Wer im Herbst durch den Wald oder durch eine Parkanlage spaziert, kann auf dem Boden kleine Kostbarkeiten entdecken: Bucheckern. Die energiereichen Nussfrüchte sind leider etwas in Vergessenheit geraten. Aber es lohnt sich, sie zu sammeln und zu genießen. Wichtig ist, sie vor dem Essen zu erhitzen, damit die enthaltenen Giftstoffe abgebaut werden. Dann sind sie eine leckere Knabberei und bereichern mit ihrem nussigen Aroma viele Gerichte.
Bucheckern sind die Früchte der Rotbuche Fagus sylvatica. Die Nüsse sind mit einer Länge von etwa 1,5 Zentimeter verhältnismäßig klein. Sie befinden sich zu zweit in einem stacheligen, 3 bis 5 Zentimeter langen Fruchtbecher. Bei der Reife der Nüsse springt dieser in vier Teile auf und die Früchte fallen heraus.
Die Nüsse selbst besitzen eine glänzende, braune Schale und sind botanisch echte Nüsse, das heißt, alle drei Teile der Fruchtwand verholzen und umschließen einen einzigen Samen. Bucheckern sind „dreikantig“. Unter der ledrigen Schale befindet sich der Embryo mit seinen Keimblättern und den vielen Inhaltsstoffen.
Die kleinen Nüsse enthalten vor allem Vitamine der B-Gruppe, Mineralstoffe wie Kalium, die Spurenelemente Zink und Eisen sowie Kohlenhydrate, Eiweiße und Ballaststoffe. Aufgrund des hohen Fettgehaltes von rund 46 bis 50 Gramm pro 100 Gramm sind sie mit knapp 600 Kalorien sehr energiereich. Die Fette liegen jedoch überwiegend in Form ungesättigter Fettsäuren vor, die unter anderem das Risiko für koronare Herzkrankheiten senken.
Bucheckern sollte man aber nicht roh essen, denn sie enthalten das schwach giftige Trimethylamin, nach dem botanischen Gattungsnamen der Buche Fagus auch als „Fagin“ bezeichnet. Zusätzlich sind Blausäure und Oxalsäure in den rohen Früchten vorhanden.
Um diese Stoffe unschädlich zu machen, müssen also Bucheckern unbedingt vor dem Verzehr erhitzt werden. Das kann durch Rösten, Braten oder das Übergießen mit heißem Wasser geschehen. Auch das Naschen der rohen Früchte beim Sammeln sollte auf wenige Bucheckern beschränkt bleiben. Ansonsten können leichte Vergiftungserscheinungen wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen die Folge sein.
Wer die energiereichen Nüsse erhitzt hat, kann sie sehr vielseitig in der Küche verwenden. In der Pfanne geröstet, entfalten sie ihr nussiges Aroma besonders gut. Sie sind eine leckere und gesunde Knabberei und verfeinern zum Beispiel Salate, Müslis sowie süße und herzhafte Gerichte. Darüber hinaus können sie geschrotet, zu Mehl verarbeitet und dann verbacken werden, etwa zu Brot oder Kuchen.
Übrigens: In Notzeiten, zum Beispiel nach dem 2. Weltkrieg, dienten Bucheckern als Nahrungsmittel sowie zur Herstellung von Öl. Sie wurden gesammelt, zu Öl gepresst, geröstet und als Kaffeeersatz verwendet oder zu Mehl vermahlen. Insbesondere in sogenannten „Mastjahren“, wenn die Buchen sehr viele Früchte tragen, ist das Sammeln eine gute Gelegenheit, die gesunden Nüsse zu probieren. Ansonsten freuen sich Wildschweine, Vögel und Eichhörnchen über den nahrhaften Wintervorrat.
Quelle Text: Heike Stommel (BZfE), Oktober 2018