Redaktionshund Leo schaut vorsichtig um die Ecke (c) HESSENMAGAZIN.de
[Hundewelt] Haben Sie sich immer brav Mühe gegeben, die Sprache Ihres Hundes zu verstehen? Wir schon - gezwungenermaßen. Denn so ein vierfüßiger eigensinniger Rambo wie Leo kann mit seinem 40 Kilo-Gesamtgewicht ganz schön heftig reagieren, wenn ihm etwas nicht passt. Wenn er zum Beispiel aus irgendeinem Grund plötzlich in eine andere Richtung preschen möchte als wir, dann könnte er uns glatt umreißen.
Die einzige korrekte (!) Möglichkeit, Hund und Herr(in) auf eine Linie zu bringen ist, miteinander gut zu kommunizieren. Da es aber ziemlich lange dauern kann, bis so ein Hundehirn Daten / Einsichten und Lösungsmöglichkeiten dauerhaft verinnerlicht hat, ist es besser, das Verhalten seines störrischen Wildfangs möglichst schnell interpretieren zu lernen.
Falls er mal etwas anderes vorhat als wir
Schlecht ist es, den Hund an der Leine gewaltsam herumzuzerren. Das kapiert er nicht... Besser ist es, ihm zu zeigen, dass man es gar nicht mag, was er tut, indem man ihn kurz (!) und frontal in einer unfreundlichen Stimmlage anraunzt. Das versteht er irgendwann als eine Art "gebelltes" Kommando: "Hey!"
Alternativ könnte man auch mit Futter oder einer Tube Leberwurst winken. Das wirkt jedoch nicht, wenn der Vierbeiner viel lieber auf die Jagd gehen möchte.
Eine weitere recht einfache Möglichkeit, den unverständigen Fellfreund von etwas abzuhalten, ist es, ihm den Weg zu verbauen. Man stellt sich breitbeinig vor ihn und blockiert ihn (auch nach der Seite) so lange, bis er aufgibt. Notfalls: Gegen die stoische Hartnäckigkeit eines Straßenhundes hilft ein Stupser in die Seite.
Sekunden später = Entdeckerhund zu seiner Chefin: "Ich geh dann mal. Du wartest hier!" (c :-) HESSENMAGAZIN.de
Ihn andererseits zu etwas zu ermutigen, sollte grundsätzlich beeinhalten, ihm ausreichend Gelegenheit zu geben, das Unbekannte (Unheimliche) gründlich zu "erfassen" - auch mit der Nase. Unsere abwartende Geduld zeigt ihm dabei, dass wir Verständnis für seine schwierige Hundesituation haben. Das schafft Vertrauen und gibt ihm die Ruhe, etwas Neues zu wagen.
Weiterhin sollte man seinem Hund ab und zu auch die Gelegenheit lassen, eine Runde Gassigehen nach seinem "Geschmack" zu gestalten. Er darf dann schnüffeln, so lange er möchte, ohne gemaßregelt zu werden. Oder er kann mal bestimmen, welchen Weg man geht. Doch nicht auf ewig, sondern so lange bis ein Abbruchkommano, wie "Hier lang" oder "Schluss jetzt" kommt.
Leo mag die Weite des Vogelsberges. Sein durchdringender Blick sagt: "Hier bleiben wir!" (c) HESSENMAGAZIN.de
Was Leo herausgefunden hat und oft und gerne anzuwenden pflegt: Er zeigt uns, wo wir uns hinsetzen sollen, damit er derweil in Ruhe schnüffeln oder minutenlang in die Gegend gucken und horchen kann :-)
Worauf Hundebesitzer sich nicht verlassen sollten:
- Ein Hund trifft gute oder immer richtige Entscheidungen.
- Er denkt bzw. handelt vorausschauend.
- Coolness und Selbstbewusstsein sind ihm ins Welpenkörbchen gelegt.
- Er kapiert, wenn er etwas falsch gemacht hat und unterlässt genau das zukünftig.
- Er hat einen gefestigten Charakter und würde NIE etwas anders machen als sonst immer.
- Unser geliebter Hundefreund wird nie etwas tun, was uns schadet.
- Ein Hundefeigling wird schon lernen, sich durchzusetzen / sich zu wehren.
Die Wahrheit ist: Streicheleinheiten und eine volle Futterschüssel reichen nicht. Ein Hund braucht sinnvolle Anleitung, ständiges Training sowie ein adäquates Feedback, damit er Vertrauen zu uns entwickelt und eine gute Portion Respekt und Achtung vor uns bekommt.
Man sollte wissen: Das Rudeltier Hund ist zufrieden und entspannt, wenn er eine/n Chef/in hat, die/der für ihn übermäßigen Streß abhält, eventuelle Schmerzen beseitigt, ihm Beißereien erspart und ihn gut davor bewahrt, in Angst oder Hysterie zu verfallen.
Kaum zu glauben? Aber wahr!
Auf einer umzäunten Hundewiese gestern sahen wir eine Familie, die nicht kapieren konnte, dass ihr Liebling gerade von anderen Hunden gnadenlos gemobbt wurde: Zwei Vierbeiner jagten ihn ununterbrochen über das Gelände. Da er keinen Ausweg fand, warf er sich mehrfach auf den Rücken, wurde aber trotzdem weiter traktiert. So hetzte er wieder mit eingeklemmten Schwanz und heraushängender Zunge los, ohne jedoch bei seinen Leuten Schutz zu finden.
Vater, Mutter und die beiden Kinder standen in der Mitte der Wiese und schauten dem Hin und Her viele Minuten lang unbewegt zu. Sie dachten wohl, es wäre ein Spiel. Selbst als ein großer Bernhardiner sich vor ihnen aufbaute und sie anbellte, da er es durch seine Behäbigkeit nicht geschafft hatte, die Hunde zu trennen, wachten sie nicht auf.
Kleine Randbemerkung: Hunde "spielen" nicht selbstverständlich mit fremden Hunden, bloß weil sie wild umeinander herumrennen - und schon gar nicht, wenn sie erwachsen sind. Das Verhalten des wahrscheinlich gut sozialisierten Bernhardiners war ein Versuch, die Menschen aufzufordern, zur Deeskaltion der Situatuon beizutragen.
Aber auch auf unsere eigene menschliche Intervention über den Zaun hinweg: "Ihr Hund mag das gar nicht!!!" reagierte lediglich das Herrchen des einen mobbenden Hundes: "Der kann sich doch wehren!" Kurz darauf hörten wir ein böses Knurren... Da wir hier leider nichts ausrichten konnten, sind wir weitergegangen und hoffen, dass es nicht zu einer fast unvermeidlichen Beißerei gekommen ist.
*kopfschüttel*
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