[Hanau] Gerade war Weihnachten. Leo und wir vom HESSENMAGAZIN möchten nicht wirklich wissen, wie viele Tiere wieder einmal wie Spielobjekte auf dem Gabentisch gelandet sind: Wuschelige Kaninchen, kuschelige Kätzchen, lustige Piepmätze und knuddelige Hundewelpen...
Sie alle erwärmen unser Herz und erfreuen unsere Kinder, bis diese oder wir zum xten Mal bei jedem Wetter zum Gassigehen raus müssen, die Katzentoilette sauber machen oder den panischen Flattervogel wieder einfangen sollen. Inzwischen hat das ach so niedliche Kaninchen vielleicht noch ein paar Kabel durchgeknabbert, als es im Wohnzimmer herumhoppeln durfte. Auweia, damit hatten wir nicht gerechnet.
Leo nimmt immer mehr Raum ein: Rund um seinen Schlafplatz schont jetzt eine Picknickdecke den Teppich (c) HESSENMAGAZIN.de
Auch wir in der Redaktion wundern uns und finden mehr und mehr über unseren vierbeinigen Mitarbeiter aus Rumänien heraus. Da wir aber seit seinem Startauftritt bei uns mit dem Schlimmsten rechnen (miefiges Zappel-Fellbündel tagelang die Treppe rauf- und runtertragen, mit Zeitungen ausgelegten Flur putzen, seinem widerspenstigen zahnbewehrten Schnappen konsequent etwas entgegensetzen und seinen Fluchttendenzen adäquat begegnen...), können wir uns nun beginnen zu freuen: Über seine begonnene Anhänglichkeit, immer bessere Aufmerksamkeit, großen Spaß beim Spielen, weniger Zahnspuren auf dem Handrücken und in den Fußzehen (der Chefin), außerordentlich guten Appetit plus ein herrlich samtig gewordenes Fell (des Hundes :-), dazu eine meistens ordentliche Leinenführigkeit und ab und zu mal Ruhe "im Karton".
Ungefährliches Kinderspielzeug: Es hält leider Leos Zähnen nicht lange stand (c) HESSENMAGAZIN.de
Leo hat aufgehört, alles zu zerbeißen oder zu zerfetzen und anschließend blitzschnell runterzuschlucken. Wie oft wir dazu (grummelig guckend) den Befehl wiederholen mussten: "Nicht kaputt machen!" oder mit einem nachdrücklichen: "AUS!!!" ihm Ungenießbares aus dem Maul fischten und Liegedecke oder Spielzeug sicherstellen mussten, ist uns entfallen. Doch es heißt, ein Hund lernt durch bis zu dreitausend Wiederholungen. Seit einiger Zeit ist er dazu übergegangen, erst einmal alles zu beschnüffeln (Teetassen, Badewasser, Fernbedienungen etc.) - immerhin.
Straßenhunde und ihre Abkömmlinge pflegen sehr schreckhaft aber auch frech zu sein (c) HESSENMAGAZIN.de
Zwischendurch vergisst Leo seinen Respekt und handelt sich Ärger ein. Genauer ausgedrückt: Respekt hat er nie gelernt. Er ist nicht wie andere Hunde in einem Rudel aufgewachsen und kennt daher die korrekten hündischen Verhaltensregeln nicht. Aus diesem Grund beginnt seine Kontaktaufnahme bei anderen Artgenossen zwar grundsätzlich freudig, endet jedoch nicht immer zufriedenstellend. Neulich missverstand er sogar die Zurechtweisung einer älteren Hündin komplett falsch und hätte beinahe ein paar Löcher mehr im Gesicht gehabt. Nun richtet er ab und zu den Kamm auf und zeigt damit etwas weniger plumpe Selbstsicherheit. Hoffentlich kommt auch ein Quäntchen Vorsicht dazu :-)
Probeknabbern am Camembert: Die Welt bekommt Geschmack für Leo (c) HESSENMAGAZIN.de
In seinem ersten Leben fraß sich Leo satt an allem, was den Magen füllte. Inzwischen kann er unterscheiden zwischen Futter und Müll. Es ist schön mitzuerleben, wie er sogar Kiwis (hmm) und Mandarinenstückchen (naja) oder Käse (jajaja-schmatz) unterscheiden kann. Hartgekochte Eier findet er lustig und kullert sie über den Fußboden wie Spielzeug. Insgesamt kann man ihn jedoch immer noch als genügsam bezeichnen. Er stürzt sich nicht auf seine mit Fleisch (plus beigemischter Kartoffeln / Reis oder Flocken) gefüllte Futterschüssel. Doch wenn ihm der Inhalt besonders gut geschmeckt hat, leckt er sie blitzblank.
Übermut tut selten gut: Beim Zerrspielen müssen wir immer noch sehr vorsichtig bleiben (c) HESSENMAGAZIN.de
Bis vor einigen Wochen bestanden Leos Spiele aus reinbeißen, mit den krallenbestückten Pfoten schubsen und anrumpeln. Mit viel Geduld und teilweise übertriebenem AUA-Geschrei haben wir zusammen geübt, der Chefin nicht ständig weh zu tun. Es wirkte: Leo hat irgendwann kapiert, dass wildes Hundegehopse und blitzschnelles Schnappen die Spielfreude seitens der Geschädigten versiegen lässt. Wir tun dann absichtlich desinteressiert und wenden uns ab.
Leo zeigt die Zähne: Noch unterscheidet er nicht wirklich zwischen Spiel und Ernst (c) HESSENMAGAZIN.de
Spannend, zuzusehen, wie er sich weiterentwickelt. Leo Hund holt seine Welpenzeit nach und bremst sich jetzt beim Spielen. Umgekehrt hörten wir neulich aber auch ein erstes böses Knurren von ihm. Uns fiel die Kinnlade herunter, als er seine Chefin ein paar Minuten danach sogar richtig anbellte - etwas ganz Neues bei Leo, der bislang nicht mal fiepte, wenn man ihm aus Versehen auf die Zehen trat.
Am liebsten zwischen unseren Knien: Couchen (an einer deckengeschützten Ecke) steht bei Leo seit kurzem ganz hoch im Kurs (c) HESSENMAGAZIN.de
Man sagt eigentlich, Hunde, die bellen, beißen nicht. Das kann nicht wirklich stimmen, denn unser Leo wirft da einiges gewaltig über den Haufen. In der Regel "spricht" er ja überhaupt nicht. Deswegen denken wir, er hat sich nur "im Ton vergriffen" oder er wollte sich auch mal zu Wort melden wie alle anderen aufgeregten Kumpels an diesem Tag auf dem Hundeplatz.
Es hat Monate lang gedauert, bis Käfighund Leo das 'Kontaktliegen' genoss (c) HESSENMAGAZIN.de
Vor wenigen Tagen haben wir Leos Stockmaß herausgefunden: 60 Zentimeter Rückenhöhe am Halsansatz. Ein Leichtgewicht ist er auch schon längst nicht mehr. Wir fragten uns, warum er erst jetzt als umfangreicher "Platzverdränger" mit dem Kuscheln angefangen hat. Die Antwort könnte lauten: Er mag halt nicht mit jedem - Menschen - zusammen sein. Er hat aber uns nun zum Hundeführer erkoren, vertraut uns einigermaßen, und vielleicht findet er es toll, wenn wir nach genügend langem Draufrumliegen irgendwann so riechen wie er :-)
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