[Deutschand] Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält den Finger in viele Umweltwunden unseres Landes. Der Verein ist klageberechtigt und nutzt das auch ohne Wenn und Aber. Zwar nicht so spektakulär wie die Aktivisten, die sich medienwirksam auf der Straße festkleben, aber durchaus mit nachhaltigem Erfolg. Und doch schafft es die Organisation viel zu selten in die gängigen Mainstream-Medien. Einer der Gründe ist möglicherweise die spezielle Fachthematik.
Zum Beispiel berichtet die DUH über die giftige "Dauerchlorierung" beim Import von Flüssigerdgas:
Das Flüssiggas- / LNG-Terminalschiff „Höegh Esperanza “setzt dieses Chlor-Biozid-Verfahren ein, um aus dem Meerwasser Chlor zu gewinnen und damit den Bewuchs von Rohrleitungen mit Seepocken oder Muscheln zu verhindern.
Weiterhin wird das Meerwasser eingesetzt, um mit seiner Temperatur das -160 Grad kalte Flüssigerdgas aufzuwärmen und damit in einen gasförmigen Zustand zu bringen. Anschließend wird das mit Chlor versetzte Meerwasser wieder in das Meer eingeleitet.
Dazu sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner: „In Wilhelmshaven wird Schnelligkeit weiter über Sicherheit und Umweltschutz gestellt. Obwohl es seit über 20 Jahren nicht mehr empfohlen wird, arbeitet das LNG-Terminalschiff ‚Höegh Esperanza‘ weiter mit der umweltschädlichen Elektrochlorierung im Dauerbetrieb. Dass die Verwendung anderer, umweltverträglicherer Methoden hier nicht einmal geprüft wurde, ist ein großes Versäumnis der Genehmigungsbehörden. Stattdessen wurde die jährliche Einleitung dutzender Tonnen Chlor sogar unbefristet genehmigt."
Ein im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erstelltes Gutachten des Labors für limnische, marine Forschung und vergleichende Pathologie (LimnoMar) ergibt: Der Biozid-Einsatz des LNG-Terminals in Wilhelmshaven ist unvereinbar mit geltender Gesetzgebung und eine Gefahr für Mensch und Natur. Toxische Effekte auf Meereslebewesen sind nicht auszuschließen, man setzt hier die lokale Fischerei und die Gesundheit von Mensch und Natur vor Ort aufs Spiel.
- Die am 9. Februar 2023 veröffentlichte Analyse legt dar, dass der kontinuierliche Einsatz der Elektrochlorierung zudem in Konflikt mit deutscher und europäischer Gesetzgebung steht und auf EU-Ebene nicht zugelassen ist, sondern sich lediglich in Prüfung befindet.
- Die DUH fordert deshalb vom zuständigen Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), die Genehmigung für die Einleitung von Chlor zurückzunehmen und eine Nachrüstung des Terminalschiffs „Höegh Esperanza“ anzuordnen.
- Sollte der NLWKN untätig bleiben, wird der Umwelt- und Verbraucherschutzverband DUH auf Grundlage des Gutachtens weitere rechtliche Schritte in die Wege leiten.
Monitoring der Umweltfolgen erforderlich
Dazu meint Dr. Burkhard Watermann, Geschäftsführer von LimnoMar (https://limnomar.de/) und Autor des Gutachtens: „Es ist unter lebensmittelrechtlichen wie ökotoxischen Aspekten mehr als fahrlässig, lediglich auf der Grundlage von Modellierungen auf ein biologisches Effektmonitoring zu verzichten. Ein biologisches Rückstands- und Effektmonitoring sollte unverzüglich im Einflussbereich der Abwässer des LNG-Terminalschiffs begonnen werden. Da eine unbefristete Genehmigung ausgesprochen wurde, sollte darüber hinaus langfristig der Einsatz weniger toxischer Biozidverfahren zum Beispiel mit Wasserstoffperoxid oder biozidfreien Verfahren wie Ultraschall verbindlich vorgeschrieben werden, um den Schaden zu begrenzen!“
Download: Gutachten Labor LimnoMar <-KLICK
Quelle: www.duh.de / Ergänzungen: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de