[Deutschland] Insgesamt war der Februar 2022 sehr niederschlagsreich, leicht überdurchschnittlich sonnig und deutlich zu mild, meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD). Mitteleuropa befand sich im Februar häufig im Einflussbereich von kräftigen Sturm- und Orkantiefs. Sie fluteten Deutschland immer wieder mit milden Luftmassen. Mitgeführte Tiefausläufer brachten dem Norden und den zentralen Mittelgebirgen außergewöhnlich viel Niederschlag, welcher sich nach Osten hin merklich abschwächte und fast ausschließlich als Regen fiel. Besonders zur Monatsmitte befand sich Deutschland häufig im Sturmfeld der Tiefdruckgebiete. Das führte in der Nordhälfte zu enormen Schäden.
Der Februar 2022 war vier Grad zu warm und sechstwärmster Februar seit 1881
Nachdem bereits der Dezember und Januar zu mild ausgefallen waren, war auch der dritte Monat dieses Winters, der Februar 2022, deutlich zu warm. Die Durchschnittstemperatur lag mit 4,4 Grad Celsius (°C) um 4,0 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +2,9 Grad. In der seit 1881 bestehenden Messreihe platzierte er sich damit als sechstwärmster Februarmonat.
Deutschland lag fast durchweg im Zustrom milder Luftmassen. Die bei den zahlreichen Stürmen mitgeführte Warmluft ließ die Temperaturen besonders ab der Monatsmitte wiederholt kräftig ansteigen. Das bundesweit höchste Maximum meldete Metzingen, südlich von Stuttgart, am 18. mit vorfrühlingshaften 17,3 °C. Dauerfrost gab es nur in den Hochlagen der Mittelgebirge. Über Schnee und bei sternenklarem Himmel verzeichnete Reit im Winkel in den Chiemgauer Alpen am 14. mit -13,7 °C den tiefsten Februarwert
Der Februar 2022 brachte ein Plus beim Niederschlag von 64 Prozent
Im Februar 2022 fiel mit rund 80 Litern pro Quadratmeter (l/m²) nahezu 64 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 (49 l/m²). Verglichen mit der Periode 1991 bis 2020 lag das Plus bei 53 Prozent. Verantwortlich dafür waren die zahlreichen Tiefdruckgebiete, die mit ihren Ausläufern oft an den Mittelgebirgen für langanhaltende Niederschläge sorgten. So erhielten der Weststau des Thüringer Waldes und des Sauerlands sowie der Südschwarzwald und das Allgäu den insgesamt meisten Regen und Schnee mit örtlich mehr als 250 l/m².
Die größte Tagesmenge entstand dagegen am 6. in Königsbach-Stein im Nordschwarzwald mit 59,4 l/m². Die trockensten Gebiete lagen im Gäuboden in Niederbayern und im Lee des Harzes, wo die Gesamtmengen teils unter 20 l/m² blieben. Besonders zur Monatsmitte fegte eine ganze Reihe von Stürmen und Orkanen über Deutschland hinweg. Am 18. meldete Büsum in Dithmarschen eine Windgeschwindigkeit von 143,8 km/h, der Leuchtturm in Kiel an der Ostseeküste 139,7 km/h. Es kam in den betroffenen Gebieten zu enormen Sturmschäden sowie einer schweren Sturmflut an der Nordseeküste
Sonnenscheinbilanz leicht positiv
Mit gut 85 Stunden übertraf der Sonnenschein sein Soll von 72 Stunden (Periode 1961 bis 1990). Im Vergleich zur Periode 1991 bis 2020 betrug die positive Abweichung rund 10 Stunden. Am häufigsten schien die Sonne mit örtlich über 130 Stunden im Alpenvorland. In den zentralen Mittelgebirgen zeigte sie sich dagegen mit teils 60 Sonnenstunden eher seltener.
Das Wetter in den Bundesländern im Februar 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)
Baden-Württemberg: Hier ermittelten die DWD-Klimaexpert:innen eine Mitteltemperatur von 4,3 °C (0,5 °C). Den bundesweit höchsten Februarwert meldete am 18. Metzingen, südlich von Stuttgart, mit vorfrühlingshaften 17,3 °C. Baden-Württemberg zählte mit annähernd 60 l/m² (68 l/m²) zu den niederschlagsarmen Bundesländern. Insgesamt fiel im Südschwarzwald mit örtlich über 250 l/m² der meiste Niederschlag. Die größte Tagesmenge summierte sich hingegen mit 59,4 l/m² am 6. in Königsbach-Stein im Nordschwarzwald. Zudem präsentierte sich Baden-Württemberg mit über 105 Stunden (76 Stunden) als die sonnenscheinreichste Region.
Bayern: Im Ländervergleich war der Freistaat mit durchschnittlich 3,5 °C (-0,3 °C) und rund 55 l/m² (58 l/m²) das kühlste und trockenste Bundesland. Ein deutliches Niederschlagsdefizit gab es besonders im Gäuboden in Niederbayern mit teils weniger als 20 l/m². Das Allgäu hingegen zählte mit örtlich mehr als 250 l/m² zu den nassesten Regionen. Den tiefsten Februarwert meldete Reit im Winkel in den Chiemgauer Alpen am 14. Februar mit -13,7 °C. In Bayern wurden vom DWD im Mittel nahezu 100 Stunden (78 Stunden) Sonnenschein gemessen. Am Alpenrand zeigte sich die Sonne mit gebietsweise über 130 Stunden bundesweit am meisten.
Berlin: Die Hauptstadt zählte mit einer Mitteltemperatur von 5,4 °C (0,6 °C) sowie einer Niederschlagssumme von rund 60 l/m² (35 l/m²) zu den wärmsten und zu den trockensten Regionen. Mit einer Sonnenscheindauer von gut 65 Stunden (71 Stunden) belegte Berlin nach Hamburg den zweitletzten Platz.
Brandenburg: In Brandenburg betrug die Mitteltemperatur 4,8 °C (0,1 °C). Mit abgerundet 60 l/m² (33 l/m²) und knapp 70 Stunden (70 Stunden) gehörte es zu den trockenen und sonnenscheinarmen Gebieten. Die zur Monatsmitte herrschende Sturmserie brachte teils große Schäden. Angermünde, nordöstlich von Berlin, registrierte am 17. Orkanböen bis zu 124,6 km/h.
Bremen: Die Stadt an der Weser erreichte im Monatsmittel 5,7 °C (1,4 °C) und war damit das wärmste Bundesland. Für Bremen berechneten die DWD-Meteorolog:innen im Februar knapp 115 l/m² (40 l/m²) und nahezu 75 Sonnenstunden (68 Stunden). Eine Serie von Sturm- und Orkantiefs führte besonders zur Monatshälfte zu teils enormen Schäden: Am 18. meldete Bremerhaven Orkanböen bis zu 126,0 km/h, der Nordwestwind sorgte für eine schwere Sturmflut.
Hamburg: Für die Hansestadt verzeichnete der DWD 5,6 °C (1,2 °C) und knapp 65 Stunden (64 Stunden). Hamburg war damit die zweitwärmste und die sonnenscheinärmste Region. Zugleich war die Großstadt mit gut 155 l/m² vor Schleswig-Holstein die niederschlagsreichste Region Deutschlands. Hier viel im Monatsmittel fast das 4fache des Klimawertes (42 l/m²). Mehrere Sturm- und Orkantiefs verursachten vor allem zur Monatsmitte eine sehr schwere Sturmflut, der Pegel der Elbe erreichte am 19. 3,75 m über dem mittleren Hochwasser.
Hessen: Hessen erreichte eine Mitteltemperatur von 4,4 °C (0,6 °C), eine Niederschlagssumme von gut 75 l/m² (52 l/m²) sowie eine Sonnenscheindauer von rund 80 Stunden (69 Stunden). Zur Mitte des Monats kam es durch eine Serie von Sturm- und Orkantiefs zu regional großen Schäden. Lautertal-Hörgenau, westlich von Fulda, registrierte am 18. Orkanböen bis zu 124,2 km/h.
Mecklenburg-Vorpommern: Im nordöstlichsten Bundesland betrug die Durchschnittstemperatur 4,6 °C (0,0 °C) und der Niederschlag akkumulierte sich auf annähernd 90 l/m² (31 l/m²). Damit fiel im Februar fast das 3fache des Monatssolls. Eine Serie von Sturm- und Orkantiefs fegte besonders zur Monatsmitte über die Region hinweg. Am 18. registrierte Bastorf-Kägsdorf, westlich von Rostock, Orkanböen von bis zu 123,1 km/h und am 19. Arkona auf Rügen bis zu 133,9 km/h. Im Ländervergleich präsentierte sich Mecklenburg-Vorpommern mit aufgerundet 70 Stunden (67 Stunden) als ein sonnenscheinarmes Gebiet.
Niedersachsen: Für Niedersachsen ermittelten die Klimaexpert:innen des DWD durchschnittlich 5,4 °C (1,1 °C). Das nordwestlichste Bundesland zählte im Februar mit gut 125 l/m² (44 l/m²) sowie fast 70 Stunden (66 Stunden) sowohl zu den niederschlagsreichen als auch zu den sonnenscheinarmen Gebieten. Diese Niederschlagsmenge ergab fast das 3fache des Klimawertes. Zur Monatsmitte sorgte eine Serie von Sturm- und Orkantiefs für regional immense Schäden. Am 18. meldete Spiekeroog auf den ostfriesischen Inseln Orkanböen von bis zu 135,0 km/h. Die anhaltenden Nordwestwinde führten an der Küste zu schweren Sturmfluten.
Nordrhein-Westfalen: NRW zählte im Ländervergleich mit einer mittleren Temperatur von 5,4 °C (1,8 °C) zu den warmen Regionen Deutschlands. Der Niederschlag summierte sich auf abgerundet 115 l/m² (58 l/m²) und die Sonne zeigte sich annähernd 75 Stunden (72 Stunden). Im Weststau des Sauerlandes kamen örtlich mehr als 250 l/m² zustande. Zur Monatsmitte sorgten mehrere Sturm- und Orkantiefs für teils enorme Schäden. Arnsberg-Müschede, südöstlich von Dortmund, registrierte am 17. Orkanböen bis zu 122,8 km/h.
Rheinland-Pfalz: Der Februar 2022 brachte Rheinland-Pfalz durchschnittlich 4,7 °C (1,2 °C) und über 70 l/m² (59 l/m²) Niederschlag. Mit fast 90 Stunden (73 Stunden) war es ein sonnenscheinreiches Bundesland.
Saarland: Für das Saarland errechneten die DWD-Meteorolog:innen eine Durchschnittstemperatur von 4,9 °C (1,6 °C), einer Niederschlagsbilanz von über 105 l/m² (72 l/m²) sowie gut 85 Sonnenstunden (76 Stunden).
Sachsen: Der Freistaat präsentierte sich im Februar mit 3,8 °C (-0,3 °C) mit Thüringen als das zweitkühlste sowie mit aufgerundet 60 l/m² (43 l/m²) als das zweittrockenste Bundesland. Eine Serie von Sturmtiefs sorgte zur Monatsmitte für teils großen Schäden. Chemnitz verzeichnete am 18. Orkanböen von bis zu 116,3 km/h. In Sachsen schien die Sonne fast 85 Stunden (70 Stunden).
Sachsen-Anhalt: Für Sachsen-Anhalt ermittelten die Meteorologen 4,8 °C (0,4 °C) und rund 85 Sonnenstunden (68 Stunden). Mit annähernd 60 l/m² (33 l/m²) gehörte die Region zu den trockenen Gebieten. Im Lee des Harzes konnten örtlich weniger als 20 l/m² gemessen werden. Innerhalb einer Sturmserie sorgten Winde bis zur Orkanstärke besonders zur Monatsmitte für örtlich großen Schäden. Am 18. meldete Seehausen, nördlich von Magdeburg, 117,7 km/h.
Schleswig-Holstein: In Schleswig-Holstein lag die Mitteltemperatur bei 5,1 °C (0,7 °C). Mit über 150 l/m² war es das zweitniederschlagreichste Bundesland. Hier viel im Monatsmittel über das 3fache des Februarsolls (42 l/m²). Eine Serie von Sturm- und Orkantiefs führte vor allem zur Monatsmitte zu regional immensen Schäden. Am 18. meldete Büsum in Dithmarschen Orkanböen von bis zu 143,8 km/h. Der anhaltende Nordwestwind führte an der Nordseeküste zu einer schweren Sturmflut. Schleswig-Holstein ordnete sich im Länderranking mit abgerundet 70 Stunden (65 Stunden) bei den sonnenscheinarmen Regionen ein.
Thüringen: Mit 3,8 °C (-0,4 °C) war Thüringen zusammen mit Sachsen die zweitkühlste Region Deutschlands. Für den Freistaat kalkulierten die Klimaexpert:innen eine Niederschlagsmenge von gut 65 l/m² (44 l/m²) und die Sonne schien nahezu 85 Stunden (69 Stunden). Am Weststau des Thüringer Waldes fielen etwa 250 l/m².
Quelle Text: DWD