[Hessen - Deutschland] Der Handelsverband Hessen begrüßt die von der Deutschen Bundesbank angestoßene Bargelddiskussion und bekennt sich aufgrund der vielen Vorteile klar zum Erhalt der Bezahlung mit Bargeld. Damit kommt er den Wünschen der Verbraucherinnen und Verbraucher entgegen. Zwar gibt es im europäischen Vergleich einen Trend hin zur bargeldlosen Bezahlung mit Apps und Kreditkarten, die Bargeldbezahlung ist dennoch in Deutschland weiterhin beliebt. Das zeigen sowohl eine Studie der Deutschen Bundesbank vom Januar 2024 als auch die daraus folgenden gemeinsamen Workshops mit einer Vielzahl an zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Der Handelsverband Hessen sieht den fortschreitenden Rückzug der Banken aus der Bargeldbereitstellung kritisch und betont, dass der Handel diesen nicht alleine kompensieren kann. Dementsprechend ist das Bankensystem angehalten, die Kosten für die Bereitstellung von Bargeld niedrig zu halten.
Geringe Kosten bei der Bargeldbereitstellung sorgen zudem dafür, dass die Kosten unbarer Zahlungsdienstleister niedrig bleiben – dieser Wettbewerb begünstigt die Verbraucherinnen und Verbraucher. „Soll der Handel weiterhin den Rückzug der Banken kompensieren, muss der Handel für diese Serviceleistung zukünftig vergütet werden und nicht – wie heute – mit Gebühren an die Banken verbunden sein“, so Dr. Joachim Stoll, Präsidiumsmitglied Handelsverband Hessen.
Der hessische Handel unterstützt des Weiteren die Entwicklung eines gemeinsamen europäischen Zahlungssystem, sowohl im Rahmen der European Payments Initiative als auch durch die Einführung des digitalen Euro.
Die Ergebnisse der Diskussionen und der Studie sind ein klares Zeichen, dass Handelsunternehmen weiterhin eine Vielfalt an Bezahlmöglichkeiten anbieten sollten. „Händlerinnen und Händler sollten allerdings nicht zur Annahme von Bargeld verpflichtet werden; dies läuft der Vertragsfreiheit entgegen“, erläutert Dr. Stoll. „Sie behindert technischen Fortschritt von Handelsangeboten und wirft uns nicht nur innereuropäisch im Wettbewerb zurück, sondern auch in den Angeboten im ländlichen Raum und in den anstehenden Antworten zur alternden Gesellschaft. Eine Annahmepflicht von Bargeld ist dementsprechend zu verhindern“, so Dr. Stoll weiter.
Der Handelsverband Hessen war gemeinsam mit vielen anderen Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft an der Erarbeitung der Diskussionsergebnisse beteiligt.
Quelle: Handelsverband Hessen, 26.08.2024
22.08.2024 Pressenotiz Deutsche Bundesbank
Organisationen der Zivilgesellschaft wünschen sich für den Zahlungsverkehr weder eine ausschließlich digitale noch eine analoge Zukunft. Vielmehr sollte der Fokus darauf liegen, verschiedene Optionen für die Nutzenden verfügbar zu halten. Die Bedeutung des Bargelds sei in der öffentlichen Diskussion derzeit aber noch unterrepräsentiert.
Dies war ein Ergebnis aus dem Dialog der Deutschen Bundesbank mit 27 Verbänden und Organisationen aus der Breite der Gesellschaft. Die Bundesbank hatte erstmals zu einem solchen Dialog eingeladen. „Wir möchten die Perspektiven und Bedürfnisse verschiedenster gesellschaftlicher Gruppierungen hinsichtlich des Bargelds kennenlernen, um sie in unserer strategischen Ausrichtung künftig besser berücksichtigen zu können
, erklärte Burkhard Balz, im Vorstand der Bundesbank unter anderem zuständig für Bargeld, unbaren Zahlungsverkehr und den digitalen Euro.
In mehreren Workshops wurde die Bedeutung des Bargelds für das Individuum und für die Gesamtgesellschaft hervorgehoben. Bargeld trage sowohl zur gesellschaftlichen Teilhabe und persönlichen Unabhängigkeit einzelner Personen als auch zur Resilienz der Gesellschaft und der Zahlungssysteme insgesamt bei. Bestehende Tendenzen wie der Ausschluss von Barzahlungen wurden in den Gesprächen kritisch gesehen und eine mögliche Akzeptanzpflicht für Bargeld thematisiert. Die Attraktivität von Bargeld könne gesteigert werden: Einige Mitwirkende empfanden etwa den Umgang mit kleinen Münzen als umständlich. Einig waren sich die Teilnehmenden darüber, dass der Erhalt von Bargeld kein Selbstläufer sei, sondern aktiven Einsatz erfordere. Die Bedeutung des Bargelds müsse nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch gegenüber den politisch Handelnden deutlicher herausgestellt werden.
Die Bundesbank hatte schon Anfang des Jahres drei unterschiedliche Szenarien für die Nutzung von Bargeld bis zum Jahr 2037 in der Studie „Bargeld der Zukunft“ skizziert. Der Dialog mit der Zivilgesellschaft erweitert die Erkenntnisse unserer Studie und reiht sich in die Aktivitäten der Bundesbank ein, um Bargeld weiter als ein attraktives, allgemein verfügbares und akzeptiertes Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel zu positionieren
, erläuterte Balz.
Die am Dialog teilnehmenden Organisationen waren in die drei Kategorien Wächterorganisationen, Sozialverbände und Bargeldbastionen eingeteilt. Die ersten Ergebnisse liegen in Form von drei Themenpapieren vor, die einen Einblick in deren vielfältige Sichtweisen zum Bargeld bieten.
Weiterführende Infomationen
- Bargeld erhalten – für schnelles und unkompliziertes Bezahlen, als Korrektiv im Zahlungsverkehr und für individuelle und gesellschaftliche Resilienz
Themenpapier Bargeldbastionen 22.08.2024 Deutsche Bundesbank | 135 KB, PDF - Bargeld erhalten – für persönliche und gesellschaftliche Resilienz sowie Autonomie
Themenpapier Wächterorganisation 22.08.2024 Deutsche Bundesbank | 136 KB, PDF - Bargeld erhalten – als inklusives Zahlungsmittel für alle in einer barrierearmen, hybriden Bezahlwelt
Themenpapier Sozialverbände 22.08.2024 Deutsche Bundesbank | 132 KB, PDF
Quelle Text: Deutsche Bundesbank
Quelle Zusammenstellung: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de