September 2014: Landwirtschaft heute (c) HESSENMAGAZIN.de
[Hessen] Unsere Welt hat sich sichtbar gewandelt. Auch, ohne selbst Bauer zu sein, können wir draußen auf den Feldern gravierende Veränderungen bemerken - sofern wir die Augen offen halten und hinsehen wollen. Vielleicht verstehen wir es (noch) nicht, oder es interessiert uns kaum, warum seit einiger Zeit im Frühjahr überall gelber Raps blüht und im Herbst allerorten Mais geerntet wird. Mag sein, dass es uns persönlich auch egal ist, wenn unsere Feldhasen längst dezimiert sind. Und möglicherweise sind die Riesentraktoren der Landwirte für uns ein Zeichen der Fortschrittlichkeit. Doch Technik hilft leider nicht gegen schlechtes Wetter.
Die Lösung: Deutschland überdachen?
Die Holländer machen es uns vor. Sie kultivieren Tomaten, Gurken und Paprika in mehrstöckigen, wohltemperierten Gewächshäusern auf Steinwolle, ernährt durch Substrat. Normale Erde mit all ihren Kleinstlebewesen, die den Pflanzen Krankheiten bringen könnten, braucht dort keiner mehr. Besondere Lampen geben den Pflanzen benötigtes Licht, Wasser kommt wohldosiert aus der Leitung. Der Strom dafür wird durch Windräder erzeugt.
Erntereifer Mais: Hier möchte ich nicht Feldhamster sein (c) HESSENMAGAZIN.de
Doch bis wir in Deutschland so weit sind, die Landwirtschaft "unter Dach und Fach" zu bringen, müssen Bauern mit dem Risiko von Ernteausfällen leben. Finanziell wird der Klimawandel vielleicht den Weinbauern einen Vorteil bringen. Der Standardlandwirt aber wählt lieber unempfindliche Anbaupflanzen: Raps für Bio-Diesel und Mais für die Bio-Gasanlage. Ist die Frucht verhagelt oder angetrocket, verhungert keiner. Auch er nicht. Und die Raten für den neuen Riesentraktor kann er von den Einnahmen aus der Verpachtung seines Landes für Windkraftanlagen abtragen.
Nachhaltigkeit ist das Gegenteil von kurzfristigem Denken
Eine klimaverträgliche Landwirtschaft von vorausschauend handelnden Bauern wäre hilfreich. Doch viel schneller als umzudenken ist ein Sack "Bodenverbesserer" auf dem ausgelaugten Ackerboden verteilt. Getreide, Rüben und Kartoffeln werden ja sowieso importiert.
Für den Laien undefinierbar: Graues Wundermittel oder Dünger aus der Chemiefabrik? (c) HESSENMAGAZIN.de
Früher pflügte man Pflanzenreste unter und verwendete zudem organischen Dünger aus dem Kuhstall. Das, sowie Mist mit Stroh versetzt verbesserte den Boden. Doch in Zeiten von Kuhställen mit Gitterrosten und so genannten Gülleteichen läuft inzwischen einiges anders. Zudem muss man ja irgendwo die Gärreste aus der Biogasanlage verbuddeln...
Nun fragt sich mancher: "Was kann denn ich als Nicht-Landwirt tun?"
Als erste Maßnahme wäre es wichtig, das Gehirn bei geöffneten Augen einzuschalten und nicht gedankenlos auf der Billigwelle mitzuschwimmen. Kritisch zu sein und hinzuhören, wenn gegen industrielle Landwirtschaft protestiert wird, wäre ein Anfang. Schon der Philosoph Francis Bacon (1561–1626) wusste: "Wissen ist Macht". Im eigenen Garten können Sie heimische Wildblumen säen, um z. B. eine "Bienenweide" anzulegen. Gegen Schädlinge können Sie mit bestimmten Pflanzengesellschaften die Widerstandskraft von Obst und Kräutern stärken, die sie selbst dann ungespritzt ernten... und vieles andere mehr.
Stadt - Land - Fluss - Der Weg zur "essbaren Stadt" ->KLICK
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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