...
Gut für Herz und Kreislauf: Weissdornstrauch - Blüten im Frühjahr und leuchtend rote Früchte im Herbst (c) Brigitta Möllermann
[Ulrichstein / Vogelsberg] Kräuter, Beeren und Stäucher boten den Menschen früher Würz- und Heilmittel für die Küche und dienten außerdem zur Herstellung von Arzneien. Was nicht frisch verwendet wurde, verarbeitete man für Tinkturen, Salben, alkoholische Getränke, oder es wurde aufgebrüht als Tee. Im Vogelsberggarten werden viele solcher Pflanzen im Kräutergarten gezeigt und kultiviert.
Auch heute noch gilt: Die Dosis macht das Gift
Johanniskraut wirkt als sanftes Mittel gegen emotionale Tiefs. Kamillenblüten im Tee beseitigen Magenbeschwerden und in der Salbe helfen sie bei Entzündungen. Die wild wachsende Arnika ist heute selten geworden. Seit Jahrhunderten gilt sie schon als Heilpflanze und wird bei Wunden, Prellungen und gegen Schwellungen verwendet.
Der Blaue Eisenhut im Vogelsberggarten
Die giftigste Pflanze Mitteleuropas steht unter Naturschutz. Hummeln, Bienen und andere Bestäuber brauchen ihren Nektar als Futter. 2005 wurde der Blaue Eisenhut zur Giftpflanze des Jahres gewählt.
Blauer Eisenhut - Staude im Vogelsberggarten (c) Brigitta Möllermanna
Doch Vorsicht: Am Gift des Blauen Eisenhuts, der bei uns als Zierpflanze in Gärten und in höheren Lagen des Mittelgebirges wächst, kann man sterben. Alle Arten des Eisenhuts enthalten Alkaloide in allen Pflanzenteilen. Ihre Stärke ist abhängig vom Standort sowie den genetischen Faktoren. Das Gift von Samen, Stängel, Blüten und Wurzeln wird über die Schleimhäute und sogar die intakte Haut aufgenommen.
Extrem gefährlich ist das für Kinder. Aber auch Erwachse können beim Berühren Nesselausschlägen bekommen. Wenn jemand nur wenige Gramm der Pflanze isst, wird sein Herz nach einiger Zeit versagen, er bekommt Krämpfe und sein Atem bleibt stehen. Am am Ende hat er das Gefühl, Eiswasser in den Aden zu haben.
Es heißt, das hochtoxische Gewächs wäre entstanden, als der Göttersohn Herakles den Zerberus aus dem Hades entführte: „Als der Höllenhund das Tageslicht erblickte, entsetzte er sich und fing an, den Geifer von sich zu speien; davon wuchs der giftige Eisenhut aus dem Boden hervor.“
Würgling, Ziegentod, Wolfskraut oder auch Wolfswurz wurde der Eisenhut (Aconitum napellus) in früheren Zeiten genannt. Man kann sich denken, warum: Mit dem enthaltenen Nervengift Aconitin pflegte man Pfeil- und Speerspitzen zu präparieren.
Gut zu wissen
Das Maiglöckchen war 2014 Giftpflanze des Jahres und soll früher u. a. gegen graue Haare und Mundgeruch geholfen haben (c) Brigitta Möllermann
Alkaloide in Pflanzen kommen gar nicht so selten vor und können für uns Menschen unangenehm und gefährlich werden. Beispielsweise sind deswegen unreife grüne Teile von Tomaten und rohe Kartoffeln giftig und verursachen nach ihrem Verzehr starke Übelkeit.
Andere dieser Substanzen können dagegen süchtig machen, wie das Nikotin im Tabak oder das Kokain aus dem Cocastrauch. Und last but not least, wäre noch das Opium im Schlafmohn zu nennen, das früher im Schnuller von Babys dazu diente, ihren Schlaf zu fördern.
Im Mittelalter galten viele Nachtschattengewächse als Heil- oder Zauberkräuter, wie auch die Tollkirsche mit Pupillen erweiterndem Atropin (Bella Donna), das tödlich wirkende Bilsenkraut und der Stechapfel oder die Früchte der Eibe. Und auch die Inhaltsstoffe der wunderschön durftenden Engelstrompete rufen Halluzinationen hervor.
Quelle: Brigitta Möllermann