Der erste Sommermonat war windig, unbeständig und warm
Hanau im Juni: An der Kinzig blühen die Brombeeren (c) HESSENMAGAZIN.de
[Deutschland] Der Juni 2020 zeigte sich von seiner launenhaften Seite. Nach einem sommerlichen Start folgte mit auf Nordwest drehenden Winden und wiederholten Regengüssen ein unbeständiger und windiger sowie kühler Witterungsverlauf. Teilweise gab es Schnee auf den Bergen. In der zweiten Dekade bildeten sich dann, in schwül-warmer Luft, regional wiederholt unwetterartige Gewitter. Nach einer Stabilisierung mit hochsommerlichen Temperaturen verabschiedete sich der Juni mit einem windigen Ausklang. Insgesamt war der Juni 2020 zwar etwas zu warm, präsentierte sich sonst aber mit typisch mitteleuropäischem Sommerwetter. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.
Schafskälte und kurzeitige Hitzeschübe
Mit 16,8 Grad Celsius (°C) lag der Temperaturdurchschnitt im ersten klimatologischen Sommermonat um 1,4 Grad über dem Mittel der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der wärmeren Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die positive Abweichung 1,1 Grad. Nach einer sommerlichen Begrüßung machte rasch die Schafskälte mit einer nordwestlichen Strömung auf sich aufmerksam. Dabei sanken die morgendlichen Tiefstwerte verbreitet in den einstelligen Bereich. Der niedrigste Wert aber wurde am 1. von der Station Oberharz beim Brocken mit 0,5 °C übermittelt. Während eines eintägigen Hitzeschubs wurde das bundesweit höchste Tagesmaximum von 34,0°C am 13. in Coschen, südlich von Eisenhüttenstadt, gemessen.
Trotz ausgeglichenem Flächenniederschlag regional weiterhin sehr trocken
Mit rund 90 Litern pro Quadratmeter (l/m²) erreichte der Juni in etwa sein vieljähriges Mittel von 85 l/m². Besonders Mitte des Monats bildeten sich in einer Tiefdruckrinne immer wieder tropische Starkregengewitter. Sie luden von Nordwest nach Südost diagonal über Deutschland gebietsweise hohe Regenmengen ab. Die höchste Tagessumme wurde am 13. mit 133,4 l/m² aus Bottmersdorf / Klein Germersleben südwestlich von Magdeburg gemeldet. Besonders nass war es auch in Bayern. An den Alpen summierten sich im Monatsverlauf die Niederschlagsmengen auf 250 bis 300 l/m². Im Allgäu fielen gebietsweise über 300 l/m². In Teilen Brandenburgs und Sachsens wurden dagegen vom DWD weniger als 15 l/m² erfasst.
Sonniger Norden und wolkiger Süden
In der Sonnenscheinbilanz zeigte sich im Juni 2020 ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Über 250 Sonnenstunden wurden den Küsten gegönnt. Das waren doppelt so viele wie in den Alpenregionen. Die wolkenarmen Phasen im Norden ermöglichten dort vor allem in der zweiten Monatshälfte das Beobachten leuchtender Nachtwolken. Deutschlandweit bilanzierten die DWD-Expertinnen und -Experten eine durchschnittliche Sonnenscheindauer von 215 Stunden (203 Stunden).
Das Wetter in den Bundesländern im Juni 2020
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Der Juni brachte dem nördlichsten Bundesland eine Mitteltemperatur von 17,0 °C (15,0 °C) und eine Niederschlagssumme von rund 65 l/m² (69 l/m²). In der Hansestadt wurden 17,9 °C (15,7 °C) und trotz unwetterartiger Gewitter leicht zu trockene 65 l/m² (70 l/m²) registriert. Dabei zeigte sich die Sonne in Schleswig-Holstein (225 Stunden) und in Hamburg (216 Stunden) knapp 265 Stunden. Damit waren beide Länder die sonnenscheinreichsten Regionen Deutschlands.
Niedersachsen und Bremen: In Niedersachsen wurden im Juni 17,5 °C (15,4 °C), durchschnittliche 70 l/m² (76 l/m²) und rund 225 Stunden (200 Stunden) Sonnenschein gemessen. Bremen erreichte 17,9 °C (15,5 °C), annähernd 45 l/m² (73 l/m²) und knapp 250 Sonnenstunden (204 Stunden). Starkregen sorgte am 14. in Teilen Niedersachsens zu wetterbedingten Unfällen und Überflutungen. In Damme, Landkreis Vechta, waren zahlreiche Geschäfte und auch ein Krankenhaus betroffen.
Mecklenburg-Vorpommern: Im nordöstlichen Bundesland betrug die Junitemperatur 17,2 °C (15,4 °C). In der Fläche fielen etwa 70 l/m² (63 l/m²). Schwere Gewitter brachten vor allem den westlichen Teilen unwetterartigen Starkregen. Im nordwestmecklenburgischen Neuburg-Steinhausen prasselten am 13. sogar 105 l/m² nieder. Die Sonne schien über 260 Stunden (236 Stunden).
Brandenburg und Berlin: Berlin war im Juni mit 19,4 °C (17,1 °C) das wärmste Bundesland, gefolgt von Brandenburg mit 18,5 °C (16,5 °C). Bezüglich der Niederschlagsmenge zählten Brandenburg mit 55 l/m² (64 l/m²) und Berlin mit 45 l/m² (70 l/m²) zu den trockensten Gebieten Deutschlands. Durchschnittlich lang schien dagegen die Sonne. Die Hauptstadt kam auf rund 240 (226 Stunden) und Brandenburg auf gut 235 Sonnenstunden (213 Stunden). Die südlich von Eisenhüttenstadt gelegene Station Coschen erfasst am 13. mit 34,0°C die bundesweit höchste Temperatur.
Sachsen-Anhalt: Mit gemittelten 18,1 °C (16,1 °C) gehörte Sachsen-Anhalt im Juni 2020 zu den wärmeren Gebieten. Neben einer Sonnenscheindauer von fast 230 Stunden (205 Stunden) fielen rund 60 l/m² (63 l/m²). In Bottmersdorf / Klein Germersleben, südwestlich von Magdeburg, wurden am 13. bei schweren Gewittern enorme 133,4 l/m² erfasst. Das ist der höchste Tagesniederschlag seit Messbeginn in diesem Bundesland. Die deutschlandweit niedrigste Temperatur wurde am 1. von der Station Oberharz beim Brocken mit 0,5 °C übermittelt.
Sachsen: In Sachsen erfassten die Wetterstationen des DWD 17,3 °C (15,6 °C). Die vermeintlich ausgewogene Niederschlagsbilanz von 85 l/m² (76 l/m²) ist hier auf hohe Niederschläge im Süden des Landes zurückzuführen. Der Norden wies weiterhin ein Defizit auf. Die Sonne schien landesweit gut 200 Stunden (201 Stunden).
Thüringen: Thüringen war im Juni mit 16,6 °C (14,9 °C), rund 190 Sonnenstunden (194 Stunden) und etwa 95 l/m² (78 l/m²) Niederschlag eine vergleichsweise kühle, sonnenscheinarme und niederschlagsreiche Region. Unwetter haben am späten Abend des 13. im Raum Mühlhausen heftige Spuren hinterlassen. In nur wenigen Stunden fielen 60 bis 100 l/m².
Nordrhein-Westfalen: Im bevölkerungsreichsten Bundesland lag die Juni-Temperatur bei 17,3 °C (15,4 °C) und die Sonnenscheindauer bei gut 205 Stunden (184 Stunden). Dazu kamen rund 75 l/m² (84 l/m²) Niederschlag. Starkregen mit Unfällen am 13. in Ostwestfalen standen der bestehenden Trockenheit am Niederrhein gegenüber.
Hessen: In Hessen betrug die Durchschnittstemperatur im Juni 16,6 °C (15,2 °C) bei gut 200 Sonnenstunden (192 Stunden) und rund 75 l/m² (80 l/m²) Niederschlag.
Rheinland-Pfalz: Der Juni verlief in Rheinland-Pfalz mit 16,7 °C (15,3 °C) etwas zu warm und mit 65 l/m² (76 l/m²) erneut zu trocken. Zur Freude der Landwirtschaft und Weinbauern regnete es bei einer durchschnittlichen Sonnenscheindauer von knapp 200 Stunden (192 Stunden) deutlich mehr als in den drei Junimonaten der Vorjahre.
Saarland: Der Juni brachte dem kleinsten Flächenland eine Mitteltemperatur von 16,6 °C (15,6 °C), eine Niederschlagsmenge von 80 l/m² (80 l/m²) und 200 Sonnenstunden (204 Stunden). Am 17. wurde vor allem der Regionalverband Saarbrücken von Starkregenfällen heimgesucht. Sie sorgen für überschwemmte Keller und hochgedrückte Kanaldeckel. Die Feuerwehr musste auch einige umgestürzte Bäume beseitigen.
Baden-Württemberg: Baden-Württemberg war mit 16,0 °C (15,1 °C) das zweikühlste und mit nahezu 100 l/m² (107 l/m²) auch das zweitniederschlagsreichste Bundesland. Die Sonne schien rund 190 Stunden (202 Stunden). Am Abend des 17. wurde besonders der Kreis Heilbronn von Starkregenfällen getroffen. Dabei fielen teilweise in nur drei Stunden bis zu 50 l/m², wodurch örtlich die A81 unterspült wurde.
Bayern: Im Juni 2020 war der Freistaat mit 15,8 °C (14,9 °C) das kühlste und mit einer Sonnenscheindauer von knapp 190 Stunden (200 Stunden) das sonnenscheinärmste Bundesland. Mit rund 150 l/m² (112 l/m²) war es auch der niederschlagsreichste Juni in Bayern der vergangenen 30 Jahre. Besonders in den ersten beiden Monatsdekaden kam es immer wieder zu Niederschlägen - die teilweise in Form heftiger Starkregengewitter. Umgestürzte Bäume sowie Überflutungen waren die Folge. So mussten zum 14. in Grainau, Landkreis Garmisch-Partenkirchen, hunderte Menschen von der Feuerwehr evakuiert werden, nachdem der Hammersbach über das Ufer getreten war.
Quelle Text: DWD