In früheren Zeiten nutzten die Menschen die Schlehe zur Vitaminversorgung im Winter. Heute kennt sie kaum noch jemand. Das köstliche Wildobst wächst an dornigen Sträuchern, die am Wegesrand dichte Hecken bilden. Erst nach dem Frost entfalten die stahlblauen Früchte ihr besonderes Aroma, denn durch die Kälte wird ein Teil der bitter schmeckenden Gerbstoffe abgebaut.
Roh ist das herb-säuerliche Fruchtfleisch wegen dieser Gerbstoffe nicht genießbar. Meist wird es zu Konfitüre und Gelee, Kompott, Saft, Sirup, Wein oder Likör verarbeitet. Dabei können die Früchte mit milden Obstarten wie Apfel und Birne kombiniert werden. Süß-sauer eingelegt harmonieren sie sehr gut zu Wildgerichten.
Schlehenfrüchte haben inhaltlich viel zu bieten. Zu den positiven Inhaltsstoffen zählen unter anderem Fruchtsäuren, Mineralstoffe, Provitamin A, B-Vitamine und Vitamin C (bis zu 50 mg pro 100g). In der Naturheilkunde werden die Früchte unter anderem bei Harnwegsinfektionen und Verdauungsstörungen eingesetzt. Sie sollen den Appetit anregen und einen Energieschub bringen.
Selbst auf ländlichen Bauernmärkten werden Schlehen nur gelegentlich angeboten. Am besten geht man in der Natur auf die Suche, um sie noch bis in den Dezember hinein zu ernten. Die Schlehe, auch Schwarzdorn genannt, ist an Waldrändern, Feldwegen und felsigen Hängen zu finden.
Der dornenreiche Strauch wird zwei bis fünf Meter hoch. Die Rinde ist sehr dunkel bis schwarz, die Zweige sind rotbraun gefärbt und fein behaart. Die eiförmigen Steinfrüchte sind knapp kirschgroß und verfärben sich beim Reifeprozess von grün nach blauschwarz.
Die Früchte werden behutsam, damit die Zweige nicht abbrechen, einzeln von den Zweigen gepflückt. Dabei sollte man zum Schutz vor den Dornen feste Handschuhe tragen. In der Nähe von stark befahrenen Straßen bleiben die Früchte aufgrund der Schadstoffbelastung besser am Strauch.
Wer vor dem Frost ernten will, legt die ausgereiften Früchte über Nacht in die Gefriertruhe. Anschließend müssen Schlehen schnell verarbeitet werden. Bereits in kurzer Zeit werden sie weich und runzelig.
Wer von den Beeren einige am Strauch lässt, hilft damit Tieren durch die kalte Jahreszeit. Allein 20 Vogelarten, wie Meise und Grasmücke, ernähren sich von Schlehen.
Text: Heike Kreutz, www.bzfe.de
Zur Ergänzung
- Im zeitigen Frühjahr erkennt man den Schwarzdorn, bzw. die Schlehe, durch das weiße Blütenmeer an den stacheligen, noch kahlen Ästen.
- Der Strauch gilt als so genannter "Wurzelkriechpionier", das heißt er breitet sich unter günstigen Standortbedingungen ebenso aus wie Brombeeren oder Wildrosen. Am Ende ist ein undurchdringliches Gestrüpp das Ergebnis, wenn die Pflanze nicht eingedämmt wird - ein Eldorado für nistende Vögel, Insekten, Schmetterlingsraupen und Käfer.
- Auch Likör kann man mit Schlehen herstellen. As usual werden die gewaschenen reifen Früchte in 100 Gramm Zucker pro Liter plus Branntwein mit mehr als 15 Vol.-% Alkohol für mehrere Wochen eingelegt.