Nordufer des Überlinger Teil des Bodensees: Blick auf den Anleger von Uhldingen (c) HESSENMAGAZIN.de
[Deutschland] Flexibel reisen, ohne monatelange Planung vorab und feste Buchung einer Herberge ist ein kleines Abenteuer. Nimmt man allerdings sein Bett, Chemie-Toilette, warme Dusche und Kühlschrank sowie Küche im Auto mit, hofft man auf einen Hauch von Freiheit, jedoch ohne großes Risiko. Immerhin bleibt man in Deutschland, dem Land, das man seit seiner Geburt kennt. Denkt man.
Handlicher Campingbus: Alles dabei auf 6 m Länge und 2,70 m Höhe (c) HESSENMAGAZIN.de
Beim Wohnmobilverleiher seines Vertrauens mietet man sich zu Hause ein Reisemobil. Nicht zu groß, damit man noch überall hinkommt. Per Internet wählt man vorab als Ziel mehrere Viersterne-Campingplätze aus mit WLAN und Hundeerlaubnis, schön gelegen am Ufer des Bodensees. Zwei lockere Stunden, dann ist das Fahrzeug gepackt: Töpfe, Teller, Tassen, Campingstühle, Kleider, Bettzeug und Waschsachen, Hundefutter, Getränke Brot, Marmelade und Wurst.
Knappe Öffnungszeiten mit zwei Stunden Mittagspause. Und bis spätestens 20 Uhr muss man angereist sein (c) HESSENMAGAZIN.de
Die Nutzungsgebühren der Bodensee-Campingplätze lassen einen schlucken: Im Schnitt kostet der Stellplatz mit Wohnmobil rund 15 Euro, eine erwachsene Person 5 Euro, ein Hund 4 Euro, Kurtaxe 1,30 = 25,30 Euro pro Tag. Dazu kommt die Stromanschlussgebühr von einmalig 3 Euro und der Strom-Verbrauch pro kWh 0,60 Euro. Dass man nicht noch zusätzlich Duschmärkchen für die Nutzung des Sanitärgebäudes kaufen muss, fällt dann schon gar nicht mehr ins Gewicht.
In der Hochsaison bei schönem Wetter ist kein freier Platz mehr zu bekommen (c) HESSENMAGAZIN.de
Leider handelt man an manchen Stellen WLAN / WiFi wie Gold. Es ist rar, und man erhält einen einstündigen Zugang zwar kostenlos, aber nur auf Nachfrage. Argument: "Kinder könnten sonst damit rumspielen." Die eigene mobile Datenverbindung (LTE wäre möglich) schwankt zwischen 4G und H+ hin und her und macht damit das Hochladen von Bildern und Recherchieren von Ausflugszielen (oder nach besseren Hotspots) zum Geduldsspiel. Die "geschenkte" Leitung ist noch schlechter. Und zwar angeblich rund um den Bodensee...
Bodensee: Pfahlbauten in Unteruhlding (c) HESSENMAGAZIN.de
Wer kennt sie nicht, die Steinzeithäuser am bzw. im Bodensee... Die meisten von uns haben sie im Rahmen einer Klassenreise besucht. Es hat sich dort seither sicher einiges getan. Sie sind zum Weltkulturerbe ernannt worden. Also sind wir neugierig und suchen sie auf. Für 8,50 Euro Einlass (0,50 Euro Rabatt wegen Gästekarte / Kurtaxe) bekommen wir alle 10 Minuten eine Führung - auch im Regen.
Archäologisches Freilichtmuseum Museum Pfahlbauten: Von außen ist fotografieren erlaubt (c) HESSENMAGAZIN.de
Alles ist durchorganisiert. Der Hund darf mit, so lange er seine Nase nicht ins Innere des Museumsraumes steckt. Wir bringen allerdings nicht die Ruhe auf, der vorweg trabenden Führerin und einer Busladung Besucher zu folgen, sondern gehen unseren eigenen Weg. So wie andere auch. Wichtiges ist auch von Zuhause aus nachzulesen: HIER <-KLICK.
Sichtbar gemacht mit weißer Flagge: Kleines Boot auf dem großen See (c) HESSENMAGAZIN.de
Als weiteres Highlight wäre da noch die Insel Mainau für 18 Euro Eintritt zu besuchen. Standardmäßig sollte man mit dem Seedampfer rüberschippern. Doch es regnet und ist ungemütlich kalt. Zudem ist es nicht richtig möglich herauszufinden, was uns genau dort auf der Blumeninsel erwartet. Auf der Internetseite ist alles so "blumig" beschrieben - selbst nachlesen: HIER <-KLICK.
10 Minuten Bodensee-Schifffahrt: Unteruhldingen - Mainau und zurück für 6,50 Euro (c) HESSENMAGAZIN.de
Ein Plus: Der Hund darf bei dieser Schifffahrtslinie kostenlos mit. Also erwägen wir eine kleine Rundreise auf dem Wasser mit Kaffee und Kuchen im geheizten Schiff - so lange wie es der Hund ohne Baum aushält. Doch da tut sich erneut eine Schwierigkeit mit der Frage auf: Welche Panoramafahrt <-KLICK könnten wir wählen - über den Obersee, den Untersee, den Überlinger-See, die große Rundfahrt oder nehmen wir die romantische Abendfahrt..? Um das herauszufinden, hätten wir eine gute Internetverbindung bzw. die entsprechenden Prospekte gebraucht. Die bekommt man aber... wo?
Etwas verwirrend: Auskunft tut not - analog oder digital (c) HESSENMAGAZIN.de
Wir beginnen zu bedauern, keine Hotelrezeption ansteuern zu können. Ein Viersterne-Campingplatz ist eben leider doch nicht mit einem Hotel zu vergleichen. Trotzdem man ja mit zusätzlicher Wohnmobilmiete plus Sprit für die Fahrt und selbst gekauftem Essen und eigenhändig gewaschenen Handtüchern überhaupt nicht preiswert davonkommt!
Von wegen 'Mittagskärtle': Die Ferienregion Bodensee lässt sich ihr Image längst gut bezahlen (c) HESSENMAGAZIN.de
Ein Wiener Schnitzel (immerhin vom Kalb) mit Preiselbeeren und Salat kostet hier 22 Euro. Der Tafelspitz mit Röstkartoffeln einen Euro weniger. Mahlzeit. Findet man einen bei Regen offenen Strandimbiss, gibt es ein warmes Essen auch billiger.
Hier stimmt die touristische Infrastruktur: Kloster - Wallfahrtskirche Birnau (c) HESSENMAGAZIN.de
Neben dem (gebührenpflichtigen) Parkplatz werden bei der Wallfahrtskirche auf einem Hügel am Nordufer oberhalb von Nußdorf an einem Imbiss Snacks angeboten, irgendwo gibt es auch eine Toilette und die Besichtigung des "Barockjuwels Birnau" kostet traditionell an keinem Tag der Woche Eintritt. Sogar bei einer Führung geht lediglich der Klingelbeutel herum. Hinfinden: HIER <-KLICK.
260 Kilometer Bodensee-Radweg: Rund 220.000 Radfahrer nutzen ihn pro Jahr (c) HESSENMAGAZIN.de
Viele kommen an den größten, tiefsten, wasserreichsten See Deutschlands mit dem Zweirad und touren tagelang begeistert um den Bodensee. Auf diese Weise sieht man viel - auch vom Ufer - und lernt zudem noch das Umland kennen, eventuell in allen drei Anliegerstaaten: Deutschland, Österreich und Schweiz. Gepäck kann man sich transportieren lassen (z. B.: 4 Koffer eine Etappe im "Uhrzeigersinn" um den See bis nach Konstanz: 11 Euro). Das setzt aber Reisekoordination voraus. Man hat zu entscheiden, möchte man auf dem Campingplatz zelten oder unter einem festen Dach übernachten. Von der Jugendherberge, über Heuhotels, Ferienwohnungen, Pensionen und Hotels ist alles möglich: HIER <-KLICK.
Nicht überall kann man am Wasser entlang fahren (c) HESSENMAGAZIN.de
Fazit: Um sich den schön gelegenen See im Alpenvorland das erste Mal anzusehen, ist ein Wohnmobil - mag es noch so ideal erscheinen - nicht wirklich die beste Wahl. Das große Gewässer hat eine Menge Facetten und zu viele private Uferbesitzer. Zudem ist das Klima zwar mild, aber mit Nebel im Winter und Schwüle im Sommer auch belastend. Wetterwechsel und Gewitter mit Sturmböen sind nicht selten.
Gut zu wissen
Preis-Leistung, Natur und Freundlichkeit ist momentan der Dreiklang deutschen Urlaubsglücks. Mehr Zahlen und Fakten einer Analyse 2014 erhalten Sie: HIER <-KLICK
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