzenart angebaut wird.
Was der Hessische Bauernverband stolz zu diesem Thema an die Presse meldet am 28.04.2016:
Gelb blühende Rapsfelder prägen das Landschaftsbild
„Auf einer Fläche von rund 62.100 Hektar wird in diesem Jahr in Hessen Winterraps angebaut. Das sind 13 Prozent des hessischen Ackerlandes von 478.000 Hektar.“ Darauf wies der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, bei einem Pressegespräch auf dem Marienhof der Familie Müller in Hungen-Bellersheim am Mittwoch (27. April) hin. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Winterrapsanbau in unserem Bundesland nach einer Schätzung um rund 6.100 Hektar oder knapp elf Prozent ausgedehnt worden.
Bundesweit wachse die Öl- und Eiweißpflanze Raps in Deutschland in diesem Jahr auf einer Fläche von ca. 1,34 Millionen Hektar. Das seien etwas mehr als zehn Prozent der deutschen Ackerfläche. „Nicht nur die Menschen erfreuen sich in den Monaten April und Mai an den blühenden Rapsfeldern, sie sind auch eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten. Von einem Hektar Raps können im Durchschnitt 40 kg Rapshonig erzeugt werden“, hob Schmal hervor. Aus 4.000 Kilogramm Raps, dem Ertrag von einem Hektar, würden in Ölmühlen etwa 1.600 Liter Rapsöl oder Biodiesel und zusätzlich 2.100 Kilogramm Rapsschrot gewonnen. Damit könnten drei Milchkühe ein Jahr lang mit hochwertigem Eiweißfutter versorgt werden. Das heimische Eiweißfuttermittel Rapsschrot werde neben Milchkühen auch an Schweine und Geflügel verfüttert. Die gesamte bundesdeutsche Rapsernte liefere über drei Millionen Tonnen gentechnikfreies Eiweißfutter. „Die damit eingesparten Sojaimporte entsprechen einem Anbauumfang von etwa 1,3 Millionen Hektar Soja in Südamerika. Der Rapsanbau in Deutschland trägt somit indirekt auch zum Schutz von Regenwäldern bei“, betonte Präsident Schmal.
Landwirte machen die Landschaft bunt
„Unter dem Motto - Wir machen nicht nur die Landschaft bunt - haben die 1.500 Mitglieder der Hessischen Erzeugerorganisation für Raps 400 Feldtafeln an ihren Rapsäckern aufgestellt. Sie zeigen Radfahrern und Fußgängern, was hinter den gelben Rapsfeldern steckt“, erläuterte Heinrich Fritz-Emmerich, Vorsitzender der Hessischen Erzeugerorganisation für Raps (HERA). Zur Ernte 2016 bauten die Mitgliedsbetriebe ca. 9.000 Hektar Raps an. Auf dieser Fläche könnten 36.000 Tonnen Rapssaat geerntet werden. Damit auch nach der Rapsblüte im Juni und Juli noch Blüten in der Landschaft vorhanden seien, hätten die Rapsbauern der Erzeugerorganisation rund 60 Hektar Blühflächen angelegt. Diese Blühpflanzen, wie zum Beispiel Phacelia, Lupinen oder Inkarnatklee, böten nicht nur der Honigbiene, sondern auch allen wildlebenden Insekten und dem Niederwild ein erweitertes Nahrungsangebot.
Ölmühle Mainz vor der Schließung
Mit großem Bedauern stellten HBV-Präsident Karsten Schmal und HERA Vorsitzender Heinrich-Fritz Emmerich fest, dass der Agrarkonzern Cargill beabsichtige, die Ölmühle in Mainz bis Mitte des Jahres zu schließen. Diese Rapsmengen müssten dann zu weiter entfernten Ölmühlen in Mannheim, Neuss, Hamm oder Salzgitter transportiert werden. Dadurch werde sich die Wirtschaftlichkeit des Rapsanbaus in Hessen aufgrund höherer Transportkosten deutlich verschlechtern. Die vielfach gewünschte regionale Verarbeitung und Vermarktung sei damit in Frage gestellt.
(Quelle Text: Hessischer Bauernverband e. V.)
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
7338