[Welt im Wasser] Man kann nicht sagen, dass es ein Feiertag wäre. Der Aktionstag rund um die Fische soll und muss eher auf ihre Bedeutung aufmerksam machen. Wir Menschen wirtschaften sie gerade zugrunde, indem wir mit ihnen handeln - lebend als Zierfische und tot zum Aufessen. Das Vorgehen kann man auch "Raubbau" nennen. Es wirkt sich seit längerem schon auf die Bestände aus - durch die Überfischung der Meere plus die sogenannten "Flussverbauungen". Zusätzlich schaden ihnen Schadstoffeinträge - und momentan in diesem Hitzesommer auch noch das reihenweise "Umkippen" der Seen. Dabei geht ihnen schlicht und einfach der Sauerstoff aus.
Mehr Informationen dazu vom WWF: HIER <-KLICK
Ein kleiner Lichtblick und ein Anfang
Im Rahmen des Programms "100 Wilde Bäche für Hessen" übergibt Umweltministerin Priska Hinz auf ihrer Sommertour im August einen Förderbescheid für das Brenderwasser in Lauterbach (Vogelsberg). Sinn der Sache ist, dafür zu sorgen, dass "Hessen immer genügend Wasser hat und die Artenvielfalt geschützt wird". Kommunen werden daher bei der Umgestaltung von Bächen unterstützt.
„Living Lahn“ an der Gisselberger Spannweite
Bereits fertig ist man mit der Renaturierung im Rahmen eines EU-LIFE-Projekts: Es wurde ein Stück der Lahn verbessert und wieder Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten wie Eisvogel, Kreuzkröte und Nase zurückerobert.
Verzweigungen und Aufweitungen des Flusses, die Anlage von Kiesdepots und der Einbau von Totholz sorgen nun dafür, dass immer wieder neue Strömungsverhältnisse und Strukturen im Gewässer selbst und der angrenzenden Aue entstehen.
So lautet es in der Presseeinladung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz... Umweltministerin Priska Hinz lässt sich das Projekt im Rahmen am selben Tag zeigen.
Hoffentlich ist sie zufrieden damit, wie "ursprünglich" es dort nun wieder ausschaut.
Redaktionshund Leo liebt frische natürliche Bäche, deren Wasser wenigstens hund noch trinken kann (c) HESSENMAGAZIN.de
GUT ZU WISSEN
Pressemeldung: Kommentar vom BUND
Fische und Flüssen brauchen sofortigen Schutz
Mit Blick auf den Tag der Fische am 22. August 2022 und anlässlich der Naturkatastrophe in der Oder erklärt Antje von Broock, Geschäftsführerin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):
„Die ökologische Katastrophe an der Oder ist ein dramatischer Weckruf: Unsere Flüsse brauchen Schutz und zwar sofort! Es muss jetzt Schluss sein mit Pestiziden, Düngemitteln, Industrieabwässern in unseren Flüssen und dem weiteren Ausbau der Binnenschifffahrtswege. Der EU-Auftrag, unsere Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, muss sofort und mit hohem Nachdruck umgesetzt werden. Für die Oder fordern wir einen sofortigen Ausbaustopp. Die Bundesregierung fordern wir auf, sich mit aller Kraft hierfür im Austausch mit der polnischen Regierung stark zu machen.
Mehr noch: Alle Baumaßnahmen an Flussläufen durch Deutschland müssen aufgegeben werden. Zusätzlich ist es Staatsaufgabe Nummer Eins, die Emissionen in allen Sektoren zu senken, um die Klimakrise abzuschwächen und so den Druck auf die Natur zu senken. Bundesminister Volker Wissing als Zuständiger für Klimaschutz im Verkehr und für Wasserstraßen ist hier also doppelt in der Pflicht.
Das massive Sterben von Fischen und Muscheln in der Oder hat gezeigt, wie sehr unsere Gewässer unter Druck stehen und wie die Klimakrise ihnen zusetzt. Schon jetzt sind ein Drittel aller Süßwasserfische vom Aussterben bedroht. Auch in Deutschland fehlen den Fischen natürliche und gesunde Flüsse, ihr Lebensraum wird immer kleiner.
Die genehmigte und damit legale Gewässerverschmutzung, wie beispielsweise Salzeinleitungen in Werra und Weser, bleibt in Deutschland zusätzlich ein Problem. Spektakuläre große Fischsterben wie jetzt an der Oder kommen in die Schlagzeilen, doch das tägliche Sterben nehmen wir kaum wahr. Wenn wir es jetzt nicht schaffen, unsere Flüsse zu schützen und wiederzubeleben, ist es für stark gefährdete Arten wie den Baltischen Stör und den Europäischen Aal zu spät.“
Hintergrund: Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP wurde vereinbart: „Das bestehende Naturerbe an Oder und Mittelelbe schützen wir.“ (Seite 38), https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/gesetzesvorhaben/koalitionsvertrag-2021-1990800
Der BUND ist Mitglied im "Aktionsbündnis lebendige Oder": „Ökologischer Hochwasserschutz im Einzugsgebiet der Oder mit Schwerpunkt auf die Modellregion Unteres Odertal“, https://saveoder.org/wp-content/uploads/2021/08/2018_06_20_Oderprojekt_Zusammenfassung-final_DE.pdf
BUND-Information zum Aal: „Gefährdet und gejagt: Der Europäische Aal“, https://www.bund.net/meere/aal/
Pressemitteilung von Slow Food Deutschland e.V.
Tag der Fische 2022: Rettet den Hering!
Damit uns Fisch auch in Zukunft als Protein- und Genussquelle zur Verfügung steht, benötigen wir einen bewussten Umgang mit dieser wertvollen Ressource und ihren Lebensräumen. Slow Food Deutschland fordert zum Tag der Fische am 22.8. nachhaltig bewirtschaftete Fischbestände, einen entschiedenen Klimaschutz sowie einen bewussten und damit reduzierten Genuss von Fisch – insbesondere von Hering, dem Fisch des Jahres 2022.
Der Klimawandel erwärmt die Meere, über die Flüsse dringen zu viele Düngemittel ein. Frisch vom Kutter gibt es Fisch vielerorts schon lange nicht mehr. Zahlreiche Herausforderungen setzen verschiedenen Fischarten und ihren Lebensräumen massiv zu und schränken die Arbeit von handwerklichen Fischer*innen ein, die von Fischfang und -verarbeitung leben und einen wichtigen Beitrag zur Ernährungskultur in unseren Küstenregionen leisten.
Slow Food Deutschland (SFD) möchte Fisch als wertvolles Nahrungsmittel auch für die Zukunft sichern und widmet den Tag der Fische 2022 dem Hering und seinen Alternativen.
Früher galt Hering – Fisch des Jahres 2021 und 2022 – als "Arme-Leute-Essen", weil er in Nord- und Ostsee so häufig vorkam. In Deutschland zählt er zu den beliebtesten Speisefischen. Infolge des Einsatzes moderner Fangtechnik, einer viel stärkeren Befischung sowie der Erwärmung der Ostsee sind die Bestände drastisch geschrumpft.
Während der Bestand in der Nordsee sich momentan im grünen Bereich befindet, ist er in der westlichen Ostsee so stark gesunken, dass es dort einen wissenschaftlich verordneten Fangstopp gibt. Dadurch geht auch die handwerkliche Ostseefischerei in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zunehmend leer aus.
Aus Sicht von Slow Food zeigen sich in dem Niedergang des Herings in der westlichen Ostsee die ökologischen, wirtschaftlichen sowie soziokulturellen Folgen des Klimawandels und unseres industriell dominierten Lebensmittelsystems. Die Organisation fordert die Politik auf, Sorge dafür zu tragen, dass sich Fischbestände und ihre Lebensräume langfristig erholen, und zwar mithilfe konsequenter Klimaschutzmaßnahmen sowie einer ökosystemschonenden Fischerei- und Agrarpolitik.
Slow Food möchte Lust darauf machen, Alternativen zu gängigen Fischarten auszuprobieren und den Fischverzehr insgesamt gering zu halten.
Quelle Zusammenstellung: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de