Fasern und Körnchen fürs Bäuchlein
Man hört und liest es überall: Ballaststoffreich zu essen wäre besonders gesund. Aber wollen wir das auch?
Ballaststoffe werden oft fälschlicherweise mit dunklen und schwer zu kauenden Körnern in Verbindung gebracht. Doch es sind einfach unverdauliche, teilweise lösliche Bestandteile in Zellwänden von Gemüse und Obst, im Schalengewebe von Hülsenfürchten, in Nüssen sowie im Getreide, dessen Erzeugnisse bislang unsere Hauptlieferanten sind. Weizenmehl z. B. hat mehr als 3 % Ballaststoffe, Roggenknäckebrot ca. 14 %, getrocknete Pflaumen und Datteln sowie Mandeln rund 9 %.
Zu viel des "Guten" kann auch schaden
In zu großer Menge führen Ballaststoffe zu Reizungen im Magen-Darm-Trakt, vor allem wenn sie nicht in natürlicher Weise in einem Nahrungsmittel vorkommen, sondern zugesetzt wurden oder isoliert eingenommen werden.
Pflanzenfasern machen unserem Verdauungsapaprat im Normalfall ausreichend Mühe, damit unser Körper die mitgeschluckten Kohlehydrate (neben Getreide auch Zucker) langsamer verwertet und der Blutzuckerspiegel nicht so schnell steigt ansteigt.
Wer nun aber lieber Schnitzel, Bratwürstchen und Hamburger isst, hat Pech. Ballaststoffe gibt es nämlich fast ausschließlich in pflanzlichen Lebensmitteln. Deren Vorteil den so genannten "herzhaften" Mahlzeiten (Braten, Kotelett & Co.) gegenüber liegt in der besseren Verträglichkeit. Seit Urzeiten kommt der menschliche Körper damit besser zurecht. Das hat die Natur so eingerichtet.
Als wir mit unserem Verdauungsapparat konstruiert wurden, standen Fleisch und tierisches Fett (Speck, Schmalz, Butter, Käse, Quark und Vollmilch) selten auf unserem Speiseplan. Deswegen sind bis heute unsere inneren Systeme auf Pflanzen (Obst, Gemüse, Nüsse, Pilze und Getreide) programmiert. Armer Leute Essen?
Irgendwie schon: Nur wer reich war, könnte sich früher Braten leisten, Hirsch und Reh jagen bzw. sich täglich Geflügel, Schinken oder Schweinewürstchen einverleiben. Das machte andere neidisch (und sehnsüchtig bis gierig ;-). Den "Sonntagsbraten" gab es in der Regel für die Durchschnittsfamilie bis ins letzte Jahrhundert - wie der Name es sagt - maximal einmal pro Woche.
Fleisch zu essen galt als erstrebenswertes Ziel. Diese Überzeugung steckt (leider) beharrlich in unseren Hinterköpfen. Der erhobene Zeigefinger (Achtung: Fettleibigkeit, Bewegungsmangel, Übersäuerung) und die Geißel "Tagesbedarf" ändern daran nichts. Eine "stattliche" Leibesfülle und sich gemächlich zu bewegen waren lange äußere Zeichen des Wohlstands. Schlank zu sein, wurde zu jener Zeit mit Armut gleichgesetzt.
Und so nennen wir deswegen unsere neuen Volkskrankheiten auch "Wohlstands- oder Zivilisationskrankheiten" - als da sind: Diabetes, Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel - und alles zusammen noch mit der "Fettsucht": Adipositas.
Foto (bm): Heute gibt es für unsere Müslis ganz leichte Körner aus gesundem "Pseudogetreide", wie z. B. Amarant, Buchweizen und Hirse, gepufft*. Sie schwimmen fast schwerelos in Flüssigkeiten obenauf.
* Das Puffen oder Poppen von Lebensmitteln bezeichnet ein Verfahren der Behandlung mit Hitze und Druck, welche dem Lebensmittel eine schaumige innere Struktur verleiht. Die bekanntesten Vertreter sind das Popcorn (Puffmais) und der Puffreis, bei denen stärkehaltige Pflanzensamen gepufft werden. Gepuffte Nahrungsmittel haben ein sehr geringes spezifisches Gewicht und sind leicht zu kauen. (Quelle: Wikipedia - Wer sonst :-)
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