Burg Ulrichstein auf dem Schlossberg im Winterabendlicht (c) Brigitta Möllermann
[Ulrichstein / Vogelsberg] Vor zwei Jahrzehnten gründete Ernst Happel, der damalige Geschäftsführer des Naturparks Hoher Vogelsberg, zusammen mit dem Vogelsberger Höhenclub (VHC) und der Stadt Ulrichstein den ca. 6 ha großen botanischen Vogelsberggarten. Rund um den mehr als 600 Meter hohen Schlossberg in Hessens höchstgelegener Stadt Ulrichstein wird seither vielen geschützten Vogelsberger Lebensraumtypen und Arten reichlich Raum zum Wachsen und Gedeihen geboten.
Im nächsten Jahr soll das zwanzigjährige Bestehen gefeiert werden. Die ersten Vorbereitungen laufen bereits, sogar die hessische Umweltministerin hat schon zugestimmt, ein Vorwort für die Festschrift zu verfassen. Falls die Corona-Pandemie bis dahin eingedämmt ist, wird das Jubiläum als offenes Gartenfest gefeiert mit Führungen über das Gelände und Informationsständen an den einzelnen Themenbeeten. Die Planung beinhaltet zudem eine Feierstunde des Vereins der Freunde und Förderer des Vogelsberggartens auf dem Burggelände, die das Fest gebührend abrunden wird.
Die typische Kulturlandschaft des Mittelgebirges im Kleinformat präsentiert
Seltene und schützenswerte Pflanzen werden in verschiedenen Themenbeeten des Vogelsberggartens gehegt und gepflegt, wie z. B. die Heilpflanze Arnika, besonderere Orchideen und Schlüsselblumen. Auch die strahlend gelb blühenden Trollblumen, die früher überall auf ungedüngten Bergwiesen wuchsen, sind an dieser Stelle nützlich für winzigste Insekten: Deren Nachkommenschaft kann geschützt in den kugeligen Blüten heranwachsen. Kostbare Gartenpflanzen - wie Nachtkerzen, die im Dunkeln blühen - sind hier ebenfalls zu finden, so wie Färberginster, winterharte Kleinsträucher für magere Böden.
Der Schlossberg war im Krieg „stets umkämpft“. Gedenktafeln und ein Ehrenfriedhof erinnern an die hier beerdigten Soldaten (c) Brigitta Möllermann
Trotz des heißen Sommers ist alles gut gediehen und man war zufrieden mit der Ernte auf dem Acker und im Bauerngarten. Was in den verschiedenen Bereichen des Vogelsberggartens durch die eifrige Pflege seiner Gartenpaten überzählig wurde, konnte von Besuchern und Gästen während des Sommers gegen eine Spende abgeholt werden. Das Angebot wurde gerne angenommen: Auf diese Weise kamen auch rare Ableger von Wildpflanzen, Bienenfuttersträuchern und blühenden Gräsern zurück in die Vogelsberger Gärten.
Im kommenden Jahr möchte der Geschäftsführer des Gartens, Richard Golle, weitere Bereiche für Waldpflanzen und andere Schatten-liebende Gewächse erschließen, unter anderem den Aronstab, verschiedene Farne, blühende Märzbecher, duftenden Bärlauch und Seidelbast. Außerdem sollen neue Schilder in den Beeten den Besuchern Auskunft geben über spezielle Eigenschaften der Pflanzen.
Informationstafel neben dem Brunnenteich auf dem Schlossberg - Foto (c) Brigitta Möllermann
Während ein „Biotop“ einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen darstellt, bezeichnet das „Geotop am Schlossberg“ als erkalteter Vulkanschlot ein geologisch bedeutsames Fenster der Erdgeschichte. Die schon von weitem gut sichtbare Erhebung entstand bei einem Vulkanausbruch vor ca. 15 Millionen Jahren und steht unterirdisch in Verbindung mit anderen Höhen im Oberwald. Aufgrund des nahezu konstanten Wasserpegels eines immer noch vorhandenen Brunnenteiches auf dem Burggelände vermutet man zudem eine Art „magische Quelle“ mit Verbindung zu einen entfernt liegenden Wasservorkommen, welches sich auf derselben Höhe befindet wie der Schlossberg.
Selbst wenn die Vegetation im Moment ruht, lohnt sich ein Besuch auch im Winter in diesem Teil des Geoparks Vulkanregion Vogelsberg. Der Rundweg führt hinauf bis zur rekonstruierten Burgruine ganz oben auf dem Ulrichsteiner Schlossberg. Sie lädt mit ihrem nachempfundenen Wehrturm bei jedem Wetter ein zu einem weiten Blick über das Land.
Quelle Text + Fotos: Brigitta Möllermann, www.HESSENMAGAZIN.de