Leo schaut dem Sonnenuntergang vom Vogelsberg aus zu (c) HESSENMAGAZIN.de
[Hessen] Redaktionshund Leo ist nun etwas mehr als zwei Jahre alt und davon ca. 1,5 Jahre AZUBI bei uns. Die meisten Situationen hat er jetzt prima im Griff: Autoverkehr regt ihn gar nicht mehr auf, vorbeirumpelnde Züge ebensowenig, auf Veranstaltungen und beim Gang durch die Stadt bleibt er gelassen und brav neben uns. Draußen ist er immer an der Leine - und das aus gutem Grund.
Wir haben unser vierbeiniges Redaktionsmitglied am Anfang diesen Sommers immer wieder humpelnd erlebt. An manchen Tagen hinkte er wie ein Kriegsversehrter. Einer der Tierärzte, denen wir Leo vorstellten, meinte: "Einen sportlichen Hund haben Sie sich gewünscht? DAS können Sie vergessen!"
Leo lernte LANGSAM über die Ufersteine zu gehen (c) HESSENMAGAZIN.de
Trau, schau wem!
Die Doktoren dichteten ihm (auf unsere Kosten) nacheinander an: Schleimbeutelentzündung, Osteoporose, Arthritis, Arthrose, Hüft- bzw. Ellbogendysplasie oder auch eine noch nicht erkannte Wirbelsäulenerkrankung. Mal war was links, mal rechts, mal am Rücken... Von Heel-Tablettchen über Schmerzmittel bis hin zu Antibiotika stand wochenlang täglich alles mögliche auf Leos Speisezettel.
Letztendlich wollte ihn, als es nicht besser wurde, fast jeder (in Narkose - für rund 200 Euro) röntgen, obwohl damit nicht alles erkannt werden kann. Keiner der Ärzte kam auf die Idee, dass der Grund der ständigen Verletzungen eventuell in Wachstumsstörungen - ausgelöst durch Mangelernährung in den ersten Monaten - begründet liegen könnte.
Irgendwann erkor sich Leo die 'Puppe' als Spielzeug (c) HESSENMAGAZIN.de
Wenn man dazu noch logisch einen immensen / ungestümen Bewegungsdrang eines jungen, in Rumänien eingesperrten und oft hungrigen Tierheimhundes addiert, der sich nur auf wenigen Quadratmetern eines Käfigs bewegen durfte, schwant einem etwas.
Gelenke wachsen und auch die Muskeln eines Hundes müssen sich erst bilden
Leo könnte sich bei seinen rasanten Renn-Runden samt Ausrutschen oder Überschlag eine Verstauchung, Verrenkung, Zerrung oder einen Bänderriss zugezogen haben. Wir besorgten uns also selbsthaftende Verbände und bandagierten immer mal wieder das am schlimmsten betroffene Gelenk. Das brachte ihm Erleichterung. Weiterhin gab es täglich Massage und Dehnübungen beim Raufen auf dem Teppich, wenn der akute Schmerz vergangen war.
Treppauf, treppab auf der Burg: Leo ist munter dabei (c) HESSENMAGAZIN.de
Im Gelände draußen übten wir, über Holz und Geröll zu steigen und durch tiefe Gräben zu marschieren, balancierten auf Mauern und stiegen immer wieder Treppen rauf und runter. Das wilde Herumrennen wurde verboten. Mehr als fünf Meter Leine hinter und plus fünf Meter vor uns gab es nicht zum Austoben. Dafür aber wieder immer länger werdende Spaziergänge.
Der Erfolg stellte sich langsam nach und nach ein. Heute kann unser Redaktionshund wieder mehr als eine Stunde am Stück laufen, ohne sich unterwegs ausruhen zu müssen. Und das ohne Medikamente! Seine Beweglichkeit hat sichtbar zugenommen, er tänzelt zeitweise regelrecht, hüpft freudig herum, rast wie eine Rakete durch unseren langen Büroflur, rennt dort dem Bällchen hinterher (ohne anzuecken), kann auf drei Beinen stehen, ohne umzufallen und sogar "Schubkarre" machen (auf zwei Beinen gehen).
Eingebunden ins Spielen macht Gymnastik sogar Spaß (c) HESSENMAGAZIN.de
Interaktion: Die Folge der intensiven Beschäftigung
Zwischen Leo und seiner Chefin ist das Vertrauen weiter gewachsen. Er hat zudem herausgefunden, dass auch ER etwas signalisieren kann, was (meistens) verstanden wird. Wenn ihm etwas weh tat, legte er sich auf den Boden. Chefin setzte sich daneben und wartete, bis er wieder aufstehen wollte. Zitterte sein Bein, wenn er gestolpert war, wurde es (ohne Mitleidsbekundungen!) massiert.
Inzwischen ist es lustig, mit zu erleben, wie Leo beginnt, mit verschiedenen Tönen (Bellen, Fiepen, Raunzen, Knurren) zu agieren. Manche Probe geht noch voll daneben. Wenn er zum Beispiel seinen Unmut beim Ausharren im Geschäft mit einem seiner seltenen Beller kund tut, gibt es Gemecker von der Chefin ;-)
Löwen, Bären? Leo guckt schon mal (c) HESSENMAGAZIN.de
Neu ist seit einiger Zeit, dass Leo alles um uns herum extrem aufmerksam beobachtet und wie intensiv er ständig Ausschau (nach Wölfen?) hält. Völlig angstfrei starrt er minutenlang in dunkle Ecken, möchte oft sogar aus der Nähe ergründen, was sich dort aufhält.
Neulich hatte er die Faxen eines respektlos heranpreschenden Hundes dicke. Wir hörten ein dunkles Grollen und sein Ende der Leine vibrierte. Doch wir halten ihn vorerst weiter bewusst hinter uns zurück, er darf noch keine Situation selbst entscheiden. Wir "bellen" für ihn oder greifen regulierend ein, so lange wir von seiner Souveränität nicht überzeugt sind. Als Ergebnis haben wir einen völlig unaggressiven Hunde-Azubi in unserer Redaktion. Und das soll auch so bleiben.
Leo trainiert schnelle Reaktionen: Kampf um den blauen Gürtel (c :-) HESSENMAGAZIN.de
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