NABU-Kommentar vom 27. November 2017
[EU] Vor dem Hintergrund der heutigen Zustimmung Deutschlands zum Vorschlag der EU-Kommission, Glyphosat weiterhin zuzulassen, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Dieser Kniefall von Landwirtschaftsminister Schmidt vor der Agrar-Lobby ist skandalös. Das Bundeslandwirtschaftsministerium, das Glyphosat heute im Alleingang für weitere fünf Jahre durchgewunken hat, ignoriert den Willen der Bundesbürger sträflich. In Umfragen hatte sich die Mehrheit der Deutschen für einen baldigen Glyphosat-Ausstieg ausgesprochen. Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks stößt Schmidt brüsk vor den Kopf – sie hatte sich bis zuletzt gegen eine Verlängerung eingesetzt."
"Die heutige Abstimmung könnte damit einen bitteren Vorgeschmack darauf geben, wie die Agrarpolitik einer möglichen neuen Großen Koalition aussehen könnte. Besonders tragisch ist, dass das EU-Parlament längst drei Schritte voraus war und schrittweise aus dem Totalherbizid aussteigen wollte. Der NABU wird nun alles daran setzen, dass das Ackergift auf Deutschlands Feldern und Gärten drastisch reduziert wird. Denn Glyphosat hat fatale Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen – es muss schnellstmöglich der Vergangenheit angehören.“
NABU-Umfrage, ob Glyphosat weiterhin zugelassen werden soll: www.NABU.de/glyphosat
Quelle: Till-David Schade, NABU-Experte für Biodiversität
BUND-Kommentar vom 27. November 2017
Anlässlich der Wiederzulassung für Glyphosat und der deutschen Ja-Stimme für das Totalherbizid für fünf weitere Jahre sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Das Abstimmungsverhalten Deutschlands ist skandalös. Die Union hat in Gestalt von Agrarminister Christian Schmidt, anscheinend mit Rückendeckung aus dem Kanzleramt, Umweltministerin Hendricks und die SPD bei der Glyphosat-Abstimmung in Brüssel brüskiert. Mit diesem Alleingang hat die Union alle bisher gültigen Regeln und Absprachen gebrochen. Das Ja zu Glyphosat ist in der Sache und im Vorgehen ein beispielloses Foulspiel und ein Armutszeugnis für die politische Kultur in unserem Land.
Erst die deutsche Zustimmung hat ermöglicht, dass Glyphosat für fünf weitere Jahre in der EU eingesetzt werden kann. Fünf Jahre sind fünf Jahre zu viel. Damit stellen sich Deutschland und die Mehrheit der EU-Länder gegen den Schutz von Mensch und Natur. Sie votierten für ein Ackergift, das alle Pflanzen abtötet und damit ein Hauptverursacher des massiven Artensterbens in der Agrarlandschaft ist. Gleichzeitig steht es im Verdacht, beim Menschen Krebs zu verursachen.“
Quelle: Heike Moldenhauer, BUND-Pestizidexpertin