Betriebswasser verwenden statt Trinkwasser
[Frankfurt / Vogelsberg] Eine Frankfurter Metallverwertungsfirma baut einen kleinen Betriebswasserbrunnen – und die Medien berichten ausführlich darüber. Sicherlich lässt sich darüber streiten, ob der Schrott zwecks Staubbindung mit Grundwasser besprengt werden muss. Aber dass die betreffende Firma dafür kein Trinkwasser des Wasserversorgers Mainova verwendet, ist für Frankfurter Verhältnisse schon sehr bemerkenswert. Das fällt sogar dem städtischen Umweltamt auf, welches in heißen Sommern die Bevölkerung zum Baumgießen aus dem Wasserhahn aufruft.
Geradezu stolz aufatmend verkündet es, dass der Betriebswasserbrunnen des Recyclers ein Beweis dafür sei, dass Frankfurt auf dem Weg sei sich stärker aus eigenen Ressourcen zu versorgen. Und damit den Forderungen des Naturschutzes nach dem Reduzieren des Grundwasserimports aus dem Vogelsberg nachkomme. Immerhin gehe es um bis zu 3.600 Kubikmeter im Jahr. (Bei einem Gesamtverbrauch der Stadt von ca. 45 Millionen Kubikmetern.)
Dazu Cécile Hahn, die erste Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV): "Diese Äußerungen passen traurigerweise nur zu gut in das erbärmliche Bild, welches die Frankfurter Wasserpolitik schon seit vielen Jahren abgibt. Unfähig ihre eigenen, schon vor Jahren gegebenen Versprechen in die Praxis umzusetzen hat sie es immer noch nicht geschafft, allen Neubauten als dringend notwendigen, ökologischen Mindeststandard in der Baugenehmigung ein doppeltes Leitungsnetz zu verordnen.
Um etappenweise genau das zu erreichen, was der Schrottplatz im Kleinformat offensichtlich problemlos hinbekommt: Trinkwasser einsparen. Dabei betrüge das Einsparpotential für ein einzelnes, mittleres Hochhaus ca. das 10-fache des Recyclingbetriebes, nämlich ca. 30.000 bis 40.000 Kubikmeter pro Jahr.
Doch Frankfurt verdient am Trinkwasserverkauf via Hessenwasser GmbH und Mainova AG einfach zu gut, als dass es in dieser Richtung ernsthaft tätig würde. Stattdessen erfindet es die fadenscheinige Ausrede, ein zweites Leitungssystem im Haus sei zu teuer und damit unzumutbar, obwohl dieses komplett nur rund 25 Euro pro Meter kosten würde.
Und mit der noch viel abenteuerlicheren Entschuldigung, ein Frankfurt-weites Betriebswassernetz, das der sachkundige Naturschutz ohnehin nicht fordert, sei nicht umsetzbar. So aber blamiert sich die Frankfurter Politik mit ihren Sonntagsreden von 'Zisternenbau-Empfehlung' und 'Schwammstadt-Planungen' ein ums andere Mal. Und bekommt von der Schrottfirma gezeigt, wie einfach sich mit Betriebswasser Trinkwasser einsparen lässt. Sofern man es wirklich will."
Gut zu wissen: Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) ist eine der größten gemeinnützigen Naturschutzinitiativen in Hessen und seit 2014 als klageberechtigter Verband anerkannt. Im Web zu finden: www.sgv-ev.de
Quelle Text: Schutzgemeinschaft Vogelsberg