[Rhön] Unser Redaktionsmitarbeiter auf vier Pfoten erlebt seinen ersten richtigen Winter in Freiheit - außerhalb seines Tierheimkäfigs, in dem er die ersten Monate seines Lebens verbrachte. Bis auf seine (Rettungs-) Leine ist er "los und ledig", kann auf Erkundung gehen und den unter dem kalten Weiß gut versteckten Feldmäusen hinterherschnüffeln.
Bei den ersten Hopsern durch den Schnee, schnappte Leo anfänglich begeistert nach jeder Flocke, nahm mehrere Maulvoll vom Straßenrand (mit Salz... *ächz*) und warf sich auf die weiße Masse, als wäre sie aus Sand. Beim wie üblich viel zu wilden Freilauf auf einer beschneiten Wiese verstauchte er sich an harten Erdbrocken die Pfoten und blieb entsetzt zitternd liegen. Chefin massierte die Schneeklumpen zwischen den Zehen heraus, dann ging es weiter - aber immer noch nicht langsamer. So kam hund vorläufig wieder an die Leine.
Was Leo riecht, können wir Menschen nur ahnen (c) HESSENMAGAZIN.de
An einem der nächsten Tage gab es Glatteis, auf dem Leo mit wegrutschenden Beinen verdattert herumstolperte. Man sah ihm an, dass er das lästig fand. Doch - oh, Wunder - er fiel nicht "auf die Schnauze", weil er inzwischen durch das häufige Geländetraining trittsicherer geworden ist. Und, obwohl wir es aufgrund seines recht dünnen Fells befürchtet hatten, machen Minusgrade und Nässe ihm nichts aus. Solange er in Bewegung bleibt, haben wir ihn nicht mehr zittern sehen.
Abgetaucht: Leo schnaubt im Schnee herum (c) HESSENMAGAZIN.de
Wir lesen zurzeit ein interessantes Buch über Hund-Mensch-Kommunikation. Darin finden wir viele aufschlussreiche neue Denkansätze und versuchen einiges davon umzusetzen. Die Überlegung: "Braucht ein Straßenhund uns Menschen überhaupt?" wird darin aufgegriffen und klar verneint. Ein Rudel Hunde kommt auf seine Weise bestens ohne Regularien von uns Zweibeinern aus. Und es erzieht seinen Nachwuchs zu sozialen Mitgliedern, wenn wir ihnen die Kleinen nicht wegnehmen und monatelang einsperren. Und das auch während ihrer Präge- und Lernzeit.
Leo lauscht in der Winterstille auf Geräusche von fremden (unheimlichen?) Tieren (c) HESSENMAGAZIN.de
Rund sechs Monate lang war Leo als Welpe im Tierheim. Danach galt er schon als Junghund. Als Mensch wäre er etwa zehn Jahre alt gewesen, als wir ihn übernahmen. Und das die ganze Zeit über ohne Anleitung, Korrektur und sinnvolle Beschäftigung. Er hat es relativ gut überstanden und ist fähig, vieles des Versäumten mit uns gemeinsam nachzuholen. Doch Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. Wir bleiben weiter vorsichtig ;-)