April 2019 - Ein Bauer sprüht Dünger oder Unkrautvernichtungsmittel auf die Felder: So viel zum Thema Landwirtschaft und 'Pflanzenschutz' (c) HESSENMAGAZIN.de
[Main-Kinzig-Kreis und Wetteraukreis] Insektenschutz kann man so oder so verstehen. Einerseits wollen wir keine Fliegen oder Wespen auf unserem Marmeladenbrötchen sitzen sehen, wenn wir draußen frühstücken. Andererseits müssen wir lernen, genau solche Insekten zu schützen. Warum eigentlich? Und wieso regnet es staatliche Gelder dafür? Und weshalb dürfen Bauern trotzdem weiterhin Gift auf dem Äckern ausbringen und damit wichtigen Bodenlebeweisen sowie Wildtieren den Lebensraum vernichten?
Sollen vielleicht einfach nur die Waagschalen zwischen Ackergift (="chemische Lösungen zur Unkrautregulierung in ackerbauchlichen Kulturen" - Zitat) und Insektenschutz bzw. Biodiversität ins Gleichgewicht gebracht werden, damit jeder auf seine Art weitermachen kann..?
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Und wie geht es nun weiter? Das Umweltbundesamt mahnte bereits 2015: Stickstoffüberschuss – ein Umweltproblem mit neuem Ausmaß <-KLICK.
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
Kreisbauernverband startet Projekt für Blühflächen (Pressemeldung)
[Main-Kinzig-Kreis] Ermutigt durch das Projekt „Main-Kinzig blüht“ und durch ein ähnliches Modell auf bayerischer Seite will der hiesige Kreisbauernverband mit den Imkern, Jagdvereinen und der Unteren Naturschutzbehörde ebenfalls eine Aktion für Insekten und andere Kleinlebewesen starten. Die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler unterstützt diese Idee für weitere Blühflächen und traf sich mit einigen Akteuren zum offiziellen Auftakt.
Aktuell - Monokultur at it's best: Die Hohe Straße im Main-Kinzig-Kreis war sicher nicht gemeint... oder? (c) HESSENMAGAZIN.de
Wie Mark Trageser, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Main Kinzig erläuterte, wollen einige Landwirte in verschiedenen Gemarkungen entsprechende Flächen auswählen und dort eine geeignete Pflanzenmischung ausbringen. Interessierte Bürgerinnen und Bürger oder Unternehmen können dann über einfache Patenschaften diese Bereiche noch erweitern. So gibt es zum Beispiel für 60 Euro im Jahr zusätzliche 100 Quadratmeter, kleinere Flächen werden günstiger angeboten.
Alle Interessenten konnten sich für diese Saison bis zum 31. März beim Kreisbauernverband Main-Kinzig melden. „Das Projekt ist auf mehrere Jahre ausgelegt und wird Stück für Stück weiterentwickelt“, ergänzt Trageser. Nach Möglichkeit sollen die Flächen nicht direkt an Wegen liegen, sondern eher in geschützten Bereichen. Außerdem ist eine örtliche Nähe zu den jeweiligen Paten vorgesehen.
In den kommenden Tagen geht es den Akteuren doch zunächst einmal darum, die Idee beispielhaft in die Tat umzusetzen. „Ich bin überzeugt, dass wir hier gemeinsam einen weiteren Beitrag leisten können, um heimischen Insekten und Kleintieren besserer Lebensbedingungen zu bieten“, zeigt sich die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler optimistisch. Mit Blick auf die schon zahlreich geschaffenen Lebensräume und Blumenwiesen, sei diese Zuversicht auch absolut begründet.
„Die Blühflächen werden im April je nach Witterung ausgesät und bleiben bis zum Januar des Folgejahres bestehen“, beschreibt Landwirt und Vorstandsmitglied Manuel Schneider die Umsetzung. Der Standort wird mit Hilfe von Imkern, Jägern und Naturschützern in der gewünschten Gemarkung festgelegt.
Dieses Zusammenarbeit ist für die Erste Kreisbeigeordnete Simmler „eine gute Voraussetzung, um langfristig erfolgreich zu sein“. Der künftige Pate erhält dann zweimal im Jahr ein Foto per Mail zugesandt, auf dem die Fläche zu sehen ist. Die Fotos werden von den teilnehmenden Landwirten gemacht und durch den Kreisbauerverband weitergeleitet.
Für den Paten, der auch eine entsprechende Urkunde erhält, besteht die Möglichkeit, die Blühfläche jederzeit zu besichtigen. Das Betreten der Blühfläche und das Entnehmen von Pflanzen ist allerdings nicht gestattet. Die Blühfläche soll der Natur dienen und somit auch einen Ruhepunkt für Tiere darstellen. Der Kreisbauerverband wird Informationstafeln aufstellen, die über das Projekt aufklären.
Quelle Text: Pressestelle Main-Kinzig-Kreis, 18.03.2019
Mehr Blühflächen für Insekten (Pressemeldung)
[Wetteraukreis] Im Frühjahr letzten Jahres rückte das Verschwinden der Insekten auf die politische Agenda im Wetteraukreis. Alle Fraktionen beteiligten sich an einer Arbeits- und Expertengruppe, um im Wetteraukreis mehr für den Schutz der Insekten zu tun. Ein Arbeitsprogramm wurde verabschiedet und die Kreisverwaltung beauftragt, das Programm umzusetzen. Neben mehr Blühflächen auf kreiseigenen Flächen und in der Landwirtschaft war auch die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Baustein des Programmes. Nach einem Jahr der Arbeit zieht Umweltdezernent Matthias Walther eine erste Bilanz.
Mehr Blütenreichtum an den Schulen
„Mir ist die Verbesserung der naturschutzfachlichen Qualität der Grünflächen an unseren Schulen besonders wichtig, weil wir dort durch den Bauhof und die Hausmeister unterstützt werden. Hier hat sich mittlerweile eine gute Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen Regionalentwicklung und Umwelt einerseits und Bildung und Gebäudewirtschaft eingespielt“, betont Walther.
Nach einer ersten Analyse wurden die Flächen in Angriff genommen, die leicht und kurzfristig durch geänderte Bewirtschaftung oder Einsaaten insektenfreundlicher zu gestalten sind. Inzwischen haben 28 Schulen ihr Interesse bekundet, Maßnahmen zum Insektenschutz umzusetzen. Zunächst werden im Frühjahr Flächen an zehn Schulen konkret in Angriff genommen. Wegen der intensiven Baumaßnahmen an Schulen im Wetteraukreis werden an einigen Schulen zudem nach den Baumaßnahmen artenreiche Neuansaaten durch den Wetteraukreis erfolgen.
Die Flächen müssen zunächst umgebrochen und ein feinkrümeliges Erdbett hergestellt werden. Hierfür wurde vom Wetteraukreis eine neue Maschine angeschafft, auch ein Zeichen dafür, dass sich der Kreis intensiver mit dem Thema Herstellung von Blühflächen beschäftigen will. Nach der Bodenvorbereitung sollen die Flächen mit regionalem hochwertigem Saatgut eingesät werden. Zur Finanzierung des Saatgutes wurde ein Antrag beim Umweltministerium für die Bereitstellung von Mitteln aus der Umweltlotterie GENAU gestellt.
Blühende Wege und Raine
Im Vorfeld des Insektenschutzprogrammes gab es intensive Gespräche zwischen Landwirtschaft, Naturschutzfonds und dem Fachdienst Landwirtschaft. Da die Landwirte schon selbsttätig teilweise mit und ohne Förderung Blühflächen anlegen und hier die Wetterau schon viele Hektar an solchen Flächen aufweist, wurden im wahrsten Sinne des Wortes neue Wege für besonders hochwertige Flächen gesucht.
Acker im April = schlechter Boden = viel Mineraldünger = weiße Kügelchen(c) HESSENMAGAZIN.de - Dünger erkennen <-KLICK
Durch eine besondere Förderung im Rahmen der Feldflurprojekte des Hessischen Umweltministeriums wurden in mehreren Gemarkungen (u.a. Reichelsheim, Echzell, Wölfersheim und Friedberg) insgesamt fünf Hektar wenig genutzte und artenarme Grasfeldwege und ca. sieben Hektar Feldraine nach entsprechender Bodenbearbeitung mit blütenreichem Regiosaatgut eingesät.
Neben Wegen und Rainen wurden im Rahmen des Feldflurprojektes auch Maßnahmen auf Biobetrieben umgesetzt, die für mehr Blütenreichtum sorgen sollen und im Rahmen der Ökomodellregion Wetterau entwickelt wurden.
Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerinformation
Zur besonderen Bewerbung der Aktionen wurde ein spezielles Logo unter dem Motto „Artenreiche Insektenwelt – Hier summt alles“ entwickelt, das sich auf allen Infoschildern wiederfindet. Alle neu eingesäten Flächen werden mit Infoschildern zur Information bestückt.
Die Bildungsangebote der Dienststellen des Fachbereiches wurden intensiviert. So wurde zum Beispiel ein gut besuchter Vortrag im Rahmen der Biowoche 2018 angeboten und das Thema „Insektenschutz im Wetteraukreis“ auf dem Hessischen Naturschutztag präsentiert. Eine Veranstaltung zur naturschutzgerechten und insektenfreundlichen Bewirtschaftung des Grünlandes wurde ebenfalls durchgeführt.
Kampagne „Artenreiche Blumenwiesen“
Gemeinsam mit dem NABU-Kreisverband Wetterau und dem Naturschutzfonds Wetterau soll im Herbst eine Veranstaltung für die Kommunen, Schulen und ihre Bauhöfe und Hausmeister umgesetzt werden. Der NABU wird im Rahmen seiner Kampagne „Artenreiche Blumenwiesen“ ebenfalls ein Bildungsangebot für die Schulen erarbeiten, die Blühflächen angelegt haben.
Weiterhin werden die Rückmeldungen der Schulen intensiv ausgewertet. Neben Flächen an Schulen sollen auch die Flächen entlang der Kreisstraßen besonders betrachtet und zukünftig auf eine insektenfreundliche Bewirtschaftung geachtet werden.
Die Akteure mit einem blühwiesenschonenden Rasenmäher - von links Christian Sperling, Leiter des Fachbereichs Regionalentwicklung und Umwelt, Lothar Torau, Leiter des schulbetrieblichen Bauhofs des Wetteraukreises, Jürgen Müller Fachbereich Bildung und Gebäudewirtschaft, Umweltdezernent Matthias Walther und Landrat Jan Weckler (c) Wetteraukreis
Insgesamt zeigt sich Naturschutzdezernent Matthias Walther von den eingeleiteten Maßnahmen überzeugt: „Wichtig ist auch, dass wir diese Maßnahmen nicht über kurzfristige und häufig wenig nachhaltige Projekte umsetzen, sondern der Insektenschutz auf vielfältige Weise in verschiedenen Handlungsfeldern in die Alltagsarbeit integriert wird. Und dies gelingt momentan.“
Quelle Text: Pressestelle Wetteraukreis.de, 02.04.2019
Nachtrag aus der Redaktion HESSENMAGAZIN.de
Die Wiese vor dem Wetterauer Kreishaus (siehe Foto) hat noch keinen "Naturlook". Wie der Wetteraukreis nun am 8.4.2019 mitteilt, wird an dieser Stelle ein "urbaner Magerrasen" gepflegt. Mehr dazu: HIER <-KLICK.
Tipp für Hundehalter: Lassen Sie Ihren Fellfreund in Gegenden mit landwirtschaftlichen Nutzflächen weder aus Pfützen trinken noch Gras fressen!
Quelle Zusammenstellung: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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