Fünf Wildpflanzenbeete, der Kräutergarten und ein Bauerngarten erfordern viel Arbeit
[Ulrichstein / Vogelsberg] Auf rund 600 Höhenmetern finden Besucher des Vogelsbergstädtchens Urichstein eine ganz besondere Gartenanlage. Sie wurde auf dem Burgberg 1999 / 2000 nach Jahren intensiver Planung auf mehr als sechs Hektar eingerichtet, um die vielfältigen Pflanzenschätze der Vogelsberger Kulturlandschaft nach allen Himmelsrichtungen hin zu präsentieren.
Rund um die kegelförmige Basaltkuppe haben unterschiedliche Pflanzengesellschaften ideale Wachstumsbedingungen gefunden an Felsen und Mauern, in einem kleinen Wäldchen, auf Weiden und Koppeln, zwischen Büschen und Hecken. Am Westhang wird zudem ein Acker alljährlich auf traditionelle Weise bestellt mit fast vergessenen altem Getreide und Hackfrüchten sowie selten gewordenen Ackerwildkräutern.
Als Wintergetreide werden dort im Oktober Einkorn, Dinkel, Schwarzer und Gelber Emmer, Langstieliger Roggen ausgesät. Die Aussaat des Sommergetreide wird am 100sten Tag des Jahres vorgenommen mit Amaranthsamen, Flachs (Lein) Hafer und Gerste.
Frische Ernte: Erbsen aus dem Bauerngarten (c) Brigitta Möllermann
Gesäumt von Rosen und blühenden Stauden gedeihen im Bauerngarten während des Sommers seltene Gemüse, Salate sowie Früchte und Beeren an Sträuchern neben den typischen Gartenkräutern in den Beeten. Einen separaten Bereich findet man auf der Ostseite unterhalb der Burgruine. Dort wachsen Kräuter für die Küche und Heilpflanzen, die man einst für medizinische Zwecke verwendete.
Mit Unterstützung eines Landwirtes, der Stadt Ulrichstein, dem Bauhof und mehreren ehrenamtlichen HelferInnen hegt und pflegt Richard Golle als Geschäftsführer im Auftrag des Naturparks Hoher Vogelsberg das Gelände.
Dreimal im Jahr - im Frühjahr und im Herbst sind zusätzlich die Kinder aus der örtlichen Grundschule mit von der Partie. Dann gibt es für sie praktischen Unterricht in Form von säen, pflanzen und ernten von Kürbissen und Kartoffeln. Im Sommer werden mit ihnen auf der nördlichen Hangwiese nach dem Mähen von Gras und Klee wie früher Heureuter aufgestellt und bestückt.
Auf einer Weide im Vogelsberggarten: Bauernkühe (c) Brigitta Möllerman
Der Vogelsberggarten bleibt noch hinter seinen Möglichkeiten zurück
Nach 10 Jahren seines Bestehens erhielt das Projekt den OVAG-Umweltpreis in Höhe von 5.000 Euro. Der Grund dafür war, dass im Vogelsberggarten Nachhaltigkeit praktisch veranschaulicht wird und zwar auf eine bemerkenswert bescheidene und besonders unverfälschte Weise. Zusätzlich kamen im Laufe der Zeit kleinere Spenden z. B. von den Soroptimistinnen und dem Inner-Wheel-Club in die Kasse.
2016 erreichte die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises, dass der Förderverein des Vogelsberggartens im Rahmen der hessischen Biodiversitätsstrategie bis 2020 einige Landesmittel zum Zwecke der Verbesserung der Artenvielfalt erhält.
Ernst Happel (links) und Richard Golle stellen in den Themenbeeten neue Schilder auf (c) Brigitta Möllermann
Trotz allem bedauert der Gründer und Initiator des Vogelsberggartens, Ernst Happel, als ehemaliger Chef des Naturparks, dass die Weiterentwicklung und geplante Optimierung des Vogelsberggartens bisher noch nicht ganz gelungen ist: „Nur mit ehrenamtlich tätigen Paten allein ist die Arbeit nicht zu schaffen. Weitere Spenden, Sponsoren und Finanzmittel könnten hier bestimmt weiterhelfen!“
Zusätzliche Arbeiten im Laufe des Jahres
- Die Pflanzen im Borstgrasrasen-, Glatthafer- und Goldhaferbeet wurden neu beschildert.
- Bei der Aktion „Eindämmung von Jakobskreuzkraut“ wurden 45 Stück 120-Liter-Säcke eingesammelt.
- Zusätzlich zum Erntefest fanden mehr als zehn gebuchte Führungen außer den öffentlichen Rundgängen im Vogelsberggarten statt.
- Beim Säen und Ernten mit der örtlichen Grundschule vermittelten Lehrer, Bauer Timo Stein und Richard Golle praktisches Wissen.
- Es wurden begonnen, drei Hochbeete zu bauen zur Anzucht von verschiedenen Pflanzen.
- Der Zaun um die Anzuchtbeete, den kleinen Teich für Sumpfmauerpfeffer sowie die Ernst-Happel-Schutzhütte wird erneuert.
- Der Weg durch den kleinen „Urwald“ hinunter zum Museum im Vorwerk soll zwecks besserer Begehbarkeit um Zwischenstufen ergänzt werden.