[Vogelsberg in Hessen] Die Wortherkunft (aus dem Griechischen = Haushalt) erklärt den Sinn des Begriffs nicht wirklich. Also basteln wir uns vorab ein Beispiel - am besten aus der Vorkriegszeit. Denn heutzutage braucht es kein echtes "Wirtschaften" mehr: Wir leben im Überfluss und haben Zugang zu mehr Gütern, Informationen und Möglichkeiten, als wir tatsächlich benötigen. Das bedeutet: Materiellen Wohlstand, ständige Verfügbarkeit und (zu) viele Wahlmöglichkeiten.
Ökonomisch zu handeln bzw. zu wirtschaften bedeutet jedoch, dass wir unser Material (Ressourcen), das Haushaltsgeld sowie Essen und Trinken passgenau einteilen, dass es für alle (auch in Zukunft) reicht, die bei uns dabei sind.
Verschwendung ist nicht... und Müllgebirge schichtete damals noch niemand auf
Nicht mehr gebrauchte Babykleidung wurde früher selbstverständlich weitergegeben, Sohn und Tochter übernahmen beim Auszug Couch, Bett und Tisch aus dem Familienfundus, das Familienauto wurde jahrelang immer wieder repariert, und Mutti konnte leckere "Reste-Essen" kochen.
Doch die Welt hat sich verändert. Das schlichte Leben ist vorbei, es wird jetzt diktiert von Konsum statt braver Sparsamkeit. Auswucherungen der Wirtschaft ragen nun in die Autoindustrie, die Bauwirtschaft, die Klamotten- und Nahrungsmittelindustrie, Forst- und Landwirtschaft hinein. Wachstum ist an dieser Stelle das Zauberwort, das alle antreibt.
Da werden Millionen Tiere zum Aufessen gezüchtet, zu viele Brötchen bis abends zum Wegwerfen gebacken, im Supermarkt wird neben Milch und Waschmittel ständig billiges Werkzeug als Schnäppchen verkauft. Und bei Ikea, KIK, Depot, Phillips & Co. reizen uns jedes Jahr neue bunte Wegwerf-Weihnachtsdekoration aus Fernost, mehr Firlefanz zu kaufen.
So weit, so schlecht... Alles hat ein Ende, denn Steigerungen bis zur Unendlichkeit gibt es nur im Märchen. Also haut man volkswirtschaftlich die Bremse rein, weil Rohstoffe, frische Luft, gesunde Natur langsam genauso knapp werden wie die erhofften Käufer des ganzen Brimboriums.
So stehen heuer vermehrt Firmenpleiten an - genau so wie das Umdenken mancher Bauern zwecks biologischen Anbaus... Fahrrad fahren und Second-Hand einkaufen sind auf einmal chic... Kein Fleisch essen ebenso. Zudem besinnt man sich auf "nachwachsende Rohstoffe", kauft sich Holzöfen und verfeuert lieber Bäume als dem Kohleabbau hinterherzutrauern.
Neue Wandel-Ideen werden jetzt gesucht, zum Beispiel für Bio-Produkte aus Holz und Stroh
Oktober 2025: Im Rahmen einer Tagung „Wie viel Bioökonomie steckt im Vogelsberg?“ wurde deutlich, welches Potenzial die Region für die Entwicklung nachhaltiger Produkte aus heimischen Rohstoffen bietet. Wirtschaftliche Aktivitäten sollten künftig stärker als Kreislauf gedacht werden, z. B. durch die Veredelung von Reststoffen = Stroh oder Grasschnitt, Holz oder Verpackungspappe.
Dabei wird die Zusammenarbeit mit Hochschulen angestrebt, wo viele Innovationen in Masterarbeiten entstehen und in der Praxis erprobt werden können. Eine vom Verein Region Vogelsberg beauftragte Studie der Universität Gießen zeigt auf rund 70 Seiten, welche Unternehmen, Rohstoffe und Stoffgruppen im Kreis für bioökonomische Prozesse geeignet sind u. a. aus der Land- und Forstwirtschaft.
Unterstützt werden kommene Projekte durch das EU-Förderprogramm LEADER, das gezielt biobasierte Innovationen in ländlichen Regionen vorantreibt. Die Pressemeldung dazu: HIER <-KLICK.
Na dann, lassen wir uns was einfallen oder kehren wir einfach zurück zu Holz-geschnitztem Essgeschirr, Strohmatratzen, waschbaren Windeln aus Stoff und dem in der Pfanne aufgebackenem Brot von gestern..?

Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de





















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