Der Pinienzapfen lag einige Wochen vor Weihnachten im Gemüseregal des Supermarktes, kostete knapp sieben Euro und war verpackt in eine bedruckte Papphülle. Auf dieser versprach der Produzent, dass der Zapfen demnächst - an einem "kuscheligen" Ort - leise knistern und einen typischen Duft von Mittelmeerpinien verströmen würde. Wir kauften ihn und warteten auf die "über 100 Kerne" und den Duft. Ganze zehn Zentimeter groß zeigte der Zapfen sich jedoch bis nach Silvester völlig verschlossen. Letztendlich mussten wir trotz vorgeschriebener "wohlig warmer Lagerung" auf der beheizten und sonnenbeschienenen Fensterbank nachhelfen.
Wir wuschen den Zapfen, genau wie angeraten, mit warmem Wasser ab. Aber er "dankte" es uns erst, als er in einer flachen, angefeuchteten Schale ein paar Tage lang direkt auf der Heizung platziert wurde. Und zwar mit plötzlichen lauten Knackgeräuschen, wobei er sich oben und auf einer Seite öffnete und an manchen Stellen seine schwarz-staubigen Kerne (vorerst nur zur Draufsicht) freigab. Das Herausklauben der Ernte gestaltete sich teilweise etwas umständlich. Zudem waren einige Stellen zwischen den Schuppen leer oder nur mit mickrigen, hohlen Minikernchen besetzt. Auf den typischen Duft warteten wir weiter vergebens.
Etwas geöffneter Pinienzapfen aus der Türkei (c) HESSENMAGAZIN.de
Die Schalen der ersten Kerne knackten wir mit einem handelsüblichen Walnuss-Nussknacker. Unter einer zarten braunen Hülle befanden sich die hellen Pinienkerne, ähnlich wie wir sie von Nussmischungen für Salate etc. kennen. Ihr frischer Geschmack war herb und harzig, erinnerte damit an den Geruch der Pinienwälder im Sommer. Nach dem Trocken an der Luft war dieser am nächsten Tag aber verflogen. Die Mundspülungen im Anschluss an den Genuss konnten nun unterbleiben ;-)
Pinienkerne und Schalen (c) HESSENMAGAZIN.de
Da wir neugierig waren, welche Vorteile uns unser Naturprodukt und seine Ernte bringen, stöberten wir im Internet nach Inhaltsstoffen und Verwendung. In vielen Foren wurde über das mühselige Knacken der Kerne sinniert. Um ein kleines Gläschen voll zu bekommen, war von einer halben bis zu zwei Stunden die Rede bzw. Schreibe. Wer den Öffnungsvorgang der Schalen weder mit einem Stein noch mit einem Hammer vornehmen wollte, könnte auch mit einem Messer draufklopfen. Zur Beschleunigung wurden zuvor kurze Backofenaufenthalte des Zapfens bei 80 Grad empfohlen. Auf diese Weise bestünde auch eine realistische Möglichkeit, die Pinienkerne ohne Schimmelvorgang zu ernten.
Einfacher ist es allerdings, sie verzehrfertig geschält, getrocknet und verpackt im Supermarkt (z. B. von Seeberger 100 Gramm 6 Euro) oder im Naturkostladen aus ökologischem Anbau zu kaufen (100 Gramm ca. 11 Euro). Die Produkte aus dem Mittelmeerraum sind länglich. Etwas preiswerter sind die etwas rundlicher geformten Kerne aus China und von der Korea-Kiefer. 100 Gramm kosten 3 bis 5 Euro. Mehr dazu: HIER <-KLICK.
Die Inhaltsstoffe sind vergleichbar, wobei die Fernostvarianten etwas mehr Fett enthalten: 600 Kalorien mit 60 g Fett, 4 bis 20 g Kohlehydraten und minimalen Ballaststoffen bei 100 Gramm. Enthalten sind Selen, Phosphor und Vitamin B sowie A. Eine Lagerung im Kühlschrank ist angeraten, damit die Kerne nicht ranzig werden.
Gut zu wissen
1. Falls jemand auf die Idee kommt, Pinienkerne für die spätere Verwendung einzupflanzen, muss er etwa 15 bis 20 Jahre geduldig warten, bis die Pinie / Kiefer Samenzapfen bekommt. Und Platz bräuchte man auch - zumindest in der Höhe: 30 Meter.
2. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gab im Jahr 2011 eine Stellungnahme zum teilweise bitteren, metallischen Geschmack nach dem Verzehr von Pinienkernen (der Billigeren aus Fernost / Korea und so...) ab. Er kann bis zu zwei Wochen anhalten. Ob daran etwas Gesundheitsschädigendes ist, kann jedoch ohne weitere Untersuchungen bisher nicht bestimmt werden.
BfR Zitat: Eine Gesundheitsgefährdung besteht nach bisherigem wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht. ... Es werden weitere Untersuchungen an botanisch definierten Pinienkernproben als notwendig angesehen. ... Darüber hinaus ist es derzeit nicht möglich, Pinienkerne, deren Verzehr zu einer Geschmacksbeeinträchtigung führen, mittels Sichtkontrolle oder chemisch-analytischer Verfahren zu identifizieren. Mehr dazu <-KLICK.
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