[Wetterau] In diesem Frühjahr zieht das Schäferehepaar Carmen und Pierre Schmidt mit rund 450 Mutterschafen und Lämmern zum ersten Mal auf den Hausberg in Hoch-Weisel. Die beiden mazedonischen Herdenschutzhunde Arielle und Alana leben mit den Schafen in der Herde.
„Wie fast jeder Weidetierhalter befassen auch wir uns momentan sehr viel mit dem Thema Herdenschutz“, berichtet Carmen Schmidt. „Gerade in diesem Gebiet ist der Wolf mehrmals bestätigt worden. Herdenschutzhunde gehören zur Rückkehr des Wolfes dazu, denn damit ist es für die Schäfer notwendig, ihre Herden stärker abzusichern.“
Herdenschutzhunde sind Hunderassen, die speziell dafür gezüchtet wurden ihre Herde vor Angreifern zu schützen. Sie sind Arbeitstiere, die 24 Stunden und sieben Tage die Woche bei Wind und Wetter in ihrer Herde leben und wenig mit den verschmusten Haustieren auf dem Sofa gemein haben.
Zwar akzeptieren sie ihre Halter und haben ein enges Verhältnis zu ihnen, die Herde steht für sie dennoch immer an oberster Stelle. „Man muss verstehen, dass Herdenschutzhunde per se nicht aggressiv sind, aber jeden, der ihrer Herde nahe kommt, als potentielle Bedrohung wahrnehmen und vehement abwehren“, erklärt Pierre Schmidt.
„Ohne eine Provokation greifen die Hunde niemanden an. Auch ein Wolf soll nur abgeschreckt und nicht aktiv gejagt werden.“ Dieses Verhalten liegt den Hunderassen bereits im Blut. Zudem werden die Tiere in der Schafherde geboren und von klein auf von ihren Eltern an ihre Aufgabe gewöhnt.
Neben den Herdenschutzhunden sind auch Hütehunde bei den Schäfern im Einsatz. Diese sind jedoch nicht permanent bei der Schafherde. Sie sind dafür da, die Schafe vor allem beim Treiben zusammenzuhalten, damit keines ausreißt oder verloren geht.
Der Hausberg in Hoch-Weisel wird schon seit dem 19. Jahrhundert mit Schafen beweidet, und da hier viele Arten der roten Liste Hessens wachsen, ist ein Teil davon als Fauna-Flora- Habitat ausgewiesen. „Nur durch die kontinuierliche Beweidung mit Schafen kann dieser Lebensraum erhalten bleiben“, sagt Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau e. V..
So funktionieren Freizeitnutzung und Landschaftspflege nebeneinander
Als Spaziergänger sollte man sich im Klaren darüber sein, dass sich in einer Schafherde auch immer Herdenschutzhunde aufhalten können. Deshalb sollte man diese Verhaltensregeln befolgen:
- Halten Sie Abstand zum Weidezaun und betreten Sie die Weide nicht.
- Nehmen Sie Ihren Hund unbedingt kurz an die Leine. Lassen Sie ihn nicht in die Nähe des Zauns.
- Gehen Sie zügig an der Weide vorbei. Halten Sie nicht an und nehmen Sie keinen Kontakt zu den Tieren auf (weder zu den Schafen noch zu den Hunden). Versuchen Sie nicht die Tiere anzulocken oder zu besänftigen.
- Haben Sie Verständnis für das Bellen der Hunde und nehmen Sie es ernst. Auf diese Art und Weise kommunizieren Herdenschutzhunde. Es bedeutet: „Halt, nähere dich nicht meiner Schafherde. Hier hast du nichts zu suchen!“
Die Schäfereiberatung ist Teil des Projektes „Vorbereitung, Begleitung und Evaluation von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch den Naturschutzfonds Wetterau e.V.“. Es wird durch das Land Hessen im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Landschaftspflegeverbänden gefördert und vom Regierungspräsidium Darmstadt bewilligt. Das trägt zur Umsetzung der Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie bei.
Quelle: Wetteraukreis