[Deutschland] In diesem Sommer wurden in nur einem Monat deutlich mehr Badeverbote und Badewarnungen wegen Blaualgen im Wasser ausgesprochen als im gesamten Jahr 2017. Eine Recherche des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ergab, dass 33 Badestellen in dem Zeitraum vom 23. Juli bis 23. August 2018 zeitweise aufgrund von Blaualgen-Toxinen gesperrt waren, darunter der Aasee in Münster und die Alster in Hamburg, wo deshalb sogar die Schwimm-Disziplin des Ironman abgesagt werden musste. Bei weiteren 92 Badestellen wurden Warnungen ausgesprochen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es laut Umweltbundesamt nur drei Badeverbote wegen Blaualgen.
„Die langanhaltend heißen Temperaturen und die hohen Nährstoffeinträge – besonders aus der industriellen Landwirtschaft – haben in diesem Jahr für sehr gute Wachstumsbedingungen bei Blaualgen gesorgt“, sagt BUND-Gewässerexpertin Laura von Vittorelli. „Wir beobachten diese Entwicklung mit Besorgnis, denn Blaualgen – oder genauer Cyanobakterien – stellen eine nicht unerhebliche Gesundheitsgefahr für Menschen dar.“
Insbesondere Kleinkinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten das Baden in belasteten Gewässern vermeiden, da das Verschlucken des Wassers zu Durchfall, Erbrechen und im schlimmsten Fall zu Leberschäden führen kann. Auch Tiere wie Hunde und Schwäne sind gefährdet und können an den Folgen der Vergiftung sterben.
„Blaualgen sind ein deutliches Zeichen, dass unsere Gewässer in einem ökologisch kritischen Zustand sind“, sagt von Vittorelli mit Hinblick auf die insgesamt 125 dokumentierten Blaualgenvorfälle. Auch aus diesem Grund fordert der BUND zum Schutz von Flüssen, Seen und Meeren, den Nährstoffeintrag drastisch zu reduzieren. „Wir brauchen eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft. Dazu gehört die Bindung der Tierhaltung an die Fläche, um den übermäßigen Nitrateintrag aus der Landwirtschaft in unsere Gewässer zu reduzieren.
Weiterhin muss die Bundesregierung bundesweit verbindlich Gewässerrandstreifen von mindestens zehn Metern Breite vorschreiben, in denen das Ausbringen von Dünger und Pestiziden verboten ist“, erklärt die BUND-Expertin. Die Bundesregierung müsse zudem endlich dafür sorgen, dass die EU-Wasserrahmenrichtlinie und die EU-Nitratrichtlinie konsequent umgesetzt werden. Auch sei es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger im Netz die Informationen über ein Badeverbot oder eine Badewarnung aufgrund eines Blaualgenbefalls leicht finden. Hierzu bedarf es einheitlicher Standards zwischen den Ländern.
Neben uns Menschen leiden die Gewässer selbst unter dem erhöhten Blaualgenbefall. „Gesamte Ökosysteme sind aufgrund der hohen Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft gefährdet“, erläutert von Vittorelli. Sterben die in Massen aufgetretenen Blaualgen ab, sinken sie auf den Grund der Gewässer und werden dort von Bakterien zersetzt.
Da für diesen Vorgang Sauerstoff verbraucht wird, kommt es zu einer Sauerstoffarmut – und alle auf Sauerstoff angewiesenen Lebewesen sterben ab. Solch „tote Zonen“, wie es sie bereits in der Ostsee gibt, gilt es in Zukunft zu verhindern. „Da dieser Sommer wohl ein Vorgeschmack auf kommende Hitzeperioden sein wird, ist ein schnelles und umfangreiches Handeln aller Beteiligten erforderlich“, sagt die BUND-Expertin, „damit massenhaftes Fischsterben nicht zur Normalität wird.“
Ökotipp: Blaualgen vor dem Baden erkennen: HIER <-KLICK.
Quelle: BUND
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