[Deutschland] Da wird jetzt eine neue Autobahnstrecke oben im Norden Deutschlands erstmal nicht weitergebaut. Alle jubeln, denn dafür hat man ja gekämpft. Doch in Wirklichkeit wollte man bloß dafür sorgen, dass dort der Wald stehen bleibt und die Moore in der Gegend nicht weggebaggert werden. Den Verkehr entlang der Küste wendet man durch den Bau-Stopp der A20 nicht ab. Die Blechlawinen rollen trotzdem weiter: Ab Bad Segeberg in Richtung Wilhemshaven / Oldenburg eben auf Landstraßen oder einfach auf den bereits vorhandenen Autobahnen A1 oder A7 und A28.
Wer wäre also so ignorant zu behaupten, wir bräuchten den Bau unbedingt? Die beteiligten Bagger-Kran-Lastwagen-Betonliefer-Firmen vielleicht, denen die Aufträge wegbrechen.
Oder die norddeutschen IHKs (Industrie- und Handelskammern), die weiterhin auf die rege Entwicklung einer "bedeutenden, maritim orientierten Wirtschaftsregion rund um die Ostsee" hoffen und zwar mit mehr Transitverkehr, einem höheren Verkehrsaufkommen und einer Neuordnung der norddeutschen Verkehrsströme.
Lesen Sie mal dazu: A20 – Mehr als eine Autobahn <-KLICK.
Doch kommen wir zurück zur Verkehrwende, die alle vernünftigen Menschen für notwendig erachten. Dafür hat das Umweltbundesamt im August 2020 ein schlaues Positionspaper herausgebracht:
"Verkehrswende für ALLE - So erreichen wir eine sozial gerechtere und umweltverträglichere Mobilität" <-KLICK.
Naja, eventuell... Das Fazit auf der letzten Seite lautet aber leider:
Nicht auf alle Fragen gibt es allerdings heute schon zufriedenstellende Antworten. Im ländlichen, dünn besiedelten Raum beispielsweise ist die Herausforderung einer umweltschonenderen „Mobilität für alle“ besonders groß. Um sie bewältigen zu können ist es notwendig, dass die öffentliche Hand den Großteil der Mehrkosten für eine Stärkung des Umweltverbundes übernimmt. Dabei sind alle staatlichen Ebenen in der Pflicht, der Bund genauso wie Länder und Kommunen. (Zitat)
Was bedeutet, Vater Staat kauft uns demnächst Fahrräder oder lässt uns kostenlos im Schulbus mitfahren?
Und weiter im Text:
Nicht zuletzt gelingt eine Verkehrswende nicht von heute auf morgen. Die Transformation kann nur schrittweise und über einen längeren Zeitraum gelingen, wobei Planbarkeit (HÄ???) für alle Beteiligten ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist. (Zitat)
Das soll wohl heißen, es kann nichts erfolgreich umgesetzt werden, wenn es nicht zu planen ist???
Und am Ende haut man nochmal von Amts wegen auf den Putz, äh, den Tisch:
Doch die Strategien für eine sozial gerechtere, umwelt- und klimaschonendere Mobilität liegen auf dem Tisch. Sie sollten jetzt von allen betreffenden Akteuren in Bund, Land und Kommunen umgesetzt werden.
Die Dekade der Verkehrswende muss umgehend beginnen." (Zitat)
WOW - Selbst nachlesen: www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/2020_pp_verkehrswende_fuer_alle_bf_02.pdf <-KLICK
Und nun? Eine Dekade ist ein Jahrzehnt!
Überlegen wir mal, wie lange wir noch husten und den Straßenlärm ertragen müssen, bis alle Verkehrsteilnehmer auf E-Autos (auch LKWs?) oder Lastenfahrräder umgestiegen sind.
Wie realistisch können demnach "Strategien" sein, so lange durch unser Land aus dem Auspuff qualmende alte Laster aus gewissen Nachbarländern kreuzen, der Schienenverkehr für Warentransporte zu Aldi und Co. schon lange nicht mehr realistisch umzusetzen ist und auf dem platten Land nicht in jedem Dorf ein Einkaufladen / die Post / ein Baumarkt zu Fuß zu erreichen ist...
Tja, wie sagte neulich ein geschäftstüchtiger Makler zu einem Umzugswilligen: "Heutzutage können Sie doch alles im Internet bestellen." Na klar, und die Versandhandel-Boten reiten demnächst auf umweltfreundlichen Pferden herbei oder liefern die Waren mit emmissionsfreien Ochsenkarren aus (alternativ Rikschas ;-). Die Post rollt ja auch schon teilweise elektrisch über Dorfstraßen.
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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