Erholsame Beschäftigung in der Natur mit besonderem Weitblick
[Ulrichstein / Vogelsberg] Auch während der warmen Monate ruht die Arbeit im Vogelsberggarten nicht, viele Tätigkeiten werden über den Sommer fortgeführt. Eine Besonderheit soll für die Öffentlichkeit die historische Flachsernte Mitte bzw. Ende August sein. An diesem Tag sind ganz viele "helfende Hände" eingeladen, den reifen Flachs zu rupfen. Wie früher werden die 30 bis 50 Zentimeter langen Pflanzen samt Wurzel vom Acker geholt und zum Trocknen in Garben aufgestellt. Was anschließend mit den Früchten, dem Leinsamen, sowie den gewonnenen Leinenfasern geschieht, wie sie weiter genutzt und verarbeitet werden, wird bei einer gemütlichen Kaffeerunde mit hausgemachtem Blechkuchen erklärt.
Ein Rundgang durch den Garten soll den nostalgischen Erntetag beschließen. Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben.
Blick vom hoch liegenden Vogelsberggarten Richtung Westen (c) Brigitta Möllermann
Für Naturliebhaber, die sich dauerhaft beteiligen möchten
Geschäftsführer Richard Golle und der Förderverein in Ulrichstein hoffen weiterhin auf nette Menschen, die sich als Paten des Vogelsberggartens in frischer Luft betätigen wollen. Nebenbei können sie auf dem herrlichen Gelände des Ulrichsteiner Schlossbergs auch eine Menge über die angestrebte Biodiversität plus die Besonderheiten der heimischen Pflanzenwelt lernen. So werden sie nach und nach auf diese Weise im Rahmen ihrer angeleiteten Mitarbeit zum exzellenten Kenner der Natur.
Eine Gartenpatin beim Pflegen des von ihr betreuten Beetes (c) Brigitta Möllermann
Am Ende der Saison wird zudem eine Erntebeteiligung ihr Lohn sein. Neben Rosen, Bauerngartenblumen und Gemüse sind das Beeren und Kräuter sowie im Herbst verschiedene Sorten Äpfel und Birnen. Da der Vogelsberggarten eine Einrichtung für die ganze Region ist, können ehrenamtliche Helfer natürlich auch von außerhalb Ulrichsteins kommen, wird versichert.
Mitmachangebot für Teams und Gruppen
- Jäten: Der Flachsacker am Westhang, der zur Schaffung eines Lebensraumes für langsam wachsende, selten gewordene Ackerkräuter angelegt wurde, wird im Sommer bereinigt - eine meditative Beschäftigung für gestresste Menschen.
Acker der Biodiversität: Kartoffeln und (nur in der Morgensonne) blau blühender Flachs (c) Richard Golle
- Schulprojekt: In den praktischen Unterrichtsstunden der ersten und zweiten Grundschulklasse aus Ulrichstein gibt Richard Golle Anleitungen zum Setzen von Kürbispflanzen und Kartoffelknollen. Auch beim Ernten mit dem Bauern gibt es von ihm passende Erläuterungen auf dem Feld. Zuhören und zuschauen ist erlaubt.
- Ernten und nachpflanzen: Nachdem der Bauerngarten im Frühjahr angelegt worden ist, bedarf er nun in den Monaten des Wachstums der weiteren Pflege. Wer mithilft, darf sicher eine Handvoll ungespritztes Gemüse, Obst oder einen Strauß hübscher Blumen mit nach Hause nehmen.
- Wildwuchs beseitigen: In den Themenbeeten muss einiges ausgedünnt und zurückgeschnitten werden. Die wohltuende Stille auf dem Schlossberg entschleunigt auch nur für ein Stündchen am Abend!
- Gestaltung: Immer wieder werden die Flanierwege auf dem Gelände am Schlossberg freigeharkt. Einmal am Tag kann man dabei prima ins Schwitzen kommen. Das ist gesund und stabilisiert den Kreislauf.
Die Wege zwischen den Beeten werden für die Besucher frei gehalten (c) Brigitta Möllermann
- Nachhaltig: Die Wiesen, die nicht beweidet werden, mäht Richard Golle unter zeitlicher Berücksichtigung der Aussamung von Gräsern, Kräutern und Blumen. Man kann sich helfend beteiligen, indem man das Schnittgut in Reihen zusammenrecht.
- Handarbeit: Auf der Goldhaferwiese wird im Juli das Heu auf Reuter (Holzgestelle) zum Trockenen gelegt - genau wie früher, als in der Landwirtschaft noch alles mit Muskelkraft erledigt wurde. Wer Spaß an einem echten Workout hat, ist an so einem Tag richtig dabei.
Mehrere Gemeinschaftsaufgaben stehen noch an
Richard Golle und Andukai: Herr und Hund auf der Schlossmauer am Burgberg unterwegs (c) Brigitta Möllermann
Bei der Aktion "Wilde Birne und Pflaume: Haferschlehe & Co." hat Richard Golle sich eine Baumschule für selten gewordene Baumarten vorgestellt. Sechs mal acht Meter groß soll sie werden und nach ihrer Fertigstellung spezielle Pflanzenzöglinge aufnehmen.
Ein kleiner Kraftakt ist es ebenfalls, im Vogelsberggarten noch einige Hochbeete zu bauen, in denen geschützte Gräser, Kräuter und Blumen kultiviert werden sollen - zum Beispiel Arnika, Trollblumen, Türkenbundlilien. Die Ärmel hochkrempeln und sich mit einbringen könnte man(n) sich zudem beim Errichten eines Schutzunterstandes für Besucher.
Spuren des Vulkans: Basaltuntergrund an der Schlossruine (c) Brigitta Möllermann
Geplant ist weiterhin die Gestaltung eines sonnenbeschienenen Feuchtbiotops für Pflanzen mit besonderen Ansprüchen. Dabei handelt es sich u. a. um die Sumpf-Fetthenne (Sedum villosum). Diese Pflanze ist extrem selten und eine der Arten, die durch die Maßnahmen der Biodiversitätsstrategie gezielt gefördert werden sollen. Es bedarf besonderen Einsatzes des Vogelsberggartens, die Sumpf-Fetthenne anzubauen und so weit zu vermehren, dass ein kleines Biotop für diese Rarität entsteht.
Alle Maßnahmen müssen von den Helfern nicht geplant werden. Im Gegenteil, sie werden unter fachlicher Anleitung in der Gruppe durchgeführt und eignen sich zum Beispiel hervorragend für Team-Bildungsprozesse in Unternehmen. Da ist kein "trockenes" Seminar mit einem teuer bezahlten Referenten nötig. Es ist die Kraft und Freude an der Bewegung im Freien, die an diesen Aktionstagen die Kollegen zusammenschweißt.
Angebot für Hobbygärtner
Ab sofort ist es möglich, auf Anfrage überzählige Pflanzen, die keinen Platz mehr in den Beeten finden, für seinen eigenen Garten zu bekommen. Gut vermehrt haben sich in diesem Jahr z. B. Baldrian, Pfefferminze. Damit die Anzucht gelingt, werden selbstverständlich Gebrauchsanweisungen für Standort, Pflege, Ernte und die Verwendung mitgeliefert.
Weitere Informationen - Kontakt: Richard Golle, Lautertal-Hörgenau, Telefon mobil: 0170/7245241.
Quelle: Brigitta Möllermann
Gut zu wissen
Heureuter sind Holzgestelle, auf denen vor dem Aufkommen von maschinenunterstützter Landwirtschaft frisch geschnittenes, abgetrocknetes Gras zum vollständigen Trocknen aufgehängt wurde. Sie kamen vor allem bei lang anhaltender feuchter Witterung zum Einsatz, bei der eine Heutrocknung am Boden nicht oder nur schwer möglich war. Die Gestelle werden auf den Feldern aufgestellt. Auf ihnen wird das feuchte Gras so gestapelt, dass sich die Schichten ähnlich wie Dachziegel überlappen. Heute sind sie nur noch selten auf den Feldern zu sehen. (Quelle: Wikipedia)
2251