Wald ja, Treppenhäuser nein: Leo in der Stadt unterwegs (c) HESSENMAGAZIN.de
[Hessen] Leo ist ein Migrant. Unser Redaktionshund stammt aus Rumänien, wo man ihn als kleinen Hund irgendwo eingefangen und zu seinem Schutz in einen Tierheimkäfig eingesperrt hat. In seiner ehemaligen Heimat geht es den Fellnasen nämlich schlecht. Es gibt von ihnen zu viele. Die meisten werden nicht gebraucht, denn nicht jeder Mensch hat etwas zu bewachen und auch nicht jeder Hund wäre dafür geeignet. Also weg mit ihnen nach Deutschland, in das Land der Hundeliebhaber.
Hier bei uns werden solche Naturburschen im Fellpullover gerne genommen. Ob sie sich integegieren, ist eine andere Frage. Wie viele von ihnen - so wie Leo - weder sozialisiert noch angepasst sind an unsere hochzivilisierte Umgebung, ist uns nicht bekannt. Unser "Überraschungsei" Leo war es jedenfalls nicht. Es hat bis vor kurzem gedauert, bis er begann, seine Charaktereigenschaften zu entwickeln und zu zeigen.
Seitdem er jetzt - ein unaggressives aber dominantes - Selbstbewußtsein an den Tag legt, sind wir ganz erstaunt, was für ein guter Aufpasser ihm steckt. Noch reagiert er fast ausschließlich auf Tiere, kaum eins kommt ohne seine "Begutachtung" davon. Bei "Stressmakern" wird er laut und bellt sie richtig grantig an. Andere bekommen - aus was für Gründen auch immer - nur eine lautstarke kurze Warnung "aufs Ohr". Die meisten vierbeinigen Kollegen dürfen jedoch anstandslos passieren.
Vorbei sind jetzt wohl die Zeiten, in denen unerzogene Fellbündel ungestraft auf ihn zurasen durften. Wir beobachten mit großem Vergnügen, wie er respektlose Naseweise nur durch sein Auftreten maßregelt und eingrenzt. Allerdings ist er IMMER und ohne Ausnahme an der Leine, damit seine Chefin die letzte Entscheidung selbst fällen kann.
Als echter Begleithund geschult ist Leo durch seine Touren mit der Chefin - wohl nicht im Sinne der offiziellen Begleithundeprüfung (BH) der Hundevereine, wo Unterordnung und Gehorsam sowie Verhalten in der Öffentlichkeit und im Verkehr abgefragt werden und auch ein problemloser Kuscher-Wesenstest dazugehört.
Brauchen wir nicht. Leo ist cool, hört immer besser "aufs Wort", läßt sich (gottergeben) auch von Fremden auf dem Kopf herumtätscheln, hat das Schnappen nach herumwedelnden Kinderhänden und Jackenzipfeln längst eingestellt, und trabt mit seiner Chefin aufmerksam durch dichte Menschenmengen. Busse, Eisenbahnen, Motorräder kennt er, lautes Gewimmel findet er nervig, hält es aber aus. Er weiß, hinterher geht es raus ins die Natur. DAS liebt er :-)
Viel Platz und Aussicht: Leo im Vogelsberg (c) HESSENMAGAZIN.de
An der 10-Meter-Leine wird dann in Feld und Wald mit der Chefin trainiert. Das ist für Leo der tollste Spielplatz der Welt mit Futter suchen, auf Rückruf zurückkommen, warten, stehenbleiben, joggen, über Baumstämme balancieren, Böschungen hochklettern und auf Strohballen springen. Grandioser Nebeneffeekt: Der blöde Satz einer Tierärztin vom letzten Jahr, als er aus dem unerklärlichen Hinken und Humpeln nicht herauskam: "Sportlicher Hund? Können Sie vergessen!" gilt definitiv nicht mehr. Gemäßigtes Training, Massage der Gelenke und des Rückens, gutes Futter und tägliche Geländegänge haben inzwischen dazu beigetragen, dass Leo fit "wie ein Turnschuh" ist.
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