[Hessen - Deutschland] Hübsch sieht die kleine Plastikzitrone aus - mit ihrem niedlichen Lätzchen, auf dem uns direkt neben der Abbildung echter Früchte die Wahrheit verraten wird: "...mit der Säurungskraft von ca. 12 Zitronen!" Als aufmerksamer Verbraucher kommt man ins Grübeln: Ist das nun ein Fall für das Portal gegen Etikettenschwindel Lebensmittelklarheit.de* - oder bemerkt man eigentlich sofort, dass CITROVIN künstlich ist? Auf der Zutatenliste, die rund um den "Kragen" des gelben Behälters zu lesen ist, findet man - immer als erstes mit dem größten Anteil: Wasser. Als zweites 20 % Zitronensaft, dann Citronensäure sowie natürl. Zitrusaroma.
Was unter "natürl(ich)" zu verstehen ist, definiert man heutzutage so: Nicht ausschließlich chemisch, es muss irgendwo in der Natur vorkommen und aus dieser irgendwie (biotechnologisch) gewonnen werden. Das heißt, als Herstellungsgrundlage können alle möglichen Schimmelpilze, auch Seetang oder Muschelschalen, Knochen, Holzöl und bestimmte Destillate dienen. Bei der Citronensäure sind es gentechnisch veränderte Mikroben, die Zucker in Säure und Salze (Citrate) umwandeln.
Noch mehr als ein Jahr haltbar: Zitrone - künstlich (c) HESSENMAGAZIN.de
Wikipedia sagt dazu: "Als natürliches Aroma wird in der Europäischen Union ein Aromastoff oder ein Gemisch von Aromastoffen bezeichnet, welche mittels physikalischer, enzymatischer oder mikrobiologischer Verfahren aus Ausgangsstoffen pflanzlicher oder tierischer Herkunft gewonnen werden und mit in der Natur vorkommenden Aromastoffen chemisch identisch sind."
Im Deutschen Zusatzstoffmuseum <-KLICK weiß man noch etwas mehr über Aromastoffe und Geschmacksverstärker: "Natürliche Aromastoffe werden aus natürlichen Ausgangsstoffen extrahiert; z.B.: Vanilleextrakt, Orangenschalendestillat, Zedernholzöl. Zur Extraktion verwendet man als Lösungsmittel Äthylalkohol, Kohlendioxid, Cyclohexan, Ethylmethylketon, Diäthyläther oder Tetrafluoräthan. Rückstände dieser Stoffe waren gelegentlich in Lebensmitteln mit einem Zusatz "natürlicher Aromen" nachweisbar."
Mahlzeit!
Anhänger an 200 ml Säurungsmittel (c) HESSENMAGAZIN.de
Obwohl das Säurungsmittel Citronensäure mit richtigen Zitronen herzlich wenig zu tun hat, findet man es inzwischen fast überall in Tee, Säften und Frucht- und Gemüsekonserven, Marmeladen, Bonbons, Süßspeisen, als Backzusatz sowie auch in Brühwurst und abgepackten Kochpökelwaren. Selbst für Bio-Produkte ist es zugelassen.
Prinzipiell soll der Zusatzstoff E 330 ja nicht schädlich sein. Er kommt in geringen Mengen auch echten Früchten und lebenden Organismen vor. Aber er greift nach dem Verzehr von entsprechend "verstärkten" Lebensmitteln den Zahnschmelz an, bindet zu viel Kalzium im Körper (macht die Knochen mürbe) und fördert eine unerwünschte Aufnahme von Metallen (Aluminium, Blei etc.).
Doch niemand zwingt uns, solches "geschmacksverbessertes" Zeug zu essen oder zu trinken. Es kann prima auch als Putzmittel dienen und befreit Wasserkocher und Kaffeemaschinen von Kalk bzw. macht Herd und Boden fettfrei.
Bedauerlicherweise aber tröpfeln längst die Hersteller von Kosmetika (u. a. Zahnbleichmittel) und Medikamenten Citronensäure in ihre industriell hergestellten Waren. Ein Grenzwert wurde bislang noch nicht festgelegt: "Sie darf 'quantum satis' eingesetzt werden, d.h. in Mengen, wie sie bei guter Herstellungspraxis zu technologischen Zwecken nötig sind..." (Quelle: Stellungnahme Nr. 006/2005 des BfR / Bundesinstitut für Risikobewertung <-KLICK)
Das gleiche Institut warnt netterweise zur Vorsicht bei der Anwendung von hautstraffenden Mitteln: "Bitten Sie beim Kauf um genaue Angaben." Abgesehen davon, dass solcherlei im Supermarkt absolut realitätsfern wäre, bekommen wir weitere Ratschläge: sich nicht mit der Creme auf der Haut in die Sonne begeben und sie nicht nah der Augen auftragen. Falls wir aber doch eine ungewöhnliche Reaktion (Rötung / Ausschlag / Brennen) bemerken, sollen wir einen Hautarzt aufsuchen. Selbst nachlesen: HIER <-KLICK.
Um der Sache die Krone aufzusetzen
Ohne viel Gedöns ist im Oktober 2011 eine neue Internetseite des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) online gegangen. Die Medien haben ihre Ohren gespitzt und sich auch darüber in vielen Meldungen ausgelassen. Als letzter in der Kette (Verbraucher / Käufer) kann sich nun jeder darüber informieren, in welche Konserve Glassplitter hineingelangt sind oder wo sich Salmonellen tummeln: www.lebensmittelwarnung.de
Heißt das nun für uns: Nicht nur mit Brille / Lupe einkaufen zu gehen, sondern auch jeden Morgen die Warnungen für bereits gekaufte Lebensmittel zu studieren sowie nach dem Abschmecktest auf lebensmittelklarheit.de anzugeben, wenn sie nicht halten, was Werbung / Etikett versprechen?
Wessen Job machen wir da eigentlich?
Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de
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